Da steht er also in seinem bayerisch-österreichischen Gwand. Die blanken Wadeln ragen aus der Lederhose, und er sieht recht zufrieden aus. Mit einem verschmitzten Lächeln blickt der ,,Wellness-Pionier'' Paul Haslauer von seiner Reiteralm hinunter auf Salzburg. Die Häuser und Türme der Stadt funkeln in der Sonne. Von hier aus ist er als junger Bursche aufgebrochen, die Welt zu erobern. Was sollte es also Schöneres für den Mittesechzigjährigen geben, als hier nach einem erlebnisreichen Arbeitsleben die Ruhe zu genießen?
Der Schein trügt: Paul Haslauer ist kein gemütlicher Alm-Öhi. Der Mann jettet im Wellness-Business durch die ganze Welt.
(Foto: Foto: Haslauer)Auf der Reiteralm hat Haslauer viele Produkte entwickelt, die Entspannungssuchende nun aus Hotels, Kurhäusern, Thermen, Spas und von Kreuzfahrtschiffen kennen: Rasul-, Pantai-, Stein-, Brechelund Brotbäder, Kraxenöfen, Sabbia-MedRäume und Soft-Pack-Liegen gehören dazu. Auf der Reiteralm stehen sie allesamt dem Gast zu Verfügung.
Haslauer ist beides: gläubiger Wellness-Guru und innovativer Geschäftsmann. Er weiß seine Produkte zu vermarkten, will aber auch ganz dahinter stehen können. Stimmt er sein Loblied auf die Medical-Wellness an, funkeln seine Augen vor Sendungsbewusstsein. Sein eigenes Erweckungserlebnis hatte er offenbar 1966, in einer bayerischen Bierbar mitten im Londoner Soho. Dort begegnete er einem deutschen Arzt, der ihm etwas über die heilsame Wirkung von Moor bei rheumatischen Erkrankungen erzählte.
Damals war Haslauer ein junger Buchhalter bei Lloyd's in London, und Wellness war nicht nur für ihn ein Fremdwort. Doch Moor, das kannte er. Davon gab es jede Menge im Salzburgischen, auch auf den elterlichen Feldern. Sollte das bislang scheinbar Unnütze zum Quell neuer Möglichkeiten werden? Die Idee ließ Haslauer nicht mehr los. Der Mediziner bestätigte ihm nach ersten Proben die medizinisch-therapeutische Wirkung des heimischen Moors. Bald schon sagte Haslauer den Versicherungen ade und wurde zum überzeugten Gesundheits-Apostel. Er stieg ins Geschäft mit Moor- und Heupackungen ein.
Manche seiner frühen Erfindungen wie die Soft-Pack-Liege, auf der man sich auf Wasser schwebend schwerelos fühlt, und deshalb so unvergleichlich gut entspannen kann, sind mittlerweile Klassiker der Branche. Als das Patent dafür auslief, entwickelte er alsbald den Nachfolger: eine Art Badewannenwiege, in der man im Wasser sanft hin- und hergeschaukelt wird und an embryonale Erfahrungen erinnert werden soll. Seine neueste Erfindung heißt "Salve-in-terra" und ist eine Art Schlammliege für zwei, in denen Paare spielerisch wieder die Lust an Nähe und Berührung entdecken können.
Derweil ist die Sonne über Salzburg untergegangen. Vom Restaurant der Reiteralm aus hat man jetzt den Blick auf die Lichter der Stadt. Paul Haslauer verabschiedet sich mit einem Lächeln, er muss noch einmal in sein "Experimentierstüberl''.