Familientrio:Alle fragen, ob ich schwanger bin

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Kaum jemand sieht nach drei Kindern aus wie Heidi Klum. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Was tun, wenn nach dem dritten Kind der Bauch nicht mehr ganz weggeht - und alle glauben, man erwarte weiteren Nachwuchs? Eine Leserin fragt, drei Experten antworten.

Veronika P. aus München fragt:

Ich habe drei Kinder, der Bauch ist nach der letzten Schwangerschaft nicht mehr ganz weggegangen, was mich nicht weiter stört. Allerdings werde ich - gerade von Menschen, die ich lange nicht gesehen habe - oft darauf angesprochen, ob ich schwanger bin. Strahlend sagen sie: "Darf man gratulieren?" Ich finde das unerträglich, stammle dann nur rum. Wie reagiere ich am besten darauf?

Drei Experten antworten:

Kirsten Boie: Antworten Sie positiv!

Ich kann gut verstehen, dass Sie das nervt. Aber da Sie schon drei Kinder haben, können sich Freunde und Bekannte vielleicht gerade bei Ihnen durchaus vorstellen, dass auch noch ein viertes Kind unterwegs ist. Eine Frau ohne Kinder, nicht schwanger und mit einem vergleichbaren Bauch (denn den gibt es durchaus auch bei Frauen, die keine Kinder geboren haben!), würden Sie vielleicht gar nicht so selbstverständlich fragen. Und es gibt ja diese stillschweigende Vereinbarung, dass Schwangere auch von vollkommen Fremden gefragt werden dürfen, wann es denn so weit sei. Eine Schwangerschaft ist eben immer öffentlich. Merkwürdigerweise wird das in unserer Gesellschaft kaum als übergriffig empfunden, und es ist in der Regel auch positiv gemeint.

Auf die Frage nach der Gratulation könnten Sie doch einfach antworten: "Ja! Zu meinen tollen drei Kindern!" Damit wäre alles klar und die Situation auch nicht mehr so peinlich, wenn Sie selbst kein Unbehagen zeigen. Und warum sollten Sie das auch tun? Nach drei Kindern eine Figur zu haben wie Heidi Klum, ist vermutlich den wenigstens Müttern möglich. Dafür braucht man in der Regel eine Menge Zeit und möglichst noch viel Geld für einen Personal Coach und für die Kinderbetreuung während des Trainings. Und das ist vollkommen unnötig!

Kirsten Boie (Foto: Christian Charisius/dpa)

Kirsten Boie ist Schriftstellerin und Autorin von mehr als hundert Kinder- und Jugendbüchern, darunter die allseits bekannten und geliebten Geschichten "aus dem Möwenweg" oder die Abenteuer des kleinen "Ritter Trenk".

Erziehung
:Das Familientrio

Erziehungsexperten geben Tipps.

Ich kann Ihre Reaktion auf diese Fragen gut verstehen und schlage folgende Antworten vor, die Sie anbringen können - je nachdem, wie Sie den Humor der einzelnen Person, die Sie zu Ihrem Bauch befragt, einschätzen:

1. Nein, Sie dürfen mir nicht gratulieren. Ehrlich gesagt, fühle ich mich wegen meines Bauches schrecklich.

2. Nein, Sie dürfen mir nicht gratulieren. Denn mein Bauch ist ein Geschenk meiner drei Kinder, über das ich nicht so richtig glücklich bin.

3. Nein, Sie dürfen mir nicht gratulieren, aber Sie dürfen mich gerne bemitleiden.

4. Nein, Sie dürfen mir nicht gratulieren. Denn das hier ist mein Nach-dem-Baby-Fett.

Damit wünsche ich Ihnen viel Glück!

Jesper Juul (Foto: Anne Kring)

Jesper Juul ist Familientherapeut in Dänemark und Autor zahlreicher internationaler Bestseller zum Thema Erziehung und Familie.

Wahrscheinlich brauchen Sie mehrere Strategien, um damit umgehen zu können. So können Sie dann je nach Tagesform wählen und überlegen, welche Ebene heute und in diesem Moment zu Ihnen passt. Zum Beispiel könnten Sie mit Humor reagieren und sich einen flotten Spruch ausdenken, den Sie dann der jeweiligen Person und ihren Glückwünschen entgegnen. Sie können auch eine ernsthafte Rückmeldung geben und sagen, dass es Sie kränkt und anstrengt, wenn jemand Sie so wenig feinfühlig auf Ihre Figur anspricht.

Lassen Sie sich aber nicht verunsichern: Sie sind okay so, wie Sie sind. Manchmal kommt es in unserer Gesellschaft zu Grenzüberschreitungen, und dann ist es gut, wenn wir ein paar Sätze parat haben, die uns schnell dabei helfen, uns anderen gegenüber deutlich abzugrenzen und zu positionieren.

Katia Saalfrank (Foto: picture alliance / dpa)

Katia Saalfrank ist Pädagogin, Musiktherapeutin und wurde als Fachberaterin in der Sendung "Die Super Nanny" bekannt. Heute arbeitet sie in ihrer eigenen Praxis in der Eltern- und Familienberatung.

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