Familientrio:Hilfe, meine Kinder werden mit Geschenken überhäuft

Weihnachten Kleiner Junge model released mit Weihnachtsmannmütze vor einem geschmückten Tannenbau; Geschenke

Kinder werden zu Weihnachten von der Verwandschaft oft mit Geschenken überhäuft.

(Foto: Petra Schneider/Imago)

Ihre Kinder brauchen keine Gabenberge. Doch wie machen Sie das der Verwandtschaft klar? Und dürfen Sie auch Geschenke entsorgen?

Leserin Theresa H. aus Gauting fragt:

Meine drei Kinder haben je zehn Geschenke zu Weihnachten bekommen. Die Verwandtschaft hat meine Bitte, weniger zu schenken, nicht verstanden. Ich habe nun einiges weggeräumt und die Kinder haben es nicht mal vermisst. Kann ich Geschenke verstecken oder sogar wegwerfen, obwohl sie nicht für mich gedacht waren, sondern meinen Kindern gehören?

Drei Experten antworten:

Kirsten Boie: Sie sind berechtigt, Geschenke verschwinden zu lassen

Die Lösung müsste eigentlich sein, dass Verwandte gar nicht erst so viel schenken. Dass sie es trotz Ihrer Bitte tun, ist fast rücksichtslos und berechtigt Sie auch dazu, Geschenke verschwinden zu lassen. Es mag um leuchtende Kinderaugen gehen, aber eigentlich beschenken sich die Verwandten natürlich selbst. Bei Großeltern kommt vielleicht noch folgender Aspekt dazu: "Bei unseren Kindern konnten wir das nicht, darum wollen wir jetzt bei den Enkeln ..."

Zwar werden Sie Ihre Verwandtschaft verletzen, wenn Sie das so deutlich sagen, aber versuchen Sie, ihnen Folgendes zu erklären: Je jünger Kinder sind, desto spannender ist die Welt und umso weniger Spielzeug benötigen sie. Jeder kennt die Begeisterung kleiner Kinder für Kochlöffel, Töpfe und Pappkartons. Ganz wenige Stofftiere und Puppen, die heiß geliebt werden, helfen Ihren Kindern in ihrer Entwicklung sicher mehr und machen sie glücklicher als die Überforderung durch ständig neue Kuscheltiere, die sie gar nicht alle lieb haben können.

Wie wäre stattdessen gemeinsames Kuchenbacken, Kicken auf dem Fußballplatz, eine Forschungsreise im Park oder ein Besuch im Schwimmbad als "Geschenk"? Die Kleinen freuen sich wohl am meisten, wenn man mit ihnen Quatsch macht. Ob das überzeugt?

Kirsten Boie

Kirsten Boie

(Foto: Christian Charisius/dpa)

Kirsten Boie ist Schriftstellerin und Autorin von mehr als hundert Kinder- und Jugendbüchern, darunter die allseits bekannten und geliebten Geschichten "aus dem Möwenweg" oder die Abenteuer des kleinen "Ritter Trenk".

Jesper Juul: Probieren Sie es noch einmal

Ich finde, Sie sollten Ihren Verwandten noch eine Chance geben. Erklären Sie ihnen: "Meine Kinder bekommen so viele Geschenke, dass sie kaum noch Gefallen daran finden und mit ihnen spielen können. Aber sie freuen sich, euch auch ohne Mitbringsel zu sehen. Bitte reduziert eure Menge an Geschenken oder gebt ihnen ein bisschen Geld, damit sie es für etwas ansparen können, dass sie wirklich brauchen."

Sollten Ihre Verwandten immer noch so weiterschenken wie bisher, können Sie das genau so handhaben, wie Sie es gerade ohnehin schon tun, und dann aber mit gutem Gewissen. Alternativ können Sie Ihre Kinder dazu ermutigen, einen Teil der Geschenke Kindern in einer weniger glücklichen Lage zu geben.

Familientrio: Jesper Juul

Jesper Juul

(Foto: Anne Kring)

Jesper Juul ist Familientherapeut in Dänemark und Autor zahlreicher internationaler Bestseller zum Thema Erziehung und Familie.

Katia Saalfrank: Tun Sie sich mit den Kindern zusammen

Aus meiner Sicht haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder sprechen Sie mit ihren Verwandten und bitten - zur Not auch ohne tieferes Verständnis für Ihre Position - darum, zu respektieren, dass Sie diese Geschenke-Flut für Ihre Kinder nicht wünschen. Sie können etwa anbieten, im Vorfeld des nächsten großen Festes Geschenkideen zu kommunizieren, damit Sie sich nicht so überflutet fühlen.

Die andere Möglichkeit ist, dass Sie weiterhin im Nachhinein selbst handeln und einiges wegräumen. Etwas auszusortieren und zur Seite zu räumen empfinde ich übrigens noch mal als etwas anderes als die Sachen einfach wegzuschmeißen. Im Grunde zeigen Ihnen die Kinder ja, dass Sie Ihnen das Wegräumen der Spielsachen nicht übel nehmen.

Sie können auch von Zeit zu Zeit mit den Kindern gemeinsam überlegen, welche Dinge für sie Bedeutung haben und welche nicht tagtäglich in Gebrauch sein müssen. Welcher Weg für Sie der richtige ist, können nur Sie entscheiden.

Katia Saalfrank
(Foto: picture alliance / dpa)

Katia Saalfrank ist Pädagogin, Musiktherapeutin und wurde als Fachberaterin in der Sendung "Die Super Nanny" bekannt. Heute arbeitet sie in ihrer eigenen Praxis in der Eltern- und Familienberatung.

Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de

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