Ernährung:Des Lebens Saftigkeit

EURO 2012 - Illustration

Im direkten Genuss schwingt immer auch der kulturelle Boden mit, auf dem man sich bewegt.

(Foto: dpa)

Der Satiriker Wiglaf Droste wurde mit bodenständigen Gerichten sozialisiert und stellt fest: Über das Kochen wird viel geredet. Das Genießen haben trotzdem viele verlernt. Ein Essay über das Essen.

Von Wiglaf Droste

Ans Essen habe ich reichhaltige Erinnerungen, die bis in die Kindheit zurückreichen. Ich sehe mich mit meiner Mutter im Erkerzimmer einer Mietwohnung sitzen und Schwarzbrot mit Blutwurst und scharfem Senf futtern, saure Gurken und Rollmöpse. Meine Mutter stammt aus Ostpreußen, da liebt man es deftig. Speckbirnen oder ein schöner Strammer Max, Brot mit Butter und Schinken und einem von beiden Seiten gebratenen Spiegelei, das war meins. Mein jüngerer Bruder nannte das Gericht notorisch unschuldig einen "Steifen Max, von beiden Seiten begraben". Das Bonmot ist bis heute tief im Familienwortschatz verankert. So etwas erdet, wie auch die wunderbaren Suppen und Eintöpfe und die Bratkartoffeln aus Pellkartoffeln mit Zwiebeln, Schinken und Petersilie; die aus rohen Kartoffeln zubereiteten Bratkartoffeln waren dünner und hießen bei uns "Pfannenflitzer".

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