Leserin Johanna B. aus Berlin fragt:
Die Kinder meines Partners wollen keinen Kontakt, obwohl mein Freund seit der Scheidung versucht, ihnen und seiner Ex-Frau alles recht zu machen. Stattdessen hagelt es Vorwürfe. Er leidet darunter, und ich bekomme seine schlechte Laune ab. Obendrein macht er mir Schuldgefühle, obwohl sie sich lange vor mir getrennt haben. Hat unsere Beziehung so eine Zukunft?
Drei Experten antworten:
Kirsten Boie: Braucht er vielleicht nur Trost?
Zunächst: Ganz offensichtlich gibt es für Sie keinen Grund, Schuldgefühle zu haben, wenn die Trennung schon vor Ihrer Zeit stattgefunden hat. Ebenso offensichtlich leidet aber Ihr Partner sogar unter starken Schuldgefühlen - und die äußern sich nun darin, dass er versucht, seiner Ex-Familie "alles recht zu machen" (es ist ja eigentlich wunderbar, wenn ein Mann nach der Trennung noch für seine Ex-Familie da ist). Und außerdem hat er schlechte Laune - nachvollziehbar, wenn all seine Bemühungen umsonst sind. Aber versucht er wirklich, auch Ihnen damit Schuldgefühle zu machen? Ist das vielleicht nur Ihre Interpretation?
Braucht er nur viel Trost, um die eigenen Schuldgefühle aushalten zu können? Ich glaube, Sie haben hier so eine unklare emotionale Gemengelage, dass Sie unbedingt darüber sprechen sollten (das haben sie aber ja sicher längst getan!), vielleicht sollten sie sich auch beraten lassen, sodass erst einmal klar werden kann, worum es Ihrem Partner überhaupt geht und warum Sie sich so getroffen fühlen.
Kirsten Boie ist Schriftstellerin und Autorin von mehr als hundert Kinder- und Jugendbüchern, darunter die allseits bekannten und geliebten Geschichten "aus dem Möwenweg" oder die Abenteuer des kleinen "Ritter Trenk".
Natürlich kann Ihre Beziehung eine Zukunft haben! Ihrer Frage nach scheint es mir aber, als ob sich Ihr Freund erst mal von dem Zwang, jeden glücklich machen zu wollen, lösen muss (ich nehme an, er will auch Sie ständig zufriedenstellen?). Es scheint seltsamerweise ein Geheimnis zu sein, dass sich unser eigener Anteil an einer Scheidung in künftigen Beziehungen immer wiederholt.
Die beiden Töchter könnten unterschiedlicher nicht sein. Wie kann man als Mutter trotzdem beide gerecht behandeln? Drei Experten antworten.
Die Tatsache, dass ihn seine Kinder im Moment zurückweisen, führt Ihren Freund in eine existenzielle Krise. Das ist eine Chance für ihn, daran zu reifen. Wenn Ihr Partner gewillt ist, daran zu arbeiten, wird er Ihre Liebe und Unterstützung in den nächsten zwei bis drei Jahren brauchen. Wenn er allerdings daran festhält, sich weiter nur als Opfer zu sehen, wäre mein Rat, sich von ihm zu distanzieren, bevor er auch zu Ihrem Opfer wird.
Jesper Juul ist Familientherapeut in Dänemark und Autor zahlreicher internationaler Bestseller zum Thema Erziehung
Liebe Johanna, es ist ganz einfach. Ihr Freund, die Kinder Ihres Freundes, die Ex-Frau Ihres Freundes und von mir aus auch die Kindeskinder der Freunde seiner Ex-Frau können anderer Meinung sein, aber: Sie trifft keine Schuld. Ich weiß, das klingt leichter als es ist, weil man sich einer Schuldzuweisung - sei sie noch so unfair und aus der Luft gegriffen - manchmal emotional trotzdem nicht entziehen kann.
Aber was ich nicht verstehe: Warum macht Ihnen Ihr Freund diese Schuldgefühle? Sind Sie in seinen Augen verantwortlich für diese Trennung, die zeitlich weit vor dem Kennenlernen mit Ihnen lag? Die er selbst wollte? Sieht er Sie als eine Art Voodoo-Püppchen, in das er Nadeln bohrt, um seine schwelende Schuld abzubauen? Oder verabreichen Sie ihm ständig K.-o.-Tropfen, um ihn zu einer Beziehung mit Ihnen zwingen zu können? Normalerweise würde ich sagen: Kämpfen Sie mit allen Mitteln an seiner Seite dafür, dass er seine Kinder sehen darf. Weil das sein Recht ist als Vater. Aber ich weiß nicht, ob es wirklich Sinn macht, an der Seite eines solchen Mannes zu kämpfen.
Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin, Model und Moderatorin. Die zweifache Mutter hat bereits mehrfach Texte zum Thema Elternsein veröffentlicht, 2014 erschien von ihr das Buch "Ich bin dann mal Mama".
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