Familientrio:Meine Schwiegereltern schenken mir nichts - ist das unfair?

Familientrio: Warum nicht ich? Wenn ein Familienmitglied bei Geldgeschenken leer ausgeht, ist die Enttäuschung groß.

Warum nicht ich? Wenn ein Familienmitglied bei Geldgeschenken leer ausgeht, ist die Enttäuschung groß.

(Foto: onemorenametoremember / photocase.de)

Ein Mann wird bei Geldgeschenken von seinen Schwiegereltern ignoriert - im Gegensatz zu deren Kindern und der Schwiegertochter. Ist das in Ordnung? Drei Experten geben Rat.

Leser Harald K. aus Coburg fragt:

Meine Schwiegereltern machen ihrem Sohn, seiner Frau und meiner Frau immer großzügige Geldgeschenke. Nur ich bekomme nichts. Ihre Begründung: Wir haben getrennte Konten, ihr Sohn und ihre Schwiegertochter dagegen ein gemeinsames. Ich finde das nicht stichhaltig und fühle mich ungerecht behandelt. Meine Frau versteht meine Kränkung nicht. Wie sehen Sie das?

Drei Experten antworten:

Kirsten Boie: Sprechen Sie das Verhältnis zu Ihren Schwiegereltern an!

Kirsten Boie
(Foto: Christian Charisius/dpa)

Vermutlich wäre da zunächst mal jeder von uns gekränkt! Schließlich hat man ja das Gefühl, dass es den Schwiegereltern dabei vielleicht keineswegs nur um das Geld geht. Aber: Natürlich hätten Sie bei einem gemeinsamen Konto tatsächlich auch Zugriff auf den gesamten Betrag, eine gewisse Logik steckt also schon dahinter. Außerdem empfinden Ihre Schwiegereltern die getrennten Konten eventuell auch als eine Form gegenseitigen Misstrauens zwischen Ihrer Frau und Ihnen.

Ich verstehe trotzdem Ihre Kränkung - vermutlich geht es in Wirklichkeit auch um etwas anderes als die getrennten Konten, nämlich um das Verhältnis, das Ihre Schwiegereltern zu Ihnen haben. Wenn es Ihnen auch weniger um das Geld und mehr um Fragen der Beziehung geht, und Sie vermuten, dass es bei den Schwiegereltern genauso ist: Vielleicht könnten Sie das haargenau so mit ihnen und Ihrer Frau ansprechen?

Trotzdem: Wenn Ihre Schwiegereltern ihren Kindern etwas schenken, können sie das natürlich zu ihren eigenen Bedingungen tun. Geschenke sind freiwillig - sagen aber gerade darum eben auch immer etwas aus.

Kirsten Boie ist Schriftstellerin und Autorin von mehr als hundert Kinder- und Jugendbüchern, darunter die allseits bekannten und geliebten Geschichten "aus dem Möwenweg" oder die Abenteuer des kleinen "Ritter Trenk".

Jesper Juul: Sprechen Sie mit Ihrer Frau!

Familientrio: Jesper Juul ist Vater, zweifacher Großvater und Familientherapeut in Dänemark. Er hat zahlreiche Erziehungsratgeber geschrieben, darunter den in 14 Sprachen übersetzten Bestseller "Dein kompetentes Kind".

Jesper Juul ist Vater, zweifacher Großvater und Familientherapeut in Dänemark. Er hat zahlreiche Erziehungsratgeber geschrieben, darunter den in 14 Sprachen übersetzten Bestseller "Dein kompetentes Kind".

(Foto: Anne Kring)

Zu Ihrer Situation kann ich nur recht knapp sagen: Es ist das Geld Ihrer Schwiegereltern, und sie können damit machen, was sie wollen. Offenbar haben Sie und Ihre Schwiegereltern ein sehr unterschiedliches Verständnis von Fairness und sie sind nicht darauf vorbereitet, Ihre Gefühle in dieser Angelegenheit ernst zu nehmen - ebenso wie Ihre Frau. Familientherapeuten wissen, dass man Menschen nur bitten muss, über Sex oder Geld zu sprechen, wenn man etwas über die grundlegende Dynamik innerhalb einer Familie erfahren möchte.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Frau Ihre Bedürfnisse und Vorstellungen grundsätzlich nicht ernst nimmt, ist das eine ernste Sache, die Sie besser bald mit ihr besprechen sollten. Mein Rat wäre allerdings, nicht das Verhalten ihrer Eltern als Beispiel dafür heranzuziehen, denn das würde Sie beide nur vom Weg abbringen.

Jesper Juul ist Familientherapeut in Dänemark und Autor zahlreicher internationaler Bestseller zum Thema Erziehung

Collien Ulmen-Fernandes: Eröffnen Sie ein gemeinsames Konto - zum Schein!

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(Foto: Anatol Kotte)

Zunächst: Ihre Schwiegereltern haben den Sinn des Schenkens nicht verstanden! Ohne die beiden persönlich zu kennen: Die wünschen sich vermutlich auch, dass ihre Nachkommen in einem wohlriechenden Reihenhaus mit zwei bis drei Klarinette spielenden Kindern leben. Auf keinen Fall wollen sie ihre vollen Subventionen Existenzen zukommen lassen, die mit getrennten Konten entgegen ihren eigenen Idealen leben. Wo kommen wir denn da hin? Als Nächstes kommen getrennte Schlafzimmer, offene Beziehung und eine polygame Wohngemeinschaft!

Wie gesagt, alles Vermutungen. Aber eins scheint klar zu sein: Die Schwiegereltern wünschen sich, dass ihr Geld in ihrem Sinne arbeitet. Das macht die Deutsche Bank nicht anders. Ihnen bleiben zwei Möglichkeiten: A) Sie finden sich mit dem schreienden Unrecht ab. Oder B) Sie eröffnen ein gemeinsames Konto mit Ihrer Frau - zum Schein und nur für den Zweck, die Geldgeschenke abzuschöpfen. Mir wäre Option B sehr sympathisch.

Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin, Model und Moderatorin. Die Mutter einer kleinen Tochter hat bereits mehrfach Texte zum Thema Elternsein veröffentlicht, 2014 erschien von ihr das Buch "Ich bin dann mal Mama".

Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de

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