Erfolgreich Flirten:"Ich Prinzessin, er Held"

Wie erobert man einen Mann? Flirttrainerin Dietlind Tornieporth erklärt, warum sich Frauen hofieren lassen sollten statt den Männern hinterherzulaufen.

Sarina Pfauth

Dietlind Tornieporth, Flirttrainerin aus München und Autorin des Buchs "Die perfekte Verführerin" findet, dass Erfolg beim Flirten nicht allzu viel mit gutem Aussehen zu tun hat. Und: Man kann die Kunst der Verführung lernen. Also: an die Arbeit.

sueddeutsche.de: Frau Tornieporth, Sie sind Flirttrainerin und Ratgeberautorin. Brauchen wir jetzt auch schon Hilfe beim Verlieben? Wo bleibt da die Romantik?

Dietlind Tornieporth: Die kommt später. Zunächst gibt es beim Flirten durchaus einige Dinge zu lernen und zu üben, wenn es mit dem Anbandeln nicht klappt. Was zählt ist die richtige Einstellung. Verführungskunst ist zu einem großen Teil Persönlichkeitsentwicklung: Wer bin ich, was will ich und wie komm ich dahin?

sueddeutsche.de: Und wie sieht Ihr Trainingsplan aus?

Tornieporth: Man muss die innere Haltung verändern. Die perfekte Verführung beginnt im Kopf.

sueddeutsche.de: Und das soll funktionieren? Das ist jetzt nicht Ihr Ernst.

Tornieporth: Doch. Ein Mann wirkt auf Frauen besonders attraktiv, wenn er ein dominant-männliches Auftreten mitbringt - wenn er mit Entschlossenheit und Hartnäckigkeit um sie wirbt nach dem Motto: Dich will ich! Das imponiert uns Frauen. Unsicherheit ist völlig unattraktiv.

sueddeutsche.de: Na toll. Mit anderen Worten: ein Macho, wie er im Buche steht.

Tornieporth: Wenn Sie so wollen. Zumindest einer, der weiß, was er will. Und der gerne die Führung übernimmt - das Restaurant aussucht, den Wein bestellt, mich von zu Hause abholt.

sueddeutsche.de: Alice Schwarzer würde zu so einem Date gar nicht erst erscheinen.

Tornieporth: Wir Frauen können ja gerne unsere Emanzipiertheit und Unabhängigkeit unter Beweis stellen. Aber doch bitte nicht in so einem Augenblick! Das kann man jeden Tag in der Berufswelt machen aber warum beim Flirt? Das ist grundfalsch. Ein Flirt funktioniert nun mal dann am besten, wenn der Mann besonders männlich und die Frau besonders weiblich ist.

sueddeutsche.de: Sie skizzieren da einen Urzeitmenschen, der sich auf die Brust trommelt und die Frau wie ein Stück Beute in seine Höhle schleift.

Tornieporth: Wenn wir uns alle in der Mitte treffen, irgendwo in der Androgynität, funktioniert das in der Regel nicht. Problematisch ist auch, wenn Frauen männliches Flirtverhalten imitieren.

sueddeutsche.de: Sie meinen, die Dame erscheint auf der Harley, bestellt sich zum Candle-Light-Dinner ein blutiges Steak und wuppt sich den Mann über die Schulter?

Tornieporth: Nicht ganz so extrem. Aber es reicht schon, wenn sie unbedingt die Führung übernehmen wollen, sich dominant geben und Machosprüche zum Besten geben. So etwas wie: "Ein Bier für den Süßen da drüben." Das ist nun wirklich alles andere als emanzipiert! Das ist peinlich und wirkt neurotisch. Wir wollen aber doch nicht männlich wirken! Wenn ich versuche, als Frau die Kontrolle an mich zu reißen, ist das ein wenig reizvolles Signal.

Tipp für das erste Date: "Fordere viel!"

sueddeutsche.de: Das lassen Sie mal lieber keine emanzipierte Frau hören.

Tornieporth: Ist aber so. Maskulinität bei Frauen ist ganz klar nur eine Nische. Im Grunde geht es darum, wieder Lust daran zu finden, mit weiblichen Reizen zu spielen.

sueddeutsche.de: Na gut, aber es sieht nun mal nicht jede aus wie Claudia Schiffer...

