Familientrio:Wie erklärt man seinem Kind das Thema Pornografie im Internet?

Two girls in skatepark sharing cell phone model released Symbolfoto PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxO

Über die auch unter den Zehnjährigen weitverbreiteten Smartphones kommen Kinder heute mit Internetpornographie in Kontakt

(Foto: imago/Westend61)

Im Alter von zehn Jahren kommen Kinder im Durchschnitt zum ersten Mal mit Internetpornografie in Berührung. Wann und wie sollten Eltern das Thema ansprechen? Drei Experten antworten.

Leser Fritz M., 37, aus Hamburg fragt:

Als ich in der Grundschule war, hatte Sex noch etwas Verpöntes. Ein bisschen Brust in der Zeitschrift Bravo hat uns Kinder aus dem Konzept gebracht. Diese Zeiten sind lange vorbei. Wie erkläre ich heute meinem Kind (neun Jahre) in wenigen Worten das Thema Internetpornografie? Und vor allem: Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür?

Drei Experten antworten:

Kirsten Boie: Früh über das Thema sprechen

Bundesweiter Vorlesetag

Kirsten Boie ist Schriftstellerin und Autorin von mehr als hundert Kinder- und Jugendbüchern, darunter die allseits bekannten und geliebten Geschichten "aus dem Möwenweg" oder die Abenteuer des kleinen "Ritter Trenk".

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach neueren Untersuchungen kommen Kinder im Schnitt mit zehn Jahren mit Internetpornografie in Berührung, ein knappes Drittel der Acht- bis Dreizehnjährigen guckt sich - angeblich - derartige Seiten an. Oft werden sie ihnen das erste Mal von Freunden auf dem Handy gezeigt. Wenn Ihr Kind zu Ihnen kommt und von solchen Erlebnissen berichtet, ist klar, dass Sie ihm einiges erklären müssen. Das ist natürlich eine Chance. Aber sehr viel häufiger erzählen Kinder ihren Eltern ja gerade nicht von solchen Vorfällen, weil sie genau wissen, dass derartige Filme und Fotos für die Eltern nicht akzeptabel sind.

Daher macht es sicher Sinn, das Thema früh anzusprechen, bevor die Kinder Pornoseiten begegnen - das kann noch relativ beiläufig passieren und hat den Vorteil, dass die Nachfragen des Kindes deutlich machen, was zu diesem Zeitpunkt erklärt werden sollte. Außerdem weiß Ihr Kind dadurch, dass es sich nicht um ein Tabuthema handelt, und dass es mit Ihnen darüber reden kann. Es wird Ihnen dann auch sehr viel eher davon berichten, wenn es tatsächlich auf den ersten Internetporno gestoßen ist.

Jesper Juul: Kurzer Einstieg, langer Dialog

Jesper Juul

Jesper Juul ist Familientherapeut in Dänemark und Autor zahlreicher internatio- naler Bestseller zum Thema Erziehung und Familie.

(Foto: Franz Bischof)

Der richtige Zeitpunkt ist dann, wenn Sie wissen, dass es sich pornografische Seiten im Internet anguckt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man dieses Thema kurz und knapp erklären kann, aber mir fällt immerhin ein kurzer Einstieg in das Gespräch ein: Ich möchte nicht, dass du Pornos guckst! Wenn Sie einigermaßen unbeschwerte Kinder haben, werden sie wissen wollen, warum nicht. Der Rest wird zum langjährigen Dialog, der manchmal länger, manchmal kürzer dauert.

Katia Saalfrank: Kinder brauchen Begleitung und Schutz

Katia Saalfrank

Katia Saalfrank ist Pädagogin, Musiktherapeutin und wurde als Fachberaterin in der Sendung "Die Super Nanny" bekannt. Heute arbeitet sie in ihrer eigenen Praxis in der Eltern- und Familienberatung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wie klären Sie denn Ihr Kind grundsätzlich über Pornografie auf? Ich fürchte, Sie brauchen etwas mehr als "wenige Worte", mit einer simplen Erklärung wird es nicht getan sein. Im Gegenteil. Wenn Sie wirklich Interesse daran haben, Ihr Kind über das Internet aufzuklären und vor bestimmten Bildern im Netz zu bewahren, sollten Sie sich Zeit nehmen. Die Auseinandersetzung mit dem Internet insgesamt ist ein Prozess, der den Austausch immer wieder nötig macht.

Diese digitale unendlich weite virtuelle Welt mit Facebook und Computerspielen: Für Kinder birgt sie - neben den vielen Informationen und Möglichkeiten - wie eine "echte" neue Welt auch ungeahnte Gefahren. Deshalb brauchen Kinder Begleitung und manchmal auch Schutz. Sie würden Ihr Kind doch auch nicht alleine im Ausland in einer großen Stadt alleine lassen und darauf vertrauen, dass es - ohne die Sprache und die Regeln des Landes zu kennen - nach Hause findet! Das ist vergleichbar mit der Welt des Internets. Sie sollten sich klar positionieren, denn Eltern sind verantwortlich, dass Kinder diese "Sprache" erlernen, eigene Erfahrungen machen, aber gleichzeitig auch wissen, wo welche Gefahren lauern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: