"Er sagt, sie sagt" zu Telefonsex:"Was hast du an?" "Den Fernseher"

"Er sagt, sie sagt" zu Telefonsex: Sie bemüht sich um Erotik, er kapiert es nur leider nicht.

Sie bemüht sich um Erotik, er kapiert es nur leider nicht.

(Foto: iStockphoto)

Sex am Telefon - in Fernbeziehungen durchaus einen Versuch wert. Der erotische Dialog lässt viel Raum für Fantasie. Aber auch für Missverständnisse.

Von Violetta Simon

Er liegt auf dem Bett, den Laptop auf dem Schoß, im Hintergrund läuft der Fernseher. Sie ruft an.

Sie: Hallo, Schatz.

Er: Hallo! Na, noch wach?

Sie: Ja. Kannst du auch nicht schlafen?

Er: Nein. Und, vermisst du mich?

Sie: Und wie. Ich wünschte, du wärst hier. Stöhnt in den Hörer: Und ich wünschte, dass noch was laufen würde.

Er: Also bei mir läuft gerade Criminal Minds in der Glotze.

Sie: Sehr witzig. Komm schon, verrat mir: Was hast du gerade an?

Er: Ehrlich gesagt: Laptop UND Fernseher.

Sie: Sag mal, machst du dich über mich lustig? Ich wollte wissen, was trägst du gerade?

Er: Ein T-Shirt. Und meine Jogginhose, allerdings die schöne. Wieso?

Sie: Na toll. Und darunter?

Er: Was soll das werden?

Sie: Ich versuche gerade, dich zu verführen.

Er: Am Telefon?

Sie: Eine andere Wahl haben wir nicht. Wie es aussieht, sehen wir uns erst wieder übernächstes Wochenende. Also, sag' schon: Was trägst du darunter?

Er: Naja, eine Unterhose halt.

Sie: Also so geht das nicht. Wie sollen wir in Stimmung kommen, wenn du nicht mitmachst?

Er: Und was willst du jetzt von mir hören?

Sie: Du könntest zum Beispiel sagen, dass du nichts darunter trägst. Oder nackt bist.

Er: Aber das stimmt nicht.

Sie: Darum geht es doch gar nicht - es geht um Fantasie! Nackte Haut; Körper, die sich aneinanderreiben; Schweißperlen, erigierte wasweißichnochalles ...

Er: Also mit Schweiß kann ich dienen.

Sie: Ich habe den Eindruck, du willst mich nicht verstehen. Schon mal etwas von Verbalerotik gehört?

Er: Vielleicht ist es dir entgangen, aber ich bin männlich, größtenteils behaart und habe einen leichten Bauchansatz. Vor allem aber bin ich: keine professionelle Telefonsex-Mieze.

Sie: Kannst du dir nicht wenigstens ein bisschen Mühe geben?

Er: Wie stellst du dir das vor? So viel Phantasie kann ich gar nicht aufbringen, dass ich mir vorstelle, wie aus mir jemand wird, der sich dazu in der Lage fühlt, dir einzureden, ich wäre ...

Sie: Stopp! Wovon redest du? Du weißt genau, dass ich dich so mag, wie du bist.

Er: Komischerweise scheint es dich aber nicht gerade anzuturnen, wenn ich darüber spreche, wie ich in der Realität aussehe und was ich tatsächlich anhabe. Da kann ich ja froh sein, dass wir nur telefonieren. Und nicht skypen.

Sie: Da hast du auch wieder recht.

Er: Ich finde, du hast eindeutig mehr Talent, wenn es darum geht, etwas schön zu reden.

Sie: Wie meinst du das jetzt wieder?

Er: Vergiss es, warum fängst du nicht einfach an?

Sogar am Telefon eine Niete im Bett

Sie: Also gut: Ich liege auf meinem Bett und trage ein rotes langes Kleid, das bis zur Hüfte ...

Er: Rotes Kleid, sagst du? Kenne ich noch gar nicht, hast du das neu?

Sie: Das ist doch jetzt egal, Herrtgottnochmal!

Er: Ups! Entschuldige. Siehst du, ich kann noch nicht mal professionell zuhören.

Sie: Das wird schon noch!

Er: Sogar am Telefon bin ich ne Niete im Bett.

Sie: Jetzt unterbrich mich nicht dauernd!

Er: Ich bin ja schon ruhig.

Sie: Also, wo war ich gerade? Genau, das Kleid: Ich trage ein rotes ... oder vielleicht doch lieber ein kurzes? Ich hab's! Ich nehme den Bleistiftrock und die Bluse mit den Druckknöpfen. Obwohl ... ich könnte natürlich auch einfach nur in Unterwäsche. Puh, was meinst du?

Er: Faszinierend. Ich wusste nicht, dass du selbst vor einem virtuellen Kleiderschrank kollabieren kannst.

Sie: So. Nun hast du's geschafft. Jetzt bin ich nicht mehr in Stimmung.

Er: Weißt du was, ich denke, das üben wir noch mal. In Ruhe. Jeder für sich.

Am nächsten Tag nimmt er seinen ganzen Mut zusammen und spricht ihr auf den Anrufbeantworter. Äh ... ja, hallo! Also. Wenn du das hörst, werde ich bereits in meinem Bett auf dich warten. Also hier, bei mir, in Frankfurt. Du kannst schon mal anfangen, dich auszuziehen. Dann gehst du ins Schlafzimmer. Ach nein, halt! Erst in die Küche. Hol den Honig aus dem Lebensmittelschrank - du weißt schon, den flüssigen in der Spenderflasche, nicht den im Glas - und geh ins Bett. Ich warte dort auf dich. Also im übertragenen Sinne, du weißt schon. Und: Ruf mich zurück - sofort! Du wirst dich wundern, was ich alles mit dir anstellen werde!

Nichts tut sich, das Telefon schweigt. Also versucht er es erneut: Wo zum Teufel bist du, ich liege hier seit zwei Stunden, der Honig verklebt meine Brusthaare. Wie geht's jetzt weiter?

Endlich läutet sein Telefon, sie klingt aufgelöst: Entschuldige bitte, ich muss erst mal meine Mutter beruhigen. Sie stand neben mir, als ich den Anrufbeantworter abgehört habe. Sie glaubt, ich werde von einem wahnsinnigen Stalker bedroht. Ich melde mich, sobald ich sie wieder los bin, ja? Tschüss!

Nach einigen Sekunden klingelt es erneut: Ich bin's noch mal. Ich wollte nur sagen: Das mit dem Honig klingt super, bleib genau so, ich beeile mich!

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