"Er sagt, sie sagt" zum gemeinsamen Bett:Eine Brücke für die Liebe

popart teaser kolumne "er sagt, sie sagt"

Manchmal können einen die Schlafgewohnheiten des Partners in die Schlucht ... äh ... Flucht treiben.

(Foto: iStock)

Er schnarcht, wälzt sich, wandert aufs Klo - und wundert sich, wenn die Bettritze zur Schlucht wird. Ein Beziehungsdrama in Dialogform.

Von Violetta Simon

Sie liegen im Bett und versuchen einzuschlafen. Besser gesagt: Sie versucht es. Er dreht sich von einer Seite zur anderen.

Sie: Hast du's dann bald?

Er: Wieso, ich mach' doch gar nichts.

Sie: Gar nichts, nennst du das? Ich war eben eingeschlafen, da musst du aufs Klo. Dann bin ich gerade wieder am Eindösen, da kommst du zurück vom Klo. Und jetzt wälzt du dich hin und her.

Er: Hättest du mich nicht angerempelt, hätte ich nicht gemerkt, dass ich aufs Klo muss.

Sie: Ich musste dich anrempeln, du hast geschnarcht wie ein Tier!

Er: Jedenfalls kann ich jetzt nicht mehr einschlafen. Womöglich hab' ich ja Schlafstörungen?

Sie: Ganz offensichtlich sogar. Und ich bin diejenige, die darunter leidet! Musst du mich mit deinem Gezappel wachhalten?

Er: Ich zappel' nicht, ich versuche, eine bequeme Lage zu finden.

Sie: Aber ich werde jedes Mal halb aus dem Bett katapultiert, wenn du dich umdrehst.

Er: Ich bin nunmal 30 Kilo schwerer als du.

Sie: Deshalb hängt die Matratze auch so durch auf deiner Seite. Und ich lande immer wieder in deiner Kuhle. Ein Wunder, dass du mich noch nicht zerquetscht hast.

Er: Wenn es so schlimm für dich ist, dann kaufen wir morgen eben eine neue Matratze.

Sie: Zwei! Zwei neue Matratzen.

Er: Also gut. Kommst du noch ein letztes Mal in meine Kuhle?

Ein Riss geht durchs Bett

Am nächsten Abend. Sie liegen im Bett, auf zwei nagelneuen Matratzen. Zwischen ihnen ein schmaler Spalt. Er dreht sich von einer Seite zur anderen.

Sie: Was ist denn nun schon wieder, kannst du nicht einfach ruhig liegen bleiben?

Er: Ich versuche es ja. Aber das ist nicht so einfach. Seit diese Schlucht zwischen uns klafft, verschwindet jedes Mal ein Bein oder ein Arm von mir darin.

Sie: Das ist keine Schlucht. Das ist nur eine Ritze. Und ich bin, ehrlich gesagt, ganz froh darüber.

Er: Du bist gemein. Wie kannst du so etwas sagen? Ausgerechnet jetzt, so kurz vor Valentin!

Sie: Ich meine das nicht böse. Ich bin einfach nur erleichtert. Immerhin spüre ich zwar noch die Erschütterung, wenn du dich herumwälzt. Aber ich hüpfe nicht mehr bei jeder Bewegung mit.

Er: Ich weiß nicht. Womöglich ist das der Anfang vom Ende. Erst geht ein Riss durch unser Bett. Und vielleicht bald schon durch unsere Ehe.

Sie: Aber nein, im Gegenteil! Du wirst sehen, dieser kleine Spalt wird unserer Ehe guttun.

Er: Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Sie: Ich glaube, ich hab' da eine Idee. Aber jetzt schlaf'. Bitte.

Er: Kannst du meine Hand festhalten? Ich hab' Angst, dass mich die Ritze verschlingt.

Am nächsten Abend. Sie liegen im Bett, auf zwei nagelneuen Matratzen. Zwischen ihnen ein schmaler Spalt, in dem sich nun ein nagelneuer Matratzen-Ritzenfüller befindet.

Er: Was zum Teufel ist das?

Sie: Eine Liebesbrücke, mein Schatz. Damit du keine Angst mehr haben musst, in der Ritze zu verschwinden. Eine Art Valentinsgeschenk, sozusagen.

Er: Liebesbrücke nennst du das? Ziemlich beschönigender Ausdruck dafür, dass du diesen Keil zwischen uns getrieben hast.

Sie: Das ist kein Keil, eher eine Verbindung zwischen unseren Matratzen.

Er: Es ist eine Mauer, und ich bleibe dabei: Die Mauer muss weg!

Sie: Nix da, die Mauer bleibt! Und jetzt schlaf' endlich.

Er: Ich muss mal.

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