Elizabeth Taylors legendärer Schmuck:Beste Freunde unter dem Hammer

Sie war die Leinwand-Göttin ihrer Zeit - und entsprechend schillernd war auch ihr Schmuck: "Hollywoods Kronjuwelen" werden Elizabeth Taylors wertvolle Geschmeide genannt, zu denen die exzentrische Diva eine Liebesbeziehung unterhielt, in der sie niemals enttäuscht wurde. Nun wird die Schmucksammlung der verstorbenen Schauspielerin bei Christie's in New York versteigert.

Tanja Rest

Niemals, niemals habe ich meine Juwelen als Trophäen gesehen", so steht es in Elizabeth Taylors Memoiren, "ich bin lediglich dafür da, um auf sie aufzupassen und sie zu lieben. . ." Eine offensichtliche Lüge, wenn man zum Beispiel das Foto von Helmut Newton betrachtet.

Elizabeth's Hat

Hollywood-Schauspielerin Liz Taylor führt ihre Smaragdkette 1967 zu einer Party aus.

(Foto: Getty Images)

Die 53-jährige Liz im Pool ihrer Villa in Bel Air; die spiegelnde Wasseroberfläche reicht ihr genau bis dorthin, wo sonst ein schulterfreies Abendkleid zu enden pflegt. Sie trägt die am Ansatz grauen Haare streng zurückgekämmt, auf der rechten Hand einen grünen Papageien, ziemlich viel Make-up - und sonst nichts als Juwelen. Um ihren Hals liegt das berühmte Collier von Bulgari, 17 große und riesengroße Smaragde, jeder einzelne nochmals fingerdick von Diamanten eingefasst, dazu natürlich die passenden, nicht minder markanten Ohrringe.

Eine Frau präsentiert ihre Trophäen - was sonst? Weshalb ein anderer Taylor-Satz wohl besser passt, den sie einst Valentino entgegenschleuderte, als der sie wieder einmal zur optischen Mäßigung anhielt: "Sie wollen eine elegante Dame aus mir machen, aber ich bin nur ein Fasan!"

Die schönsten und schillernden Federn dieses Fasans, um im Bild zu bleiben, gehen nun auf eine Ausstellungstournee durch sieben Metropolen, bevor sie am 13. Dezember bei Christie's in New York versteigert werden. Der Nachlass der im März verstorbenen Liz Taylor: unzählige Couture-Roben, Handtaschen, Schuhe und Gemälde, vor allem aber ihre vollständige Schmucksammlung, die allein auf mindestens 30 Millionen Dollar geschätzt wird. "Die Kronjuwelen von Hollywood", so drückt es der Christie's-Gutachter Rahul Kadakia aus. Man könnte aber auch sagen: eine Biographie in Karat.

Eine Liebesgeschichte

Elizabeth Taylor hat diese Biographie im Jahr 2002 unter dem Titel "My Love Affair with Jewelry" selbst veröffentlicht, jedes Schmuckstück ein Kapitel ihres Lebens. Da ist "La Peregrina", eine der größten birnenförmigen Perlen der Welt von nahezu perfekter Symmetrie, die sie 1969 zum Valentinstag von Richard Burton erhielt. Burton, wild entschlossen, hatte den Preis bei einer Auktion in so schwindelerregende Höhen getrieben, dass am Ende sogar ein Mitglied der spanischen Königsfamilie ausgestiegen war. Cartier entwarf später eine Kette aus Rubinen und Diamanten mit der Perle als Anhänger, nach dem Vorbild von Velázquez' Porträts der spanischen Königinnen Margarita und Isabel: Auch an ihrem Hals prangte die Peregrina.

Drei Jahre später legte Burton nach und erwarb den sagenhaften Taj-Mahal-Diamanten, zu Liz' 40. Geburtstag. Der herzförmige Stein war im 17. Jahrhundert in Besitz des Großmoguls Shah Jahan gewesen, der für seine verstorbene Frau Mumtaz das Taj Mahal errichten ließ. "Ich hätte ihr lieber das Taj Mahal gekauft, aber der Transport wäre zu teuer geworden", prahlte Burton nach der Transaktion, die am New Yorker Kennedy-Airport über die Bühne ging - das Paar musste ein Flugzeug erwischen und hatte keine Zeit, eigens für den Diamanten in die Stadt zu fahren.

Ein anderes Burton-Geschenk war ein Ring mit einem lupenreinen 33-Karäter, dem sogenannten Elizabeth-Taylor-Diamanten (Schätzwert heute: etwa 3,5 Millionen Dollar). Liz nannte ihn "mein Baby", trug ihn nahezu täglich und mit großer Selbstverständlichkeit, gerade so, wie sie schon mit 15 Jahren als verhätscheltes Filmprinzesschen übers Set stolziert war. Nicht, dass sie sich nicht auch kindisch freuen konnte. Aus purer Wonne über ein Juwelenpräsent ihres dritten Gatten Mike Todd - eine schwergewichtige Rubinkette mit passenden Ohrringen und Armband - soll sie halsüberkopf in den Pool gesprungen sein.

"Große Mädchen brauchen große Diamanten": noch so ein Liz-Satz. Juwelen seien Taylors Lebensphilosophie gewesen, glaubt Rahul Kadakia von Christie's, "sie erinnerten sie an großartige Momente und großartige Orte in ihrem Leben. Sie waren ihre Freunde."

Fotos mit ihren Freunden

Nur zu gerne ließ sie sich mit diesen Freunden zusammen fotografieren. Wendet man als Bildbetrachter einen Kunstgriff an und versucht einen Moment lang zu vergessen, dass dies Elizabeth Taylor ist, so sieht man eine nicht mehr junge Frau - sie war bereits in den späten Dreißigern, als das Diamantenfieber so richtig über sie kam. Und Valentino hatte recht, die hier vorliegende Zeigesucht hat etwas Geschmackloses oder jedenfalls ungeheuer Dreistes. Es ist zu viel von allem: zu viel Frisur, zu viel Schminke, zu viel Dekolleté, zu viele Karat. Man ahnt auch, dass etwas dran sein könnte an der Binse, dass Diamanten alt und bitter machen - und doch gilt es hier gerade nicht.

Liz Taylor mag von vielerlei Dämonen besessen, am Ende von Enttäuschungen und Krankheit gezeichnet gewesen sein, aber wenn sie mit ihrem Schmuck posierte, muss es für sie etwas gegeben haben wie das Glück des Augenblicks. Von Fotos blickt einem ein Star entgegen, der zweifellos davon ausgeht, dass seine eigene Schönheit den dicksten Klunker noch locker überstrahlt.

Liz Taylor hat sich ihr Leben lang schmücken wollen, und das prächtigste Stück in ihrer Sammlung sollte natürlich Richard Burton werden, dieser kluge Kraftprotz mit dem walisischen Arbeiterstolz, den sie beim Dreh von "Cleopatra" an sich band - durchaus so, wie man sich ein besonders schönes Collier um den Hals kettet. Dass er mehr sein wollte als bloßer Dekor, war ihrer beider Tragödie. Immerhin, eines wusste Elizabeth Taylor an ihrem Lebensende besser als jede andere: Ehemänner kommen und gehen, Diamanten bleiben. Ihre Juwelen haben sie niemals enttäuscht.

Der Nachlass von Elizabeth Taylor wird von diesem Donnerstag an in Moskau, danach in London, Los Angeles, Dubai, Genf, Paris und Hongkong gezeigt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: