"Er sagt, sie sagt" zu Kofferpacken:Wanderst du aus?

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Ihm reicht Handgepäck, sie packt für eine Weltreise. (Foto: Collage iStockphoto/SZ.de)

Er wirft ein paar Klamotten in seine Reisetasche. Sie kippt den Inhalt ihres Schranks in den Hartschalenkoffer. Ein Beziehungsdrama in Dialogform.

Von Violetta Simon

Endlich Urlaub. Der Reise in den Süden steht nichts mehr im Weg. Bis auf eine Kleinigkeit: Kofferpacken.

Er ( zieht eine alte, ausgebeulte Reisetasche aus dem Bettkasten und stellt sie vor seinem Schrankfach auf dem Boden ab): Diese Packerei geht mir vielleicht auf die Nerven.

Sie ( holt einen DIN-A4- Zettel hervor und überfliegt die lange Liste): Also für mich gehört das Kofferpacken zur Vorfreude auf den Urlaub. Vielleicht solltest du es einmal mit einer ansehnlicheren Tasche versuchen - kein Wunder, dass da kein Urlaubsgefühl aufkommt.

Er ( lässt ein paar Shirts in die Tasche fallen): Ich reise schon immer mit dieser Tasche und sie hat mich nie im Stich gelassen.

Sie ( schleppt den großen Hartschalenkoffer an und wuchtet ihn aufs Bett): Ich frage mich nur, wie du dein ganzes Zeug darin unterbringen willst.

Er ( versenkt ein paar Unterhosen in der Tasche): Das geht ganz leicht. Ich nehme einfach weniger mit.

Sie: Wahrscheinlich trägst du wieder jeden Tag dieselbe Hose.

Er: Aber nein, ich habe noch eine zweite in Reserve. ( Er hält eine khakifarbene Trekkinghose in die Höhe). Außerdem weiß ich aus Erfahrung, dass man im Urlaub sowieso meistens Badehose und Flipflops trägt.

Sie ( wirft einen verächtlichen Blick darauf): Das nennst du Hose? Das ist bestenfalls ein Indiana-Jones-Kostüm! Ich hätte nichts dagegen, wenn du wenigstens zum Essen etwas überziehst, das nach Kleidung aussieht. Es gibt keinen Grund, im Urlaub auf Stil zu verzichten.

Er: Diese Hose hat Stil. Sie entspricht nur nicht deinen Vorstellungen.

Sie ( holt zwei Strandkleider, ein langes Kleid und zwei Röcke aus dem Schrank): Ich würde sagen, sie bewegt sich sogar außerhalb meiner Vorstellungskraft: Ich wusste nicht, dass Hosen hauptsächlich aus Taschen bestehen können.

Er: Und ich nicht, dass uns deine komplette Garderobe in den Urlaub begleitet. ( Er beobachtet kritisch, wie sie eine lange Hose und drei Shorts aufs Bett legt). Sag mal, du hast doch nicht etwa vor, für immer dort zu bleiben?

Sie ( stapelt zwei Blusen, fünf Shirts, drei Trägertops und zwei Kapuzensweatshirts neben dem Koffer): Ich packe nur das Nötigste ein - von jedem etwas.

Er ( stopft zwei Badehosen zwischen Socken und Unterwäsche): Bist du sicher, dass wir denselben Urlaub machen? Ich hatte zwei Wochen griechische Inseln gebucht. Was du da zusammenstellst, sieht mir eher nach Kreuzfahrt aus - vier Wochen mindestens!

Sie ( verteilt Bikinis und Badeanzüge auf dem Bett): Aber nein, das brauche ich alles, wirklich! Morgens zum Frühstück trage ich ein Kleidchen oder ein Top mit kurzer Hose. Zum Baden die zwei Bikinis, im Meer dann den Badeanzug und ... oh! Den Pareo hätte ich beinahe vergessen ( sie zieht ein buntes Tuch aus einer Schublade). Nachmittags an die Strandbar dann ein Strandkleid und abends natürlich etwas Schickeres.

Er: Du ziehst dich vier Mal um - an einem einzigen Tag?

Sie ( holt Unterwäsche, Sportsocken, dünne Socken und ein Paar Wollsocken aus der Kommode und steckt sie in einen großen Baumwollbeutel): Wieso nicht, wenn ich schon die Gelegenheit dazu habe? Und dann weiß ich ja auch noch nicht, ob wir Wandern gehen oder zu einer Cocktailparty. Oder einen Ausflug in die Stadt machen. Womöglich regnet es zwischendurch, da braucht man schließlich auch noch ...

Er: Gar nichts brauchst du! Glaub mir: Das meiste davon schleppst du hin und zurück - und hängst es ungetragen wieder in den Schrank. Nein, schlimmer noch: Zuvor musst du es waschen und bügeln, weil es nach Mottenkugeln müffelt und zerknittert ist.

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Sie ( dreht sich zu ihm um und stemmt die Fäuste in die Hüften): Sehr witzig.

Er: Sag mal, können wir den Waschbeutel bei dir unterbringen? In meine Reisetasche passt nichts mehr rein.

Sie ( stellt sich mit ausgebreiteten Armen schützend vor den Koffer): Wie stellst du dir das vor? Schau selbst: Alles voll! Ich kriege ja nicht einmal mehr meine Lieblingsschuhe in den Koffer. Dabei sind es die einzigen, die zu meinem langen Kleid passen.

Er: Dann lass eben beides zuhause. Und pack ein Paar Flipflops ein, die passen zu allem und sind ganz flach.

Sie: Unmöglich, das geht nicht! Ich denke, es ist besser, wenn ich einen größeren Koffer hole.

Er: Äh ... wo kommt denn jetzt das Badehandtuch auf einmal her, ist das nicht deines?

Sie: Das passt bei mir nicht mehr rein.

Er: Ich fasse es nicht. Dein Koffer ist drei Mal so groß wie meine Tasche!

Sie: Da siehste mal - und trotzdem geht nicht genug hinein. Ich sage ja: Er ist zu klein.

Er ( stapft wutentbrannt aus dem Schlafzimmer): So. Jetzt reicht's.

Sie: Wo willst du hin?

Er: Ich besorge zwei Trageriemen für deinen Kleiderschrank. Dann kannst du ihn auf dem Rücken zum Flughafen schleppen.

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