Fish and Chips:150 Jahre fettige Finger

Sie haben der Slow-Food-Bewegung und allen Kampagnen gegen Fettleibigkeit getrotzt: Heute feiern die Fish and Chips, das heimliche Nationalgericht der Engländer, 150. Geburtstag.

Arbeiter essen sie in Manchester zur Mittagspause genauso wie Filmsternchen in London zum Meeting mit dem Manager: Das klassenlose Lieblingsgericht der Briten wird 150 Jahre alt - die Fisch and Chips. Vor eineinhalb Jahrhunderten wurde auf der Insel die erste Fisch-und-Fritten-Bude eröffnet. Wo genau sie jedoch stand, darüber streiten sich Fischbratereien aus Nordengland und London.

Die Kalorienbombe, zu der heute im Londoner West End auch schon mal Champagner gereicht wird, trat von ganz unten ihren Siegeszug an - wie ja auch der Hummer einst als Arme-Leute-Essen galt. Im 19. Jahrhundert machte die jüdische Gemeinde im ärmlichen East End Londons, dort wo Jack the Ripper sein Unwesen trieb, in heißem Fett gegarten Fisch bekannt. Zeitgleich entstand im industriellen Norden Englands der Trend zum frittierten Kartoffelschnitz.

Ob die erste Fish-and-Chips-Bude nun im industriellen Norden oder mitten in London stand - der britische Bund der Fischfrittierer (National Federation of Fish Friers) datiert die Geburtsstunde des heimlichen Nationalgerichts von Blair, Blur und Beckham auf 1860. Vor zwei Jahren antworteten die Briten auf die Frage, was sie an ihrem Heimatland am meisten liebten, öfter mit "Fish and Chips" als mit "Queen".

Für die Ausbreitung des ungesunden Gerichts, dass häufig in Styroporbechern oder auf Zeitungspapier serviert wird, war nach Einschätzung des Fish-and-Chips-Historikers John Walton der Ausbau des Schienennetzes und der Einsatz von Dampfschiffen im Fischfang verantwortlich. Im Ersten Weltkrieg proklamierte die Industrie den Fisch-und-Fritten-Snack als Patrioten-Essen. Engültige Verbreitung quer durch alle Schichten erfuhr das leckere Duo 1930, als Harry Ramsden in Yorkshire es erstmals auch an Mittelklasse-Kunden verkaufte. Diese Firma hat heute 35 Filialen.

Traditionell wird zu Kartoffelecken und Fischfilet Essig, Sauce Tartare oder Tomatenketchup gereicht. Das Gericht hat inzwischen zwar weltweit Verbreitung gefunden, aber die Verzehrmenge in seinem Heimatland dürfte dennoch ungeschlagen sein: Zwischen 250 und 350 Millionen Portionen werden dort alljährlich aus Imbissbuden gereicht.

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