Familientrio:Wer darf bestimmen?

Eigentlich reden die Söhne, 14 und 16 Jahre alt, unserer Leserin bei wichtigen Entscheidungen mit. Aber muss das auch bei der Renovierung des Bads sein, wenn sie eh bald ausziehen?

"Wir wollen unser Badezimmer endlich neu renovieren. Normalerweise binden wir unsere Söhne, 14 und 16 Jahre alt, bei wichtigen Entscheidungen gerne mit ein. Nun wollen sie auch bei der Badplanung mitreden. Da die Zeit, die sie noch bei uns wohnen werden, ja überschaubar ist, sehen wir das dieses Mal nicht so ganz ein. Dürfen wir sie von der Planung ausschließen?"

Christiane W., Trier

Margit Auer:

Margit Auer
Schwarz weiß

Margit Auer ist die Autorin der Kinderbuch-Bestseller-Reihe "Die Schule der magischen Tiere", die inzwischen mehr als sieben Millionen Mal gedruckt und in 25 Sprachen übersetzt wurde. Sie hat drei Söhne, die fast alle schon erwachsen sind, und lebt mitten in Bayern.

(Foto: Auer)

Sind Sie sicher, dass Sie das durchziehen wollen? Ihr Badezimmer wird in den nächsten Jahren noch sehr strapaziert werden. Ich denke an Teenager, die sich über die Schüssel beugen, dauerduschende Übernachtungsgäste, stundenlange Stylingversuche vor dem Spiegel ... Ganz ehrlich, ich rate dringend dazu, die Renovierung zu verschieben. Sie sind schon mittendrin? Dann sollten Sie die Söhne mit einbeziehen, zumindest pro forma. Mich hätte es als 14-Jährige geschmerzt, wenn ich zu hören gekriegt hätte: "Du ziehst ja eh bald aus!" Eltern und Kinder denken in komplett anderen Zeiträumen. Für Sie liegt der Auszug zum Greifen nahe, für die Kinder liegt er - zum Glück - in weiter Ferne. Wäre es nicht schlimm, wenn in den nächsten Jahren jede Entscheidung unter diesem Vorzeichen betrachtet wird? Sie leben jetzt zusammen und jeder soll sich wohl fühlen. Wahrscheinlich haben Ihre Söhne sogar ein paar richtig gute Ideen!

Herbert Renz-Polster:

Familientrio: Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt, Wissenschaftler und Autor von Erziehungsratgebern und des Blogs "Kinder verstehen". Er hat vier erwachsene Kinder und lebt mit Frau und jüngstem Kind in Ravensburg.

Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt, Wissenschaftler und Autor von Erziehungsratgebern und des Blogs "Kinder verstehen". Er hat vier erwachsene Kinder und lebt mit Frau und jüngstem Kind in Ravensburg.

(Foto: Random House)

Zwischen "einbinden" und "ausschließen" liegt ja noch ein ganzes Feld, auf dem man sich vielleicht in guter Stimmung begegnen kann. Denn klar wäre es eine Kränkung, wenn Sie Ihre Jungs jetzt bei diesem Projekt komplett ausschließen würden, also zum Beispiel deren Vorstellungen und Ideen gar nicht anhören und bedenken wollten. Das wäre ja auch zu Ihrem eigenen Nachteil, denn vielleicht sind da ja Sachen dabei, die Ihnen tatsächlich auch gefallen? Andererseits planen Sie einen Umbau, den dann nicht Ihre Kinder sondern eben Sie "ausbaden" werden. Und das wollen Sie verständlicherweise in einem Badezimmer tun, das Ihren eigenen Ideen entspricht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihre Jungs das anders sehen? Und wenn doch, dann wäre das eine gute Gelegenheit darüber ohne Stress ins Gespräch zu kommen. Dabei werden Sie vielleicht festzustellen, dass der Zeithorizont bis zum "Ausziehen" von einem 14-Jährigen völlig anders gewichtet wird als von Ihnen. Und dass das "Ausziehen" vielleicht auch so kommentiert wird: Aber das ist dann doch noch immer unser Zuhause! Man kann sich das in dem Alter einfach noch nicht so leicht vorstellen. Vielleicht öffnet das bei Ihnen dann doch noch ein Türchen für die eine oder andere Badezimmer-Idee Ihrer "Kinder"?

Collien Ulmen-Fernandes:

Collien Ulmen-Fernandez

Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin und Moderatorin. Die Mutter einer Tochter wohnt in Potsdam und hat den Kinderbuch- Bestseller "Lotti und Otto" und den Elternratgeber "Ich bin dann mal Mama" verfasst.

(Foto: Anatol Kotte)

Liebe Christiane, was haben Ihre Söhne denn für eine konkrete Vision von einem gelungenen, zeitgemäßen Bad? Walk in-Shower mit Disco-Farb-Licht-Konzept? Whirlpool mit eingebauter Minibar? Solange Ihre Söhne in den letzten Jahren nicht allmonatlich die Architectural Digest verschlugen oder anderweitig im Laufe ihres zarten Lebens irgendeine besondere Kompetenz in Sachen Sanitärtechnik erworben haben, gar angesehene Architekten und erprobt im Erstellen und Einhalten von Kostenplänen sind, diplomierte Sanitärtechniker mit elaboriertem Geschmack in Inneneinrichtungsfragen, würde ich sagen: Schicken Sie Ihre Kinder zwei Wochen in den Urlaub zu den Großeltern und überraschen Sie sie bei ihrer Rückkehr mit dem neuen, von Ihnen komplett allein fertiggeplanten Super-Bad.

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Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de

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