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Familie:Erweiterte Betreuung in Hessens Kitas startet: Kritik

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Offenbach (dpa/lhe) - Die Kitas in Hessen haben die Betreuung von Kindern in der Corona-Krise wieder ausgeweitet. Die Kommunen und das Land hatten sich auf einen "eingeschränkten Regelbetrieb" verständigt, der an diesem Dienstag begann. Die genaue Ausgestaltung ist größtenteils den Trägern vor Ort überlassen, also den Kommunen, Kirchen und freien Einrichtungen. Sozialminister Kai Klose (Grüne) zeigte Verständnis für Kritik an der weiter nur teilweisen Betreuung, verwies aber auf die andauernde Pandemie.

"Am Ende ist es unser aller Ziel, dass die Kitas mit möglichst vielen Kindern öffnen können", sagte Klose am Dienstag in Offenbach bei einem Besuch der Kita am Sana Klinikum. Die Betreuung von deutlich mehr Kindern sei ein wichtiger Schritt. Weitere sollen folgen, wenn sich die Infektionszahlen nicht erhöhten. Bisher fehlten auch gesicherte Erkenntnisse zum Infektionsgeschehen bei Kindern. Nun solle zunächst beobachtet werden, wie sich die weitergehende Öffnung auswirke. Dann sei ein erneuter Austausch mit den Kommunen geplant.

Vor Ort äußerten Vertreterinnen der Initiative "Eltern in der Krise" Kritik und überreichten Klose eine Petition mit einer Unterschriftensammlung. Diane Siegloch sagte, die drei Monate seit Beginn der Corona-Krise wären ausreichend gewesen, um die Betreuung aller Kinder zu organisieren. Sie und andere Eltern seien aber nun weiter ohne Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder und könnten nicht arbeiten gehen. "Der Staat ist in der Pflicht, den Eltern ein Angebot zu machen", sagte Siegloch.

"Was uns die hessische Landesregierung als Öffnung der Kitas und Schulen verkauft, ist in Wahrheit nicht mehr als eine minimale Erweiterung des Notbetriebs", monierte auch Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen. "Eltern bekommen dadurch kaum mehr Planungssicherheit, wenn sie ihre Kinder beispielsweise an zwei Tagen in der Woche für jeweils drei Stunden in die Betreuung geben können."

Entstanden sei ein "unübersichtlicher Flickenteppich, indem das Chaos vorprogrammiert ist", kritisierte der Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbunds, und forderte einen Kita- und Schul-Gipfel, auf dem sich Elternvertretungen, Sozialpartner und Landesregierung beraten könnten.

Die Offenbacher Sozialdezernentin Sabine Groß (Grüne) sagte, es sei gut, dass die Kommunen entscheiden könnten, denn die Lage vor Ort sei sehr unterschiedlich. Gleichwohl sei klar, dass die Situation nicht zufriedenstellend sei. In Offenbach können ab diesem Dienstag unter anderen wieder diejenigen Eltern ihre Kinder betreuen lassen, die beide berufstätig sind.

Seit Wochen mussten sich Eltern, deren Kinder nicht in einer Notbetreuung unterkamen, selbst um die Beaufsichtigung ihrer Kleinen in den Stunden kümmern, in denen sie normalerweise in der Kita waren. In Hessen gibt es laut Landesregierung rund 4300 Kitas, in denen normalerweise rund 278 000 Kinder betreut werden.

Das Land hat Einzelheiten zum "eingeschränkten Regelbetrieb" und zu Hygienemaßnahmen in einer Verordnung geregelt. So ist gründliches Händewaschen für Kinder und Beschäftigte Pflicht, beispielsweise nach dem Betreten der Kita, vor und nach dem Essen, vor und nach dem Toilettengang und vor dem Aufsetzen und nach dem Abnehmen einer Schutzmaske. Die Kinder sollen altersgerecht die Hygieneregeln lernen und spielerisch einüben, wie sie sich am besten ihre Hände waschen. Eine Maskenpflicht sieht die Verordnung nicht vor.

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