"Er sagt, sie sagt" zu Schlabberlook:Deine Jogginghose ist eine Zumutung

Er sagt, sie sagt

Schlabberlook kann man gut finden - oder auch nicht.

(Foto: iStockphoto/Yinfinity)

Er mag es nicht, wenn sie Jogginghose trägt. Sie findet: wenn nicht bei ihm, wo dann? Ein Beziehungsdrama in Dialogform.

Kolumne von Violetta Simon

Er (hält ihr eine graue Jogginghose entgegen): Schau mal, die hast du letztes Mal bei mir vergessen.

Sie: Aber nein, die habe ich hier deponiert.

Er: Wozu?

Sie: Damit ich es mir bei dir gemütlich machen kann.

Er: Und dazu brauchst du wirklich dieses Ding - ist es nicht auch so gemütlich bei mir?

Sie: Hast du schon mal versucht, es dir im Schneidersitz auf der Couch bequem zu machen, wenn du dabei einen Bleistiftrock trägst?

Er: Hast du schon einmal daran gedacht, wie sich diese Schlabberhose auf unsere Beziehung auswirken könnte? Das Ding ist an den Stellen, wo sich normalerweise deine Knie und dein Po befinden, ausgebeult. Keine gute Voraussetzung für einen gemütlichen Abend.

Sie: Aber es ist doch niemand hier! Wir sind unter uns!

Er: Ach, bin ich vielleicht niemand?

Sie: Du bist nicht niemand. Du bist sogar mein Lieblingsmensch. Und genau deshalb trage ich in deiner Gegenwart auch meine Lieblingskuschelhose.

Er: Du lässt dich also gehen, weil du mich so magst? Das ergibt doch keinen Sinn!

Sie: Was soll das heißen, ich lasse mich gehen? Ich entspanne. Wenn ich das nicht vor meinem Partner tun kann, vor wem dann?

Er: Ich sehe das genau andersherum: Für die Arbeit wirfst du dich in Schale. Aber bei mir zeigst du dich im Schlabberlook. In meinem Hemd und der Krawatte komme ich mir total overdressed neben dir vor.

Sie: Dann zieh das Ding halt aus! Die Nachrichtensprecherinnen sind auch alle elegant gekleidet, glaubst du wirklich, die sehen sich deshalb die Nachrichten im Anzug oder im Kostüm an?

Er: Ich werde mir jetzt sicher nicht vorstellen, wie Claus Kleber oder Marietta Slomka in Jogginghose aussehen. Es geht hier ausschließlich um dich. Und um deine Erscheinung. Und eines weiß ich sicher: Als ich dich zum ersten Mal sah, hast du den Eindruck vermittelt, als wüsstest du gar nicht, was eine Jogginghose ist!

Sie: Ja, und? Damals kannten wir uns auch noch nicht so gut. Du tust ja gerade so, als hätte ich dir verheimlicht, dass ich an einer Krankheit leide! Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich es privat leger mag.

Er: Wenn das so ist, würde ich dich bitten, deine Schlumpel-Jogginghose weiterhin als Teil deiner Privatsphäre zu betrachten. Ich fürchte sonst, das ist der Anfang vom Ende.

Sie: Wie meinst du das?

Er: Erst ist es nur die Jogginghose. Aber was kommt als nächstes: Die Küchenschürze? Der Hauskittel?

Sie: Sag' mal, was soll das eigentlich? Du tust gerade so, als sei ich der letzte Prolet! Ich könnte dich ja noch verstehen, wenn ich den Pulli von meinem Ex dazu tragen würde.

Er: Also bitte, willst du damit etwa sagen, du hast das Ding noch?

Sie: Oder meinen Jumpsuit. Den mit den Hasenohren.

Er: Das wäre ja noch schöner!

Sie: Oder meine alte Sweatshirt-Jacke mit dem BVB-Abzeichen.

Er: Willst du mir etwa drohen?

Sie: Ich mein' ja nur ...

Er: Also gut. Meinetwegen. Lass deine Schlumpelhose an. Aber die BVB-Jacke bleibt im Schrank! Zusammen mit dem Ex-Pulli und den Hasenohren.

Sie: Klar - man hat ja schließlich Stil.

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