Ich würde es ihr sagen, indem ich es ihr sage. So wie Sie es jetzt formuliert haben, klingt das überhaupt nicht unsensibel. Man muss doch nicht alles okay finden oder aushalten, nur weil man sich liebt. Sie haben Bedürfnisse, und Ihre Tochter hat welche. Ihre Tochter kann ihre Bedürfnisse auf jeden Fall auch woanders ausleben, weil sie auch eine andere Wohnung in Besitz nehmen könnte, bei Freund oder Freundin, oder in eine eigene Wohnung oder WG ziehen könnte. Aber Ihr Bedürfnis danach, dass Ihr Haus Ihr Haus ist, können Sie, so wie es jetzt gerade aussieht, nicht ausleben. Das passt also nicht zusammen. Entweder breitet sich Ihre Tochter nicht weiterhin so aus, oder es geht eben nicht. Ganz klar: Ihr Haus, Ihre Regeln, auch wenn die Tochter erwachsen ist. Wie sieht es aus mit: "Ein Vierteljahr noch, aber räum deine Sachen in dein Zimmer. Ich helf dir bei der Wohnungssuche. Ich unterstütze dich bei allem. Ich hab dich lieb." Ich finde, das hört sich total in Ordnung an.
Kirsten Fuchs ist Schriftstellerin und lebt mit Tochter, Mann und Hund in Berlin. Sie schreibt vor allem Kurzgeschichten und Romane, aber auch Theaterstücke sowie Kinder- und Jugendbücher. Ihr Buch "Mädchenmeute" erhielt 2016 den Deutschen Jugendliteraturpreis.