Fitness für Frauen:Bloß keine Wackelarme!

Viele Frauen wollen nicht nur schlank sein, sondern träumen von einem athletischen Körper: Was müssen sie dafür tun? Tipps von Personal-Trainerin Jennifer Wade.

Gebina Doenecke

Jennifer Wade hat mehrere Bücher über Fitness veröffentlicht und arbeitet seit vielen Jahren als Personal-Trainerin. Die gebürtige Amerikanerin, die seit 30 Jahren in Deutschland lebt, leitet ein Trainings- und Gesundheitsinstitut in München.

Fitness für Frauen: Damit es nicht wackelt und hängt, hilft nur eines: Training.

Damit es nicht wackelt und hängt, hilft nur eines: Training.

(Foto: Foto: iStock)

sueddeutsche.de: Erst Wespentaille, dann Stöckebeinchen wie Twiggy - und jetzt verordnet das Schönheitsideal auch den Frauen einen athletischen Körper. Wollen alle Frauen Arme wie Michelle Obama?

Jennifer Wade: Das Wunschbild hat sich wirklich sehr geändert: Auch Models müssen heute Muskeln haben. Michelle Obama hat von Haus aus eine gute Konstitution; sie war bestimmt schon als Kind athletisch. Doch jede Frau ist anders. Frauen wollen in erster Linie, dass nichts hängt. Ich empfehle den Blick in den Spiegel.

sueddeutsche.de: Was bringt das denn?

Wade: Sie sollten zuerst überlegen: Was für ein Typ bin ich eigentlich? Bin ich von Haus aus athletisch, sehr muskulös? Wenn ja, dann muss ich beim Training aufpassen, dass ich an gewissen Körperpartien nicht zu viel mache.

sueddeutsche.de: Sonst habe ich am Ende Arme wie Madonna, deren Ex-Mann geklagt hat, sie fühle sich an wie ein Knorpel?

Wade: Madonna ist - wie übrigens viele Frauen - im Alter hagerer geworden. Sie hat für ihre Yoga-Übungen ihre Arme extrem trainiert. Das gefällt bestimmt nicht jedem.

sueddeutsche.de: Was kann ich denn noch alles falsch machen?

Wade: Bei einseitigem Training können zum Beispiel die Oberschenkel plötzlich dicker werden. Es gibt auch Übungen, da quillt der Bauch nachher noch stärker raus. Man kann viel falsch machen. Viele Frauen besuchen im Fitness-Studio immer nur die gleichen Bauch-Beine-Po-Stunden, sollten aber lieber konsequent ihren Oberkörper trainieren. Hier hilft eine individuelle Beratung. Da wird dann geschaut, was fehlt diesem Arm: Hakt es am Bizeps, am Trizeps, an beidem?

sueddeutsche.de: Aber nicht jeder kann sich einen Personal-Trainer leisten ...

Wade: Dann sollte ich mir zumindest ein Studio mit qualifiziertem, geschultem Personal aussuchen - und viel variieren. Also zum Beispiel an einem Tag etwas für die Kondition tun, mal gezielt Muskeln aufbauen, mal Entspannungsübungen machen. Ich schicke Frauen zum Beispiel auch zur Lymphdrainage. Oft wird auch die Dehnung unterschätzt.

sueddeutsche.de: Wieso ist das Dehnen wichtig?

Wade: Die Muskulaturhaut muss gedehnt werden, damit sie flexibel, belastbar bleibt und gut durchblutet wird. Manche Beindehnungen verhindern Rückenschmerzen.

sueddeutsche.de: Jetzt rennen die Frauen alle in Yoga- und Pilates-Stunden ...

Wade: Auch da sollte ich es nicht übertreiben. Wer ständig nur extremes Pilates macht, gefährdet seine Hüfte. Alles sollte ausgewogen sein.

sueddeutsche.de: Was wollen die meisten Frauen denn an sich verändern?

Wade: Viele ärgern sich über ihren Bauch, dann kommen die Arme, dann erst die Beine. Hier empfehle ich einen kontinuierlichen Übungsplan, der immer wieder überprüft wird.

sueddeutsche.de: Und wer sich keinen Profi-Berater und auch kein Fitness-Studio leisten kann?

Wade: Auch da kann ich viel machen: Ich kann mir zum Beispiel eine gute DVD mit Übungen für zu Hause kaufen und sogar vor dem Fernseher trainieren. Natürlich gehen viele joggen, das ist aber nicht für jede Frau richtig: Wer stark übergewichtig ist, sollte zunächst lieber zwei bis drei Mal in der Woche energisch Walken.

sueddeutsche.de: Welche Sportarten sind für Frauen zu empfehlen?

Wade: Alles, was Spaß macht. Eine meiner fittesten Kundinnen arbeitet regelmäßig in ihrem Garten und geht mit dem Hund raus.

sueddeutsche.de: Was kann ich für den Busen tun? Zum muskulösen Körper will ich jetzt auch noch eine prima Oberweite ...

Wade: Der Busen ist reines Gewebe, das kann man nicht trainieren oder vergrößern, man kann nur an der Brustwirbelsäule arbeiten, das strafft und hebt ein bisschen.

sueddeutsche.de: Was unterscheidet Frauen von den Männern?

Wade: Natürlich haben Frauen ein anderes Bindegewebe, es gibt kaum Männer, bei denen es an den Armen hängt und wackelt. Frauen können außerdem nicht so schnell Kalorien verbrennen, sie nehmen zunächst langsamer ab als Männer. Darauf muss ich mich einstellen.

sueddeutsche.de: Was muss ich essen, um abzunehmen?

Wade: Viele Frauen ruinieren ihren Stoffwechsel durch ständige Diäten. Davon rate ich dringend ab. Essen Sie drei Mal täglich, naschen Sie nicht. Und ja, auch das ist bekannt: Hände weg von Fast Food. Und versuchen Sie, gesunde, natürliche Bio-Produkte zu kaufen.

sueddeutsche.de: Bio - das ist auch gerade wieder so eine Modeerscheinung ... Wade: Ja, natürlich. Aber früher war auch der Gang ins Fitness-Studio die Ausnahme, heutzutage gilt es fast als Pflicht, sportlich zu sein und etwas für die Gesundheit zu tun.

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