Süddeutsche Zeitung

Fasching:Frische Luft in der Verkleidungskiste

An Karneval trifft man jedes Jahr auf ähnliche Gestalten: Pirat und Prinzessin, Anna und Elsa, PJ Masks und Einhorn. Aber wie wäre es mit Wischmob, Google oder Feinstaub? Sechs neue Kostümideen

Text: Marc Baumann und Georg Cadeggianini, Illustration: Adam Higton

Nimm zwei

An Karneval hören wir Partymusik, die man seinen Ohren im normalen Leben nie antun würde. Einer dieser Fetensongs eignet sich super als Kostümanleitung: "Ich hab 'ne Zwiebel auf'm Kopf, ich bin ein Döner." Heißt: Gummiband und dicke Zwiebel besorgen, Loch durchbohren, Gummi durchfriemeln, überziehen. Fertig ist der Dönerspieß, auf dem ja auch immer oben eine Zwiebel thront. Dann muss nur noch das passende Lied gespielt werden, Tanzschrittvorschlag: Einfach schön langsam drehen. Andere Kostüme, für die man nur zwei Dinge braucht: Priester (Morgenmantel, schön weit oben zumachen und eine Schachtel Oblaten), Geist (Bettlaken und Löcher), Billie Eilish (XL-Schlafanzug von Papa und grün gefärbte Haare; zur Not grünen Slime auf den Kopf legen) oder Wischmob (langes gelbes Shirt bis zur Brust längs in Streifen schneiden, darunter blauer Hoodie).

Klein sein

Wer Lust hat auf Basteln, kann zum Lego-Männchen werden: Eine große Pappe zum Rohr biegen, sodass der Kopf darin Platz hat, gelb anmalen, schwarze Augen und Mund draufmalen. Seh- und Atemschlitze nicht vergessen. Für den Klotzkörper geht zum Beispiel ein bemalter Umzugskarton, darunter einen Pulli in der gleichen Farbe. Wichtig: Am Ende gelbe Putzhandschuhe nicht vergessen. Immer noch zu einfach? Drei Herausforderungen für echte Verkleidungsprofis: Wie geht man als Feinstaub? Oder als Wlan-Passwort? Wie viele Pirouetten dreht man als Beyblade-Kreisel?

Verstecktes Kostüm

Superman ist ja eigentlich Clark Kent, ein etwas schüchterner Journalist, der im Notfall immer seinen Superman-Anzug unter der normalen Kleidung hat. Ideal für Fasching: Statt eines aufwendigen Supermankostüms mit Umhang einfach nur ein Superman-T-Shirt besorgen, einen Kapuzenpulli mit Reißverschluss darüber anziehen, eine alte Brille aufsetzen und einen kleinen Schreibblock mit Stift dabei haben. Und wenn die anderen fragen: "Hä? du bist ja gar nicht verkleidet?, den Reißverschluss runterziehen, einmal kurz aufs Logo tippen: "Ich bin's, Supermann, aber pssssst, nicht weitersagen, ist geheim." Untendrunter-Verkleidungen haben mehrere Superhelden: Spiderman, Ladybug, Die Unglaublichen - ein T-Shirt genügt. Als Fußballfan sorgt für große Überraschung, wenn ihr als Bayern-München-Spieler geht. Darunter: 1860 oder ein BVB-Shirt.

Echtes Internet

Wie sähe ein Social-Media-Account in Wirklichkeit aus? Dazu braucht man eine richtig große Pappe, Wasserfarben und ein paar groß ausgedruckte Fotos aus den letzten paar Monaten. Egal ob Facebook, Instagram, Twitter oder Tiktok: Links oben in die Pappe ein Loch reinschneiden fürs Profilfoto. Da guckt man später durch. Drunter ein paar Timeline-Fotos kleben, dazu ein paar nette Infos über sich schreiben in der Bio, fertig. Wer andere Sachen im Internet lieber mag: Als Google verkleidet wird man wahrscheinlich ziemlich viel gefragt. Als Youtube darf man zappeln.

Fasching for Future

Am besten geht das zu zweit. Zum Beispiel als Junge und Mädchen: Das Mädchen macht sich einen Zopf, zieht sich einen gelben Friesennerz über und malt ein "Skolstrejk för Klimataet-Schild (genau, sie geht als Greta). Und der Junge macht sich als Gegenspieler zurecht. Er malt sein Gesicht orange an und färbt sich die Haare blond (dann zur Haartolle formen) oder zieht eine rote Baseballkappe auf und ist, klar, Donald Trump. (Nicht vergessen, als Donald sollte man, egal, wer einem begegnet, immer die Hand rausstrecken und den Daumen nach oben stellen, dazu sehr siegessicher grinsen. Das gehört zur Verkleidung). Vielleicht nimmt auch Donald ein Plakat mit? Ein leeres, und jeder schreibt seine Meinung zur Klimakrise drauf? Andere große Klimakrisen-Gegensatz-Verkleidungen: SUV und Gletscher, Bratwurst und Sojabohne, Pilot und Biene.

Superaktuell

Gestern noch in den Nachrichten, heute schon auf der Tanzfläche: Sturm Sabine. Aber wie verkleidet man sich als 180 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit? Mit viel, sehr viel Haarspray. Gerade wenn man lange Haare hat, kann man damit gut eine vom Winde verwehte Frisur formen. Dazu kleine lustige Details mitbringen: abgebrochener Ast, kaputter Regenschirm, runtergefallene Dachziegel. Oder man schaut noch mal in die Nachrichten: Wie kann man sich als Jürgen Klinsmann oder Brexit verkleiden? Und darf man sich Marshmallows auf die Badekappe kleben und als Coronaviruskörperchen gehen?

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Quelle:
SZ vom 15.02.2020
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