Familien-Newsletter:Was tun gegen die Kita-Krise?

Lesezeit: 2 min

Überall fehlen pädagogische Fachkräfte. (Foto: Christian Bark/dpa)

Deutschlandweit fehlen fast 400 000 Plätze, eine Lösung ist nicht in Sicht. Denn das Problem liegt tiefer.

Von Barbara Vorsamer

Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie sind Sie zu Ihrem Kita-Platz gekommen? Auf wie vielen Wartelisten standen Sie? Wie vielen Einrichtungsleiterinnen haben Sie persönlich geschrieben? Wie lange haben Sie über die private Krippe nachgedacht, die mehr als 1000 Euro im Monat kostet?

Bei mir ist das alles mehr als zwölf Jahre her. Als ich mein erstes Kind erwartete, gab es noch keinen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Als ich also im Sommer 2011 versuchte, einen Platz zu ergattern, dachte ich daher: Bald ändert sich das, ich bin halt ein paar Monate zu früh dran.

Pustekuchen.

Zehn Jahre nach Einführung des Rechtsanspruchs ist die Lage dramatischer denn je, wie meine Kollegin Kerstin Bund hier in einer Reportage aus der hessischen Stadt Langen exemplarisch zeigt. Bundesweit fehlen 378 000 Kitaplätze, fast 100 000 Fachkräfte bräuchte es dafür - doch die gibt es nicht, der Markt für Erzieherinnen und Kinderpfleger ist leer gefegt.

Woran liegt das? Wer hat das verschlafen? Mit dieser Frage hat sich meine Kollegin Felicitas Wilke beschäftigt und sie kommt zu dem Schluss: "Ein Grund für die Kita-Krise liegt wohl auch darin, dass in Deutschland jeder ein bisschen, aber niemand so richtig zuständig ist für die Situation in den Krippen und Kindergärten."

Dass der Föderalismus es erschwert, die Kita-Krise zu lösen, glaube ich sofort. Ich glaube aber auch, dass das Hauptproblem noch viel, viel tiefer liegt. In diesem Newsletter und in diesem Kommentar habe ich schon einmal darüber geschrieben.

Das Hauptproblem ist meiner Meinung nach die politische Missachtung aller kümmernden Tätigkeiten - betreuen, erziehen, pflegen - egal, ob sie unbezahlt und privat oder als Beruf ausgeübt werden. In widersprüchlicher Gleichzeitigkeit werden Mädchen ermutigt, technische Berufe zu ergreifen, und es wird sich über den Fachkräftemangel in der Pflege gewundert; die Kita-Krise wird beklagt, und Mütter werden gescholten, die nicht Vollzeit arbeiten... Die Liste ließe sich fortführen.

Was fehlt, ist eine politische Idee dafür, wer die Millionen Stunden Care-Arbeit künftig unter welchen Bedingungen verrichten soll. Solange das unklar ist, werden sich immer weniger junge Menschen für sorgende Berufe entscheiden - und damit wird sich die Care-Krise immer weiter verschärfen.

Die Bundesregierung schreibt indes weiter Gesetze, als gäbe es kein Problem. Von 2026 an gibt es auch für Grundschulkinder einen Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung. Wer jetzt ein Kindergartenkind hat, sollte mit diesem Platz vielleicht nicht fest rechnen.

Ein schönes Wochenende wünscht

Barbara Vorsamer

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