Süddeutsche Zeitung

EU schafft Glühbirne ab:Eine warmweiße Verheißung

Was bringt die neue Energiesparlampe? Und wie wird man sie wieder los? Ist das Licht nicht furchtbar ungemütlich? Was Verbraucher jetzt wissen müssen.

J. Rubner, C. Schrader und C. Hulverscheidt

Wie gut sind Sparlampen fürs Klima?

Die EU-Kommission rechnet damit, dass ihr Glühbirnen-Verbot jährlich 40 Milliarden Kilowattstunden Strom in Europa spart, entsprechend der Leistung von zehn mittelgroßen 500-Megawatt-Kraftwerken. In CO2 gerechnet bedeutet das eine Ersparnis von 15 Millionen Tonnen jährlich.

Wie viel Geld kann man damit sparen?

Energiesparlampen sind eine Investition. Markenware kostet bis zu zehn Euro pro Birne. Diesen Anschaffungspreis erwirtschaften die neuen Lampen ungefähr in einem Jahr, wenn sie etwa drei Stunden pro Tag brennen. Über die ganze Lebensdauer von bis zu zehn Jahren, hat die Stiftung Warentest errechnet, lassen sich so bis zu 177 Euro sparen. Ökotest gibt den Effekt geringer an: 6,50 Euro pro Jahr. In einer Speisekammer allerdings, wo sie immer nur kurz brennen, rechnen sich die Birnen nie.

Halten die Energiesparlampen wirklich zehn Jahre?

Das kommt sehr auf Fabrikat und Einsatz an. Die meisten Experten raten zu Markenware von Philips, Osram, General Electric oder Megaman. Zum Teil geben die Hersteller auch schon fünf Jahre lang Garantie. Billigere Birnen von Ikea, Aldi oder aus dem Baumarkt halten womöglich nicht so lang, amortisieren sich aber schneller. Nach einigen Jahren sinkt allerdings die Lichtausbeute. Generell altern Sparlampen zudem schneller, wenn sie oft ein- und ausgeschaltet werden. Für das Treppenhaus sollte man daher Lampen mit einer Warmstart-Funktion wählen, die allerdings auch etwas langsamer hell werden.

Ist das Licht von Energiesparlampen nicht furchtbar ungemütlich?

Die Lichtfarbe kann der Kunde auswählen. Steht auf der Packung "warmweiß" oder der Zahlencode 827, dann kommt das Licht einer Sparlampe dem der Glühbirne sehr nahe. Allerdings wirken dann manche Farben ungewohnt. Wer sie am Arbeitsplatz beurteilen muss, wählt besser eine Birne mit der Angabe "Tageslicht". Inzwischen gibt es auch Sparbirnen, die sich mit den üblichen Dimmern regeln lassen.

Warum dürfen Sparlampen nicht in den Hausmüll?

Die Lampen brauchen zum Leuchten eine kleine Menge Quecksilber. Zurzeit ist die Menge auf fünf Milligramm pro Birne begrenzt. Manche Hersteller werben schon damit, geringere Mengen des giftigen Schwermetalls zu benutzen. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe wird in Privathaushalten nur bei jeder zehnten Birne wie vorgeschrieben fachgerecht entsorgt. Dennoch sind Sparlampen in punkto Quecksilber ein Gewinn für die Umwelt, so das Öko-Institut Freiburg. Bei der Stromproduktion aus Kohle wird auch Schwermetall frei.

Was kommt nach der Sparlampe?

Die jetzigen Fabrikate sind eher eine Krücke. Sie müssen in die millionenfach vorhandenen Schraubfassungen passen. Darum hat jede Energiesparlampe im Sockel ihrer eigene Elektronik. Mit einer zentralen Elektronik ließen sich ganz andere Lampenformen und noch sparsamere Leuchtmittel entwickeln. Die Lichtanlage müsste aber dafür geplant werden, wie es in Geschäften oft schon geschieht. Noch einige Jahre von der Marktreife entfernt sind Leuchtdioden, die noch weniger Energie verbrauchen. Hier müssen die Entwickler aber einige Probleme wegen der Lichtfarbe lösen.

Wie lange wird man Glühbirnen noch kaufen können?

Alle matten Birnen sollen bereits ab September 2009 verboten sein, ebenso klare 100-Watt-Birnen, weil sie nicht die dann mindestens vorgeschriebene Effizienzklasse erfüllen. Für leuchtschwächere Glühlampen gilt ein schrittweises Verbot, das sich nach der Wattzahl richtet. De facto werden von September 2012 überhaupt keine Glühbirnen mehr in die Geschäfte geliefert. Wer danach noch Glühbirnen kaufen will, muss wohl nach Norwegen oder Bosnien reisen (auch die Schweiz plant ein Verbot ab 2009).

Müssen jetzt Hersteller von Glühlampen ihre Werke schließen, gehen Arbeitsplätze verloren?

Das wird nicht passieren. Herstellung und Verkauf von Glühlampen verlieren seit Jahren an Bedeutung. Die Firma Osram, neben Philips einer der führenden Hersteller weltweit, macht bereits heute mehr als 95 Prozent seines Umsatzes mit anderen Lampentypen. Osram fertigt noch in Frankreich, der Slowakei und im Werk Wipperfürth in Nordrhein-Westfalen Glühlampen. Im deutschen Werk sind 60 Mitarbeiter beschäftigt. Sie steigen wie die Kollegen im Ausland auf die Produktion von Halogenbirnen oder anderen Produkten um. Die Entscheidung der EU dürfte die Nachfrage nach Energiesparlampen und anderen Typen ankurbeln.

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Quelle:
SZ vom 10.12.2008/jüsc
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