Florence Nightingale und Co.:Aus dem Korsett der Konventionen

Vor hundert Jahren starb Florence Nightingale, die Begründerin der Krankenpflege. Doch sie ist nicht die Einzige, die eine Pionierin ihres Metiers war, auch andere, etwa Coco Chanel, hinterließen Werke, die unser Leben heute prägen.

Franziska Seng

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Nightingale

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Vor hundert Jahren starb Florence Nightingale, die Begründerin der Krankenpflege. Doch sie ist nicht die Einzige, die eine Pionierin ihres Metiers war, auch andere, etwa Coco Chanel, hinterließen Werke, die unser Leben heute prägen.

Als "Dame mit der Lampe" wurde sie bekannt, als Pflegerin, die ihre Patienten auch nachts mit einer Öllampe besuchte: Heute vor 100 Jahren, am 13. August 1910, starb die britische  Krankenschwester Florence Nightingale. Gegen den Willen ihrer wohlhabenden Eltern hatte sich im Jahr 1850 die damals 30-Jährige entschieden, ihr Leben der Pflege von Kranken zu widmen, und das zu einer Zeit, als dieser Berufsstand einen sehr schlechten Ruf genoss. Sie revolutionierte das britische Gesundheitswesen und das System der Krankenpflege, das später auch von anderen Ländern übernommen wurde. Außerdem regte ihr Einsatz den späteren Friedensnobelpreisträger Henry Dunant zur Gründung des "Roten Kreuzes" an. Ihre Schriften zur Pflegewissenschaft, etwa die Notes on Nursing gelten bis heute als Standardwerke.

Kultureller Jahresrueckblick NRW

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Sie gilt als Begründerin des modernen Tanztheaters: Pina Bausch, die 2009 mit 68 Jahren verstarb, wird unter Fachleuten als bedeutendste Choreographin der Gegenwart gehandelt. Mit der Verschmelzung tänzerischer und theatralischer Mittel, etwa der Genres Tanz, Artistik, Pantomime und Gesang, schuf sie eine vollkommen neue, eigenständige Kunstform. Eine Leistung, die sich nur die wenigsten Künstler auf ihre Fahnen schreiben können.

Filme, Bücher, Mode: Coco boomt

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Ohne Coco Chanel wüssten sehr viele Frauen vermutlich noch weniger, was sie anziehen sollten. Dank des "Kleinen Schwarzen" jedoch, von dem Chanel prophezeite, dass es "eine Art von Uniform für alle Frauen mit Geschmack werden" würde, ist der elegante Auftritt in der Oper oder bei der Cocktail-Party garantiert. Aber auch im Alltag befreite sie die Frauen mit ihren sportlichen, zum Teil auch kurzen und gewagteren Schnitten, aus dem Korsett der Konventionen. Außerdem hat sie zeitlose Klassiker erschaffen wie das berühmte, goldbeknopfte Chanel-Kostüm aus Tweed und den Duft Chanel N° 5 auf den Markt gebracht, das erste Parfüm, das nicht von Blumennoten dominiert war.

Der Einfluss Chanels, die 1883 in ärmlichste Verhältnisse geboren und nach dem Tod ihrer Mutter im Waisenhaus aufwuchs, war so bedeutend, dass sie als einzige Persönlichkeit aus der Modebranche überhaupt vom Time Magazine zu den 100 einflussreichsten Personen des 20. Jahrhunderts gezählt wurde.

Marie Curie, französische Chemikerin und Physikerin

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Die 1867 geborene Marie Curie war eine Vorreiterin auf dem Gebiet der Strahlenphysik. Nachdem sie 1896 Forschungen zu Strahlungen an Uranverbindungen beobachtet hatte, prägte sie für dieses Phänomen den Begriff "radioaktiv". Bis heute ist sie eine der wenigen Personen, die den Nobelpreis gleich zweimal erhielt. Und neben Linus Pauling der einzige Mensch, der ihn in unterschiedlichen Disziplinen errang, nämlich 1903 in Physik und 1911 in Chemie. Außerdem enteckte sie die Elemente Polonium und Radium.

