Essay über Anstand:Seit wann schreien wir uns an?

Essay über Anstand: Illustration: Stefan Dimitrov

Illustration: Stefan Dimitrov

Die einen sollen was in die Fresse kriegen, die anderen versinken in Hass-Mails. Was ist eigentlich los mit dem Diskurs in Deutschland? Was uns verloren geht, wenn wir den Anstand verlieren.

Von Detlef Esslinger

In der vergangenen Woche habe ich eine kleine soziologische Studie gemacht. Nicht aus Absicht, aber im Grunde war absehbar, dass ein Text über Andrea Nahles in eine solche Studie ausarten würde. Ich schrieb, auf der Meinungsseite, einen Kommentar zur Bemerkung der neuen SPD-Fraktionsvorsitzenden, von nun an werde die Union von ihr "in die Fresse kriegen". Meine Argumentation war zusammengefasst so, dass Nahles ihre Bemerkung zwar vielleicht als Scherz gemeint haben mag, dass sie aber in einer Zeit, die ohnehin ein bisschen zu roh ist, damit ein weiteres rohes Vorbild abgibt. Sollten nicht lieber alle ihre Worte etwas mehr wägen, damit der respektvolle Streit in der Demokratie nicht noch schwieriger wird, als er es bereits ist?

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