Exfrauen:Das Wimmern verjagter Petzen

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Valerie Trierweiler hat mit dem Präsidenten abgerechnet - und klingt dabei ein bisschen wie Bettina Wulff. (Foto: AFP)

Warum machen die das? Bettina Wulff und Valérie Trierweiler haben mit ihren intimen Enthüllungsbüchern über ihre gescheiterten Beziehungen vor allem sich selbst geschadet. Hätten sie sich mal ein Beispiel an der früheren Frau Sarkozy genommen.

Von Hilmar Klute

Es gibt ein neues Genre auf dem Büchermarkt: die weibliche Petzliteratur. Bettina Wulff hat damit angefangen, als sie ihre Erinnerungen an die Bellevue-Jahre mit ihrem Mann Christian vorlegte. Bei "Jenseits des Protokolls" handelt es sich um die Lebensbeichte einer jungen Frau, die mit einem gewinnenden Lächeln in das hohe Amt eintritt und zusehen muss, wie ihr Ehemann nach und nach Ansehen, Glaubwürdigkeit und Macht verspielt; Bettina wird immer trauriger; sie fühlt sich an den Rand gedrängt, missverstanden, Stunden der Einsamkeit wechseln sich mit solchen exaltierter Zeitgenossenschaft ab - letztere finden vorzugsweise in Hannover und auf dem Münchner Oktoberfest statt.

Manchmal muss sie die Spülmaschine einräumen - Verzweiflung, Überforderung und immer wieder die Frage: Warum erkennen die Mitarbeiter des Bundespräsidialamts nicht, dass hier eine junge Frau an den Grenzen ihrer Leistungskraft taumelt?

Während dieser Zeit, deren Zuspitzung und bitteres Ende den Schreibanlass für Bettina bilden, spürt sie, dass ihr Ehemann nicht so richtig klasse ist. Es hätten ein paar Ecken und Kanten gefehlt, schreibt sie in ihr Mängelgutachten, und letzten Endes hätten Kraftlosigkeit, Enttäuschung, Häme und das sichtbare Schwinden des letzten Glanzes zur Trennung geführt. Bettina hofft, dass die Leser ihrer Lebensbeichte ein großes Maß an Mitgefühl entgegenbringen würden. Aber es kommt anders. Bettina Wulff wird ausgepfiffen, ihre Aufklärung als unfeine Nachtreterei missverstanden, und das Buch von der Literaturkritik ignoriert.

Auf den Kachelboden gezwungen

Mal gespannt, ob Valérie Trierweiler ähnlich enttäuschende Erfahrungen machen muss. Ihr Lebensgefährte François Hollande ist zwar nicht direkt zurückgetreten, führt sein Amt allerdings ohne Glück und Kühnheit, und das eigentlich von Anfang an. Aber das ist nicht der Grund für Valéries Entschluss, die dunkelsten Stunden ihrer Élysée-Monate in einem Buch zu schildern: Die Trierweiler, eine berühmte Journalistin, ist in der Wohnung, als sie von der bevorstehenden Enthüllung des Nachrichtenmagazins Closer erfährt. Demnach soll ihr Freund François eine Liebesbeziehung mit der Schauspielerin Julie Gayet unterhalten und deshalb viel mit dem Moped unterwegs sein.

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In ihrem diese Woche erschienenen Erinnerungsbuch "Merci pour le moment" schildert Valérie, wie sie von F.s Untreue erfährt und weinend ins Bad rennt, wo sie ihren Kulturbeutel nach Schlaftabletten absucht. François kommt hinterher und entreißt ihr den Beutel; Valérie wirft sich nieder und schluckt alle Pillen, die sie in ihrer Verzweiflung erreichen kann. Sie möchte schlafen, wie Madame Bovary: Es ist sehr schlimm, wie der Schmerz diese stolze Frau auf den Kachelboden zwingt.

Wer eine Frau zu derartigen Selbstdemütigungen veranlasst, kann ein Land nicht aus der Krise führen - ist es das, was Valérie Trierweiler mit ihren Schilderungen sagen möchte? Wer so wenig Gefühl für die Partnerschaft aufbringt, kann auch in der politischen Bündnisarbeit nicht überzeugen. Was hat sie noch zu bilanzieren? François sei hochmütig, ein Sozialist, der teure Restaurants bevorzugt. Selbstverständlich hat Valérie ihn niemals in diese teuren Restaurants begleitet, weil es zynisch ist, Austern zu essen, während viele Menschen in Austerität leben. Ach, Valérie.

Ein souveränes Buch

Valérie, komm, setzt dich mal hin, nein, jetzt lass mal die Finger von den Pillen und hör zu: Du bist verlassen worden so wie viele Hunderte Frauen täglich von ihren Männern verlassen werden, weil diese Männer vermuten, dass sie mit einer jüngeren Frau glücklicher werden können. Bei manchen stimmt das sogar, andere wieder sind mit der jüngeren Frau genau so unglücklich wie mit der alten. Wenn aber alle von Politikern verlassenen Frauen solche Bücher über ihre Männer schreiben würden, dann wird es für Männer immer schwieriger, Beruf und Ehe unter einen Hut zu bekommen. Was nicht heißt, dass Ex-Partnerinnen von Staatsmännern keine Bücher über ihre Zeit mit diesen Staatsmännern schreiben dürfen. Aber könnten diese Bücher dann bitte so sein, dass man nicht den Eindruck hat, hier wimmert eine aus dem Palast gejagte Petze ihren goldenen Jahren hinterher?

Cecilia Attias, ehemals Sarkozy, hat das vor Kurzem ganz gut hinbekommen: Ihr Une envie de verité ist ein souveränes Buch darüber, wie eine Frau spürt, ach, nein, mit dem kann ich mir nicht vorstellen, meine Jahre im Élysée zu verbringen. Ich gehe lieber mit einem anderen Herrn woanders hin. Ansonsten kann ich über Nicolas nichts Schlechtes sagen, außer dass ich seine ablehnende Haltung zur Homo-Ehe kleinkariert finde. Sarkozy hat das Buch gerne gelesen, heißt es. Und ein wehmütiger Stolz mag den kleinen Franzosen umweht haben - darüber, dass er nicht mit einer Frau zusammen war, die vor der Geschirrspülmaschine weint oder den Badezimmerboden nach Pillen absucht.

© SZ vom 06.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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