Süddeutsche Zeitung

Ein Wochenende mit ...:... dem Hunderucksack Little Yak

Das Tier schleppt sein eigenes Futter und sein eigenes Wasser, das Herrchen ist entlastet. Doch ein Hunderucksack klingt nur theoretisch nach einer guten Idee.

Titus Arnu

Bruno ist ein bergtaugliches Biest. Der Labrador-Rüde besteht hauptsächlich aus Muskeln, Knochen und Haaren. Auf Bergtouren absolviert er dreimal so viele Höhenmeter wie sein Herrchen. Das Herrchen ist leider nicht ganz so geländegängig, denn erstens besteht es nicht komplett aus Muskelmasse und Knochen, zweitens hat es nur zwei Beine und drittens einen Rucksack auf dem Rücken. In dem befinden sich außer der Wechselwäsche, Getränken und einer Brotzeit auch der Proviant für das Tier, dazu eine Hunde-Wasserflasche.

Ziemlich ungerecht! Weil Bruno sowieso nie ganz ausgelastet ist und deshalb unbedingt einen Arbeitsauftrag braucht, wie ein Hundepsychologe mal festgestellt hat, muss ein Hunderucksack her. Die Idee: Das Tier schleppt sein eigenes Futter und sein eigenes Wasser, das Herrchen ist entlastet und es herrscht Chancengleichheit am Berg.

Das geräumige Modell der Firma Berghund (www.berghund.de, Preis: 99,90 Euro) besteht aus blauem, reiß- und beißfestem Kunststoff, der gut abwaschbar ist. Das ist ein wichtiger Punkt, wie sich noch herausstellen wird. Zunächst gilt es, das Tier an seine Aufgabe heranzuführen. In der Anleitung steht, man solle den Hund langsam an den Rucksack gewöhnen, indem man ihn mit Sachen vollstopft, die er besonders lecker findet und ihn dann liebevoll aus dem Rucksack füttern - so wird die Tasche aus Hundesicht mit positiven Dingen verknüpft, also etwa getrockneten Schweineohren oder stinkenden Pansenstückchen.

Wie ein haariger brauner Derwisch

Beim ersten Versuch in der Wohnung zeigt sich der Hund auf Anhieb begeistert und verschlingt die Leckerlis in einem Haps. Immer wieder beschnüffelt er schwanzwedelnd seinen Rucksack. Er ahnt noch nicht, dass er das gute Stück auf einen Berg tragen soll, sondern hält die Sache für ein lustiges Fressen-Versteckspiel. Beim ersten Freilandversuch mit der auf den Rücken geschnallten Tasche ist Bruno dann skeptischer. Er versucht immer wieder, nach hinten zu beißen und die Tasche mit seiner Schnauze zu öffnen. Der Klettverschluss des Rucksacks knirscht bedenklich, der Hund ärgert sich und bellt.

Die nächste Stufe des Tests möchten wir auf einer Bergtour angehen. Bruno soll diesmal seine eigene Ausrüstung tragen. Die Wasserbehälter in den Satteltaschen lassen wir vorsichtshalber unbetankt, unterwegs gibt es genug Bäche. Das Marschgebäck: ein paar Handvoll besonders schmackhafter Hundekekse. Bruno riecht sofort, dass sich die Dinger auf seinem Rücken befinden. Und dreht sich daraufhin nach hinten, verrenkt seinen ganzen Körper, um an die Leckerlis zu kommen - vergebens. Wie ein haariger brauner Derwisch dreht er sich um die eigene Achse.

Bevor der Hund samt Rucksack den Drehwurm bekommt, entkräftet umfällt und das Herrchen wegen Tierquälerei aus dem Land gejagt wird, nehme ich dem verzweifelten Bruno seinen Rucksack wieder ab. Den Proviant packe ich in meinen um. Vielleicht ist der Rucksack ja für Hunde gedacht, die nicht so gefräßig sind wie Bruno.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2009/aro/pfau
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