Familie:Für immer die Große, für immer die Kleine?

Lesezeit: 6 Min.

Erstgeborene sind erfolgreicher? Inzwischen finden Autorin Cora Wucherer (links) und ihre Schwester solche Klischees zum Lachen. (Foto: privat)

Sind Erstgeborene wirklich intelligenter und erfolgreicher? Unsere Autorin war sich da lange sicher. Heute lässt sie sich von ihrer kleinen Schwester bei der Buchhaltung helfen. Wie man sich als Erwachsene von alten Rollen löst - und warum es sich lohnt.

Von Cora Wucherer

Als ich neun Jahre alt war, trennte ich meiner dreijährigen Schwester Iris einen Finger ab. Nicht mit Absicht, natürlich, und nicht den ganzen Finger. Ich war im Haus, sie vor der Eingangstür. Sie wollte bei mir sein, ich wollte sie ausschließen, stärker sein und knallte die Tür zu. Ihre kleinen speckigen Finger übersah ich dabei. Meine Mutter kam nach drinnen gerannt, riss die schwere Eingangstür wieder auf. Draußen stand meine Schwester mit verblüfften Gesichtsausdruck, drinnen auf dem Boden lag ihre Fingerkuppe samt Nagel. Mein Vater fuhr uns ins Krankenhaus, auf der Rückbank meine Mutter, die abgetrennte Fingerkuppe in einem karierten Geschirrhandtuch, meine Schwester, stumm, und ich, lautstark heulend. Ich war stärker gewesen, hatte gewonnen - zu welchem Preis? Dieses Thema beschäftigt uns bis heute.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusGeschwister
:"Als Erwachsene haben wir aufgehört, uns zu hassen"

Laura Dornheim und Magdalena Rogl waren als Kinder ärgste Feinde. Heute sind beide Führungskräfte und Mütter. Über zwei grundverschiedene Frauen, die so ehrlich übereinander sprechen, wie nur Geschwister es können.

Von Barbara Vorsamer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: