Ein Parkplatz vor einem Restaurant. Es ist spät. Sie steigen in ihr Auto. Die Türen fallen zu. Stille.
Er: Puh!
Sie: Was meinst du mit "puh"?
Er: Puh, das hätten wir geschafft.
Sie: Hat dir die Goldene Hochzeit meiner Eltern etwa nicht gefallen?
Er: Ich bin nun mal kein Fan von solchen Großfamilienereignissen.
Sie: Wegen mir hättest du nicht mitkommen müssen. Dann brauche ich mir wenigstens keine Gedanken zu machen, ob du dich amüsierst.
Er: Hättest du das nicht früher sagen können?
Sie: Aber das habe ich doch!
Er: Ich meine: So, dass ich es auch glaube.
Sie: Du kannst mir immer glauben, was ich sage.
Er: Dann habe ich mir diese Familienfeier also völlig umsonst angetan.
Sie: Was soll das heißen: angetan?
Er: Zum Beispiel mit dir in deinem alten Kinderzimmer übernachtet - beobachtet von einem Dutzend Kuscheltieren.
Sie: Es war doch nur für eine Nacht.
Er: Eben. Hätten wir uns da nicht ein Zimmer in der Pension um die Ecke leisten können?
Sie: Du weißt ja, wie meine Eltern sind.
Er: Zumindest habe ich inzwischen eine ganz gute Vorstellung davon. Glaubst du, sie haben mich absichtlich neben deinen Großonkel gesetzt?
Sie: Keine Ahnung. Hat sich Onkel Theo wieder danebenbenommen?
Er: Er hatte eine Flasche Korn unter dem Tisch deponiert und schenkte sich immer wieder nach. Mit jedem Glas wurden die Geschichten, die er erzählte, abenteuerlicher.
Sie: Und genau deshalb solltest du davon keine einzige glauben.
Er: Dann ist also nichts dran an der Sache mit dem gefälschten Brief?
Sie: Das hat er dir nicht erzählt!
Er: Und ob! Und sag mal, stimmt es, dass du versucht hast, in eine Bierflasche zu pinkeln?
Sie: Das ist doch die Höhe!
Er: Aber dass du ein Jahr lang dieselben Leopardenleggins trägst, das hätte ich nicht von dir gedacht.
Sie: Ich fasse es nicht.
Er: Ich sehe dich jetzt mit ganz anderen Augen.
Sie: Es ist wohl wirklich besser, wenn du nächstes Mal zu Hause bleibst.
Er: Deine Mutter hat sich jedenfalls wahnsinnig gefreut, dass ich dabei war.
Sie: Wieso das denn?
Er: Es war ihr wohl ein großes Bedürfnis, dass ich mitkomme zu dieser Familienfeier.
Sie: Hat sie dir das gesagt?
Er: Aber ja - immer wieder.
Sie: Und warum wollte sie unbedingt, dass du dabei bist?
Er: Damit deine Tante sieht, dass ... wie hat sie es formuliert? Ach ja: dass du auch einen abbekommen hast.
Sie: Jetzt reicht es. Endgültig. Weißt du was? Nächstes Mal bleiben wir beide daheim.