Der Kaffeefilter von Melitta Bentz wird 100 Jahre alt

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Ihr Beispiel zeigt, dass geniale Erfindungen meistens genial einfach sind. Mit 35 Jahren erfand die Hausfrau und Mutter Melitta Bentz den Kaffeefilter, als sie mit dem Löschblatt ihres Sohnes herumexperimentierte, um den Kaffeesatz in der Tasse zu vermeiden. Am 20. Juni 1908 erteilte das Kaiserliche Patentamt zu Berlin der Verlagshändlertocher den Gebrauchsmusterschutz für einen mit 'Filtrierpapier' arbeitenden 'Kaffeefilter mit auf der Unterseite gewölbtem Boden sowie mit schräg gerichteten Durchflusslöchern'. Die ersten Mitarbeiter im neu gegründeten Unternehmen, das in einer Dresdner Vier-Zimmer-Wohnung seinen Anfang nahm, waren der Ehemann und die zwei Söhne. Heute hat das von Bentz' Enkeln geführte Unternehmen mehr als 3000 Angestellte.

Hildegard von Bingen

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Die im Jahr 1098 geborene Benediktinerin Hildegard von Bingen war auf vielen Gebieten der mittelalterlichen Wissenschaft tätig. So schuf sie Werke, in denen sie sich mit Religion, Kosmologik, Musik, Ethik und Medizin befasste, und die im Mittelalter rege rezipiert wurden. Außerdem bestellte sie Kaiser Barbarossa als seine Beraterin in die Ingelheimer Kaiserpfalz. Heute ist sie vor allem für ihre Abhandlungen über die ganzheitliche Heilkunde bekannt, von denen jedoch keine als zweifelsfreie Originale überliefert sind.

Rosa Luxemburg

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1914 initiierte Rosa Luxemburg gegen die Kriegsunterstützung der SPD die antimilitaristische "Gruppe Internationale", später führte sie mit Karl Liebknecht den daraus hervorgegangenen Spartakusbund. Sie schuf Schriften zur politischen Theorie und zum Marxismus, für die sie viele Jahrzehnte als proletarische Klassenkämpferin geschmäht wurde, die später jedoch auch nichtmarxistische Denker, etwa Hannah Arendt, beeinflussten.

Am bekanntesten ist wohl ihr Auspruch: "Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei - mögen sie noch so zahlreich sein - ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden." Sowohl von SED-Dissidenten als auch von Bürgerrechtlern in der DDR wurde dieser Leitsatz verwendet, um die Alleinherrschaft und Reformunfähigkeit der SED zu kritisieren. Am 17. Januar 1988 stand er auf einem Plakat von Demonstranten bei den jährlichen offiziellen Feierlichkeiten zu ihrem Todestag, was eine Verhaftungswelle auslöste. Der Vorfall gilt heute als ein Vorbote der Friedlichen Revolution im Jahr 1989.

NOELLE-NEUMANN

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Wenn das Wort "Allensbach" fällt, kommt man mittlerweile nicht mehr umhin, an das dort ansässige Insitut für Demoskopie zu denken, das Elisabeth Noelle-Neumann zusammen mit ihrem Mann 1947, Erich Peter Neumann, gegründet hat. Mit ihren Prognosen und Umfrageergebnissen prägte die "Pythia vom Bodensee" die bundesdeutsche Politik im hohen Maße. Zuvor waren die Methoden der Meinungsforschung in Deutschland weitgehend unbekannt, nun jedoch war es Politikern möglich, umfassende Einbilcke zu gewinnen in die Befindlichkeiten ihrer Wählerschaft.

Teddy-Edition zum Todestag von Margarete Steiff

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Bereits als eineinhalbjähriges Kind erkrankte die 1847 geborene Margarete Steiff an einem schweren Fieber, das sie teilweise lähmte. Trotzdem entwickelte sie später ein erstaunliches Geschick an der Nähmaschine, die sie aufgrund ihrer Behinderung von der anderen Seite her bedienen musste. Nachdem die ersten genähten Tierfiguren, kleine Elefanten, auf dem Heidenheimer Weihnachtsmarkt ein großer Verkaufsschlager wurden, erweiterte sie ihr Repertoire um weitere Tiere. Mit der Zeit verdrängte die Spielzeugproduktion die übrigen Waren ihres ursprünglichen Geschäfts, in dem sie Wäsche und Mäntel verkaufte. 1893 wurde ihre Firma ins Handelsregister eingetragen, mit dem Verkaufserfolg des ersten Teddybären zu Beginn des 20. Jahrhunderts wuchs ihr Unternehmen zur Weltmarke.

© sueddeutsche.de/seng
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