Familientrio:Wer zahlt?

Ein Sohn spielt bei einem Freund, dabei geht ein Bett kaputt. Muss ich das jetzt bezahlen, fragt der Vater? Unsere Familienexperten antworten.

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Gregor L. aus München fragt:

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Quelle: Allen Taylor/Unsplash

Mein fünfjähriger Sohn war bei einem Freund zum Spielen. Sie haben rumgetobt und sind vom Hochbett auf ein anderes Bett gesprungen, das dabei leider zerbrochen ist. Wir haben angeboten, das Bett zu reparieren. Die Eltern des Freundes wollten es aber lieber zum Schreiner bringen. Muss ich denn jetzt auch den Schreiner zahlen?

(Symbolbild)

Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de.

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Kirsten Fuchs

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Quelle: Stefanie Fiebrig

Wenn Sie das Bett reparieren, ist das natürlich preiswerter für die Besitzer des zerhopsten Bettes, aber da sie ja die Besitzer sind, ist es ihnen freigestellt, das Bett zum Schreiner zu bringen. Ich würde die Hälfte der Reparatur des kaputten Bettes anbieten, denn die Jungs haben es ja zusammen zerstört. Das wäre ein feiner Zug von Ihnen, denn die Schuld sehe ich eher bei den Gastgeber-Eltern selbst. Ich nehme an, dass die und nicht Sie dabei waren, und die Hopserei also toleriert haben, statt sie zu unterbinden. Mein Hund hatte mal eine Rauferei mit einem anderen Hund (der andere hatte sogar angefangen). Dabei ging das Ohr des anderen Hundes kaputt. Das haben wir komplett bezahlt (da waren ja auch die Zahnabdrücke unseres Hundes drauf). Danach hatte unser Hund eine Versicherung, und das hat geholfen, denn er hat nie wieder ein Ohr kaputt gemacht. Ist eben manchmal so! Also bezahlen und weiterhopsen.

Kirsten Fuchs ist Schriftstellerin und lebt mit Tochter, Mann und Hund in Berlin. Sie schreibt vor allem Kurzgeschichten und Romane, aber auch Theaterstücke sowie Kinder- und Jugendbücher. Ihr Buch "Mädchenmeute" erhielt 2016 den Deutschen Jugendliteraturpreis.

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Herbert Renz-Polster

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Quelle: Random House

Mal ganz praktisch gesprochen: ein Bett, das dabei zerbricht, dass Kinder darauf spielen, dürfte des Einsatzes einer Fachperson kaum wert sein. Aber vielleicht handelt es sich ja um ein Stilmöbel oder ein ideell wertvolles Erbstück, das dann aus anderen Gründen nach einem Schreiner verlangt. Wenn die Eltern da die Maximalsanierung durch einen Handwerksbetrieb bevorzugen, geht das in Ordnung, es ist nun mal ihr Eigentum. Und vielleicht haben sie ja schlechte Erfahrungen mit Bastel-Lösungen gemacht, wer weiß? Was die Bezahlung angeht, so wird sich bestimmt ein Weg finden. Die Spielkameraden haben gemeinsam gespielt, warum sollten nun Sie die Rechnung alleine übernehmen? Und wenn Sie die Reparatur wirklich als Luxussanierung betrachten, dürfen Sie das auch sagen und einen Vorschlag machen, welchen Anteil Sie übernehmen würden.

Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt, Wissenschaftler und Autor von Erziehungsratgebern und des Blogs "Kinder verstehen". Er hat vier erwachsene Kinder und lebt mit Frau und jüngstem Kind in Ravensburg.

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Collien Ulmen-Fernandes

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Quelle: Anatol Kotte

Um diesen Fall im Rahmen eines Indizienprozesses besser beleuchten zu können, müsste man noch wissen, ob a) Sohn und Freund gleichzeitig sprangen, woraufhin das Bett zerbarst, b) das Bett durch vorangegangene Sprünge des Freundes schon angeknackst war, c) Sie in der Lage sind, das Bett fachgerecht zu flicken, d) die Mutter des Freundes ein Verhältnis mit dem Schreiner hat, wie in jeder halbseidenen Geschichte, in der ein Handwerker vorkommt. Aber nun mal im Ernst: In dem Fall fände ich ein offenes Gespräch gut, in dem Sie die Eltern des Sohnes nach Ihrer Erwartungshaltung fragen und Ihnen erst mal anbieten, fünfzig Prozent der Summe zu übernehmen; wenn die anderen Eltern ein bisschen Stolz in sich tragen, lehnen sie das eh ab, schließlich war es deren Bett auf deren Grund und Boden und sie sind dafür verantwortlich, dass das Material kindergerecht ist. Sprünge auf ihm gehören zu den erwartbaren Dingen, die ein Kinderbett aushalten muss.

Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin und Moderatorin. Die Mutter einer Tochter hat mehrfach Texte zum Thema Elternsein veröffentlicht, 2014 erschien von ihr das Buch "Ich bin dann mal Mama".

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Quelle: SZ

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