Familientrio:Finanzausgleich fürs Reiten?

Ein Teenager beschwert sich, weil sein Fußballspielen die Eltern weniger Geld kostet als das teure Hobby seiner Schwester. Er verlangt Kompensation. Zu Recht? Unsere Experten antworten.

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Die Leserinnenfrage

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Quelle: Mikael Kristenson/Unsplash

Unsere Kinder durften sich ihre Hobbys immer selbst aussuchen und haben beide diverse Sportarten und Instrumente ausprobiert. Meine Tochter, 13, ist beim Reiten gelandet, mein Sohn, 15, spielt Fußball. Nun ist es natürlich so, dass ihr Hobby viel teurer ist. Neuerdings findet er das ungerecht und möchte die Differenz in bar ausgezahlt bekommen. Was soll ich ihm sagen? Viola K., Walldorf

Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de

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Kirsten Fuchs

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Quelle: Stefanie Fiebrig

Richten Sie Ihrem Sohn aus, dass ich sehr lachen musste. Dann strubbeln sie ihm mal liebevoll über den Kopf und sagen: "Netter Versuch!" Ein cleveres Kerlchen. Ihre Tochter hat das Hobby ja nicht gewählt, weil es teuer ist, sondern weil es ihr Spaß macht. Ich bin mir sicher, sie würde auch reiten, wenn es billig wäre. Es geht doch gar nicht ums Geld dabei. Liebe, Zuwendung und Förderung kostet zwar oft Geld, wird aber nicht mit Geld bemessen. Das ist ein kapitalistischer Irrtum, und es ist schade, wenn Kinder in diesem Glauben aufwachsen. Da scheint Ihr Sohn schon jetzt etwas zu verwechseln, denn er bekommt genau das selbe wie seine Schwester: dass man ihn mit seinen Bedürfnissen wahrnimmt und fördert. Das ist also fair. Wenn Ihr Sohn krank ist und seine Behandlung Geld kostet, bekommt Ihre Tochter auch nicht das Geld zum Taschengeld dazu. Es muss auf jeden Fall gerecht sein unter Geschwistern, aber das heißt nur, dass beide in gleichem Maß bekommen, was sie brauchen. Wenn einer nicht umarmt werden will, sondern lieber kleine Zettel geschrieben bekommt, dann ist das so. Wenn die kleineren Schuhe billiger sind als die großen, dann ist das so, Hauptsache beide haben Schuhe. Na ja, sie haben schon verstanden, was ich meine. Und grüßen Sie Ihren Sohn.

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Jesper Juul

Jesper Juul

Quelle: Anne Kring

Umarmen Sie Ihren Sohn liebevoll, und dann geben Sie ihm mit einem großen Lächeln die folgende Erklärung: "Es tut mir leid, dass ich dir nie gesagt habe, dass das Leben unfair ist, aber so ist es: Es geht oft nicht gerecht zu auf dieser Welt. Wenn dir dein Fußball Spaß macht, dann spiel Fußball. Wenn nicht, dann such dir ein anderes Hobby."

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Collien Ulmen-Fernandes

Collien Ulmen-Fernandez

Quelle: Anatol Kotte

Sie könnten Ihrem Sohn sagen, dass er jederzeit aufs Pferd umsteigen darf, wenn es ihm so wichtig ist, wie viel Geld in sein Hobby investiert wird. Oder gleich aufs Yachtfahren. Wie konnte er damals nur so kurzsichtig sein, eine Sportart zu wählen, die keinerlei Materialkosten verursacht, während seine Schwester auf teuren Rappen saß? Im Ernst: Der Gedanke, dass man fiktive Mehrkosten einer Sportart ausgezahlt bekommen möchte, die man eigentlich mag und bei der es darum geht, sich gemeinsam mit 21 anderen Menschen zu bewegen, Tore zu erzielen und die Freude des gleichgeschlechtlichen Jubelns zu genießen ... Dieser Gedanke ist schon sehr absurd. Es erscheint ein bisschen so, als habe Ihr Sohn sein Leben nach versteckten Einnahmequellen abgeklopft. Vielleicht empfehlen Sie ihm einfach einen Ferienjob? Vielleicht als Stallbursche auf dem Reiterhof?

© SZ vom 26.01.2019/pvn
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