Am Eingang von Stefanie Nieders Wohnung steht eine pastellfarbene Kerze. "Die zünde ich an, wenn Sarah wieder zu Hause ist", sagt Nieder. Seit September vergangenen Jahres lebt ihre siebenjährige Tochter in einem Kinderheim in einer anderen Stadt. Ob und wann sie zurückkommt, ist ungewiss. Stefanie Nieder, die wie auch ihre Tochter anders heißt, erinnert sich gut an den Morgen, der alles veränderte. Das Jugendamt rückte mit drei Mitarbeitern an, vier Polizisten, einem Gerichtsvollzieher, einem Schlüsseldienst. Im Bericht des Amtes ist von tumultartigen Szenen die Rede, dafür "maßgeblich verantwortlich": Stefanie Nieder. Sie hatte sich gewehrt gegen den Beschluss des Jugendamtes, das wegen "Kindeswohlgefährdung" aufgrund einer angeblichen "symbiotischen", also einer zu engen, Mutter-Kind-Beziehung eine Inobhutnahme der Tochter anordnete. 15 Monate ist das jetzt her. Seitdem hat Nieder ihre Tochter 16-mal für jeweils eine Stunde gesehen.
Mutter-Kind-Beziehung:Wie eng ist zu eng?
Oft unterstellt das Jugendamt eine zu nahe Eltern-Kind-Beziehung, ohne dass es ein psychologisches Gutachten gibt.
(Foto: Jordan Whitt/ Unsplash)Immer wieder kommt es vor, dass das Jugendamt Kinder aus Familien nimmt, weil die Beziehung zur Mutter zu innig sei. Aber was bedeutet das?
Von Mareen Linnartz und Edeltraud Rattenhuber
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