Tornieporth: Nicht alle wollen eine blonde Frau mit großer Oberweite. Wir unterschätzen Männer in ihren Vorlieben, die sehr individuell und detailliert sein können. Was andere an uns mögen, können wir ohnehin nie so genau sagen. Also sollten wir uns lieber auf ein gutes Marketing konzentrieren. Ein Flirt ist wie ein Verkaufsgespräch: Man muss Begehrlichkeiten wecken. Und das tue ich, indem ich erst mal die Vorstellungskraft des Interessenten anrege. Das ist Marketing. Warum sollte ich mich unter Wert verkaufen?

sueddeutsche.de: Jetzt sind Sie schon wieder so unromantisch! Um im Bild zu bleiben - wie schafft man es, den Kunden auf die Ware aufmerksam zu machen?

Tornieporth: Als Frau zeige ich mit Blicken, Gesten, unverfänglichen Bemerkungen, dass ich nicht abgeneigt bin. Zwei Drittel aller Beziehungen werden sowieso von Frauen eingefädelt, nur will der Mann dabei nicht unbedingt zum Statisten degradiert werden. Im Idealfall sollte es so aussehen, als ob es seine Idee war. Am besten ich gebe ihm meine Telefonnummer und er kann mich dann anrufen.

sueddeutsche.de: Und wie sieht es aus mit Schritt zwei - der "Kundenbindung"?

Tornieporth: Man muss ein Vakuum schaffen, das der Mann mit seinen Sehnsüchten füllt. Dazu muss ich ihn am besten so lang wie möglich im Unklaren lassen, woran er bei mir eigentlich ist. Ich will ihn zum Nachdenken über mich anregen. Das wohl erotischste Wort der Welt ist "vielleicht".

sueddeutsche.de: Also gut. Gehen wir zu Schritt drei. Er hat ihre Nummer und verabschiedet sich, um in Ruhe über sie zu grübeln. Aber was macht sie solange? Vor dem Telefon sitzen und warten?

Tornieporth: Wenn die Frau anruft, sieht das nach Hinterherlaufen aus. Es gibt ein schönes altes Buch aus den 20er Jahren, darin steht: Eine Frau hat keine Eroberung gemacht, wenn ihr zuvor nicht der Hof gemacht wurde. Bringen Sie sich nicht selbst um das Vergnügen, hofiert zu werden!

sueddeutsche.de: Und Sie können sich nicht vorstellen, dass sich in den vergangenen 90 Jahren daran etwas verändert hat?

Tornieporth: Nicht wirklich. Männern wird beigebracht, sich Dinge hart zu erarbeiten. Wenn eine Frau nun sagt: Hier bin ich, nimm mich - dann ist das so, wie wenn man einem Jungen ein Puzzle schenkt, das schon fertig zusammengesetzt ist. Da fehlt jeglicher Reiz.

sueddeutsche.de: Ihr Tipp fürs erste Date?

Tornieporth: Fordere viel. Der Typ hat um ein Date gebeten, jetzt will er glänzen! Ich bin die Prinzessin, er ist der Held. Bei einem Date will ein Mann seine Großzügigkeit und Fürsorglichkeit unter Beweis stellen. Wenn ich das sabotiere, indem ich darauf bestehe, die Rechnung im Restaurant zu teilen, weise ich ihn zurück. Das gilt auch für Komplimente. Wenn ein Mann sagt: "Du hast wunderschöne Haare", sagen Frauen ganz automatisch: "Ach was, eigentlich hätte ich schon längst mal wieder zum Friseur gemusst." Frauen weisen Komplimente meist aus Unsicherheit zurück. Aber ein Kompliment ist ein Geschenk, und wenn ich es abwerte, dann werte ich damit auch den Schenkenden ab.

sueddeutsche.de: Verraten Sie uns zum Abschluss Ihre Lieblings-Flirtmasche?

Tornieporth: Blickkontakt suchen und lächeln! Das ist das Erfolgsrezept schlechthin. Für eine Studie hat sich eine attraktive Frau in eine Bar gesetzt, Blickkontakt gesucht und gelächelt - 60 Prozent der Männer sind ihrer Aufforderung gefolgt. Gleiche Frau, nur Blickkontakt: 20 Prozent der Männer haben sie angesprochen. Gleiche Frau, kein Blickkontakt: kein Mann. Es werden also nicht die Frauen angesprochen, die am attraktivsten sind, sondern diejenigen, die die meisten Flirtsignale aussenden.

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