Fast Food:Burger statt Pancetta

Der italienische Agrarminister Luca Zaia macht Werbung für eine US-Fast-Food-Kette. Die Opposition ist entsetzt.

Der italienische Agrarminister Luca Zaia sorgt im Land von Parma-Schinken, weißen Trüffeln und Parmesan derzeit für Aufregung. Sein Vergehen: Er wirbt für einen Hamburger des US-Konzerns McDonald's.

Luca Zaia; AP

Luca Zaia verspricht den Bauern Zuwächse in Millionenhöhe und steht trotz Kritik zu seiner Werbung für die Fast-Food-Kette.

(Foto: Foto: AP)

Nach Angaben des Ministers sollen mit dem neuen Angebot monatlich 3,5 Millionen Euro italienischen Bauern zugutekommen, weil der "McItaly" Rindfleisch, Asiago-Käse und Artischocken aus Italien enthalte.

Nicht gerade hilfreich für die Reklame war der Ort der Präsentation: die erste italienische McDonald's-Filiale mitten in der römischen Altstadt, nahe der weltbekannten Spanischen Treppe.

Als Reaktion auf die Eröffnung des Restaurants 1986 gründete der damals unbekannte Turiner Carlo Petrini die Slow-Food-Bewegung. Sie ist inzwischen weltweit aktiv und wirbt für heimische Produkte aus biologischem Anbau.

Kürzlich wies Petrini auf der ersten Seite der Zeitung La Repubblica die Behauptungen von Zaia und McDonald's zurück, wonach italienische Bauern von der Zusammenarbeit profitieren. Kilo für Kilo rechnete er vor, wie viel wirklich bei den Landwirten ankommt. Und er wies Zaias Idee zurück, dass mit dem Hamburger die Identität der italienischen Landwirtschaft in der Welt verbreitet wird. "Geschmack ist wie Identität nur von Wert, wenn es Unterschiede gibt", schrieb der Gourmet und Weinkenner.

Doch vor allem von der Opposition muss sich Zaia Kritik anhören. Der Demokratischen Partei stößt übel auf, dass McDonald's ein offizielles Siegel der Regierung verwenden darf - dies ist eine begehrte Auszeichnung, die eher zu Museen oder Kulturprojekten passt.

Zudem ist im Werbematerial für den McItaly von einer "Schirmherrschaft" des Ministeriums für Landwirtschaft die Rede. Der demokratische Abgeordnete Nicodemo Oliverio fragt sich deshalb nach eigenen Worten, ob Zaia für sein Land oder McDonald's arbeite. Er sieht italienische Unternehmen benachteiligt, so dass die Kartellbehörde zum Eingreifen gezwungen sein könnte. Zaia dagegen verweist auf andere Initiativen für italienische Produkte - etwa für Parmesan oder geräuchertes Rindfleisch.

Der McItaly scheint zumindest bei den zumeist jungen McDonald's-Kunden in Italien gut anzukommen. In der ersten Woche seien 100.000 Burger und damit mehr als erwartet verkauft worden, sagt Zaia. Weitere Produkte sollen folgen. Geplant ist ein Hamburger mit Räucherschinken und gegrillten Zwiebeln. Außerdem soll ein Salat mit ausschließlich italienischen Zutaten in den 392 Restaurants auf der Halbinsel angeboten werden.

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