Was ist mit Egozentrikern, die nur um sich selbst kreisen?
Der Egozentriker jagt der Anerkennung von anderen nach. Seine Defizite im Selbstwerterleben versucht er dadurch aufzufüllen, in dem er ständig nach Lob und Anerkennung heischt. Anstrengend wird es für die Umwelt, wenn er andere entwertet, um zu betonen, wie bewundernswert er selbst ist. Im schlimmsten Fall bewirkt er das Gegenteil von dem, was er beabsichtigt, die Umstehenden wenden sich von ihm ab.
Aber es gibt doch auch Egozentriker, die ganz sympathisch sein können?
Ja, wenn es dem Egozentriker gelingt, seine Persönlichkeitsakzente in eine positive Richtung zu lenken, kann er sie gewinnbringend für alle einsetzen. Denken Sie an Menschen, die sich auf Bühnen bewegen und große Auftritte lieben. Jeder, der schon mal ein Stadionkonzert besucht hat, ist in einen positiven Sog der Egozentriker geraten. Während ein Normalmensch vor 50 000 Zuhörern im Publikum am liebsten im Boden versinken würde, heizt diese Kulisse den Egozentriker erst richtig an. Er wird zur Rampensau und das Publikum ist wie elektrisiert.
Wie erklären Sie die Probleme mit Alkohol und Drogen, von denen regelmäßig im Zusammenhang mit Größen aus Rock und Pop berichtet wird?
Es macht einen entscheidenden Unterschied, wie reflektiert der Egozentriker zu seiner eigenen Person ist. Wenn er seine Muster, die ihn antreiben, durchschaut, dann weiß er, dass er auf der Bühne einen großen Spaß haben wird, dass das aber nicht das ganze Leben ist. Es existieren eben viele Bereiche im Leben, die durch Erfolg nicht kompensiert werden können. Der Unreflektierte jedoch jagt nur blind der Anerkennung nach. Entweder ist er frustriert, weil er nicht so erfolgreich ist, wie er es gerne wäre. Oder er ist enorm erfolgreich und wundert sich darüber, dass trotz allem ein Gefühl von innerer Leere bleibt. Dadurch frustriert, reguliert er sein Seelenleben durch den Konsum von Suchtstoffen. Weil er sein Verhalten und Erleben nicht reflektiert, laufen diese Prozesse unbewusst ab. In der Behandlung nehmen dann wieder Gespräche über Selbstliebe und tiefe und vertrauensvolle Beziehungen einen wichtigen Platz ein.
Und wie verhält es sich mit dem Narzissmus?
Für den Narzissten ist die Angst vor Verletzung die treibende Kraft. Er hat überall das Gefühl, dass etwas gegen ihn gerichtet ist, fühlt sich schnell angegriffen und gekränkt. Auch von Dingen, die eigentlich neutral gemeint sind. Er zieht sich immer weiter aus der Außenwelt zurück oder reduziert die Kontakte auf ein Minimum. Mitunter startet er verletzende Präventivschläge, damit ihm bloß niemand zu nahe kommt. Bei der Selbstliebe hingegen ist das Ziel, für sich selbst zu sorgen. Zu sich selbst Ja zu sagen, diesen Schritt kann jeder nur persönlich gehen.