Feen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Früher beschützten diese wundersamen Wesen Kinder, Bäume, Flüsse und Quellen. Herr Rossi aus der Zeichentrickserie "Herr Rossi sucht das Glück" hätte ohne eine Trillerpfeife, die er von einer Fee geschenkt bekam, nicht durch die Zeit reisen können. Carlo Collodis Pinocchio wurde von einer blauen Waldfee adoptiert. Heutzutage tauscht allenfalls eine ominöse Zahnfee ausgefallene Milchzähne gegen kleine Geschenke aus, aber jeder Siebenjährige kann leicht googeln, dass die Zahnfee eine Erfindung wohlmeinender Eltern sein muss.
Das ist sehr schade. Denn Feen gelten als halbgöttliche Personifizierung der Weiblichkeit (wobei es auch männliche Feen gibt, gendermäßig ist die Feenwelt noch komplizierter als die der Menschen). In Sagen, Märchen und antiken Erzählungen werden Feen als überirdisch schön, niemals alternd, glückbringend und liebevoll sorgend beschrieben. Die fabelhaften Flatterwesen verkörpern das Prinzip des Guten und Schönen, aber wehe, man kränkt eines von ihnen - dann verwandelt sich die gute Fee in einen bösen Quälgeist.
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Es ist nicht bekannt, was Feen essen, wie sie sich fortpflanzen und ob sie einer geregelten Arbeit nachgehen. Doch es scheint festzustehen, dass sie geradezu manisch tanzen. Wie sonst sollten die Feenkreise zu erklären sein? Immer wieder tauchen auf Waldlichtungen und Wiesen mysteriöse Ringe auf. Sie waren den Menschen schon immer ein Rätsel. Die wenig logische, aber zauberhafte Begründung: Es handelt sich um Tanzplätze von Feen, Hexen oder anderen Figuren mit magischen Kräften.
Die meisten dieser Kreise entstehen jedoch durch Pilze: Das Myzel wächst in alle Richtungen gleich schnell und bildet ringförmige Strukturen. Andere Feenkreise blieben dagegen lange ein Rätsel - trotz intensiver Forschung. In Namibia erscheinen immer wieder Millionen roter Kreise in der Steppe, drei bis 24 Meter im Durchmesser groß. Sie sehen aus der Luft aus wie mit dem Zirkel gezogen, die Kreisflächen sind kahl, außen herum wächst dichtes Gras. Die Ursache für dieses Phänomen ist noch nicht eindeutig geklärt.
Mäuse, Borstenhörnchen, Löffelhunde und verschiedene Insekten halten sich gerne in den kreisförmigen Mikro-Lebensräumen auf. Rundum ist Wüste, die Feenkreise treten vor allem in extrem trockenen Gebieten Südafrikas und Namibias auf, und zwar nur auf einem schmalen Streifen von der Küste bis 160 Kilometer landeinwärts. Sind bestimmte Mineralien dafür verantwortlich, Meteoriten-Einschläge oder Pflanzen, die Giftstoffe absondern? Oder leben in den Weiten der namibischen Wüste wirklich Feen, die sehr ausdauernd im Kreis tanzen?
Lassen Sandtermiten die Kreise entstehen?
Der südafrikanische Botaniker G. K. Theron hatte sich vor gut 40 Jahren an die Lösung des Rätsels herangetastet. Er veröffentlichte 1979 einen Forschungsbericht über die Feenkreise und stellte die These auf, dass giftige Substanzen aus den Blättern der Euphorbia damarana, einem Strauch aus der Gattung der Wolfsmilchgewächse, für die Entstehung der Feenkreise verantwortlich sei. Forscher der Universität Göttingen widerlegten dies im Jahr 2020 eindeutig, als sie Pflanzen im selben Gebiet wie Theron untersuchten. Ihr Ergebnis: Es besteht kein Zusammenhang zwischen Euphorbia-Büschen und Feenkreisen.
Ein weiterer Erklärungsansatz dreht sich um das Thema Wasser. Einige Experten teilen die Ansicht, dass sich Wüstenpflanzen gegenseitig das Wasser rauben und so die kreisförmigen Kahlstellen entstehen. Diese Theorie beruht allerdings auf einer Modellrechnung und ist nicht faktisch belegt. Einer anderen, vergleichsweise winzigen Spur ging ein Forschungsteam der Universität Hamburg nach. Bereits im Jahr 2013 war in der Fachzeitschrift Science die These veröffentlicht worden, dass die Feenkreise von bodenlebenden Sandtermiten der Gattung Psammotermes hervorgerufen werden. Die Insekten produzieren angeblich die kahlen Stellen, um das wenige vorhandene Wasser zu konservieren.
Ein Hamburger Forschungsteam rund um den Biologen Norbert Jürgens legte im Jahr 2020 Ergebnisse vor, die die Termiten-Theorie stützen. Demnach werden die Feenkreise in der Namib-Wüste von zwei unterschiedlichen Termitenarten verursacht, die Verbreitungsgebiete der beiden Arten sind klar getrennt. Die Grenze liegt im südwestlichen Angola, südlich davon werden die Feenkreise von Sandtermiten erzeugt, nördlich von Erntetermiten, einer bisher noch nicht beschriebenen Termitenart. In den nördlichen Kreisen gibt es in der Mitte eine Bodenerhebung, in der das Nest der Termiten liegt, in den südlichen nicht. Außerdem stellten die Wissenschaftler fest, dass nur die nördlichen Kreise Salze im Boden anreichern.
Allerdings hat die Termiten-These auch Kritiker. Zu ihnen gehört Stephan Getzin vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Er gibt zu bedenken, dass Termiten nicht überall vorkommen, wo es Feenkreise gibt. Und er bezweifelt, dass die Insekten in der Lage sind, Kreise in geometrisch so regelmäßigen Formen zu erzeugen. Getzin hält eher die Selbstorganisation von Pflanzen dafür verantwortlich. Die Gräser in der Umgebung der Feenkreise ziehen Wasser und Nährstoffe an, dadurch entsteht eine Sogwirkung über mehrere Meter. An zentralen Stellen bleibt dann kein Wasser übrig und es bilden sich runde, kahle Flecken.
Solange keine Einigkeit unter den Forschern herrscht, bleiben auch kahle Flecken bei der wissenschaftlichen Erklärung für die Feenkreise. Und überall, wo Menschen Leerstellen und Deutungsspielräume entdecken, füllen sie diese mit Fantasiegeschichten auf, was ja auch eine Kunst für sich ist. Womöglich sind die mysteriösen Kreise in der Wüste die Fußabdrücke unbekannter Riesenlebewesen? Oder Landeplätze für Ufos? Oder vielleicht doch Tanzflächen für Feen? Wenn man drei Wünsche frei hätte an eine Fee, könnte man sie diese Rätselfragen beantworten lassen.