Wenn er Geborgenheit braucht, dann soll er sie bekommen. Wenn Sie das beide mögen. Wenn er davon Schaden nehmen sollte, werden wir trotzdem nie wissen, welchen Schaden er genommen hätte, wenn er nicht in Ihr Bett gedurft hätte. Da man nicht beide Möglichkeiten parallel probieren kann und am Ende dann die bessere nimmt, bleibt das Leben immer der erste Durchlauf und man kann sich mit der Frage rumquälen, ob die andere Möglichkeit nicht besser gewesen wäre. Also machen Sie doch alles so, wie Sie es machen. Irgendwann hat er allerdings eine Morgenlatte und will vielleicht doch häufiger allein sein. Aber wenn er allein sein will, wird er es schon zeigen. Außerdem ist mir Ihre Formulierung, dass sie von Anfang an allein waren, aufgefallen. Sie waren von Anfang an zu zweit. Sie waren alleinerziehend, aber sie sind genauso komplett als Familie wie tausende andere alleinerziehende Familien. Ihr Sohn hätte auch mit Vater Verlustängste haben können oder ein verschmuster Kandidat werden. Was darüber hinaus problematisch sein könnte, etwa dass Sie vielleicht keinen Partner haben, weil Ihr Bett besetzt ist, und der Junge womöglich als Partnerersatz dient - das sollten Sie mit jemandem besprechen, der Sie beide genauer kennt.
Kirsten Fuchs ist Schriftstellerin und lebt mit Tochter, Mann und Hund in Berlin. Sie schreibt vor allem Kurzgeschichten und Romane, aber auch Theaterstücke sowie Kinder- und Jugendbücher. Ihr Buch "Mädchenmeute" erhielt 2016 den Deutschen Jugendliteraturpreis.