Auch wenn alle Welt davon spricht, dass der Bauunternehmer Richard "Mörtel" Lugner, 78, immer junge Damen auf den Wiener Opernball einlädt: Die Wirklichkeit ist eine etwas andere. Der Freund seiner 18-jährigen Tochter Jacqueline, der 26 Jahre junge Helmut Werner, ist der Kopf hinter den Logen-Entscheidungen. Er betreut das "Lugner Management" und hatte auch die Idee, Berlusconis Nachtclubtänzerin für den 3. März einzuladen.
SZ: Herr Werner, wir zitieren Opernball-Chefin Desiree Treichl-Stürgkh: "Die Einladung von Ruby Rubacuori ist die größte Peinlichkeit, die Herr Lugner je gemacht hat. Es ist traurig, beschämend und pietätlos." Man überlegt, Ihrem künftigen Schwiegervater die Loge zu entziehen. Und Sie sind daran schuld.
Werner: Das ist doch Schwachsinn! Unter "pietätlos" verstehe ich laut Duden eine "Unehre gegenüber einem Verstorbenem". Wer, bitte, ist verstorben? Frau Rubacuori wird von uns behandelt wie eine Sophia Loren. Sie reist mit einem Flugzeug nach Wien, das wir ihr zur Verfügung stellen. Sie wird in einem Hotel untergebracht, dessen Name wir noch geheim halten. Und wir werden mit ihr Sightseeing machen.
SZ: Finden Sie das alles nicht ein bisschen, nun ja, widerlich?
Werner: Das ist doch heuchlerisch. Sehen Sie, ich habe hier Anfragen von lateinamerikanischen, amerikanischen, italienischen und deutschen Medien vorliegen. Die wollen sie alle interviewen. Was ist dieser jungen Frau denn schon vorzuwerfen? Natürlich ist sie eine interessante Person der Zeitgeschichte. Sie könnte sogar Silvio Berlusconi das Amt kosten. Daher hatte ich auch die Idee, sie einzuladen.
SZ: Das war also Ihre Idee? Und Herr Lugner wollte Bo Derek einladen?
Werner: Nun, ich mache hier die Arbeit im Hintergrund und bin für die Marke Lugner zuständig. Ich kann dem Vater meiner Freundin nur Vorschläge überbringen - entscheiden muss er selbst.
SZ: Was arbeiten Sie denn, wenn nicht gerade Opernball ist?
Werner: Ich war Manager von Naddel Abd el Farrag, ich manage Michael Winslow, Chris Roberts und Zachi Noy, den Dicken aus "Eis am Stiel". Menowin Fröhlich habe ich aus seinen Verträgen bei "Deutschland sucht den Superstar" herausgelöst, was nicht leicht war, mir jedoch gelungen ist. In St. Gallen hat er mich tätlich angegriffen, deshalb sitzt er jetzt im Gefängnis.
SZ: Was für ein schmieriges Milieu.
Werner: Jedenfalls: Als Dolly Buster vor Jahren auf dem Opernball auftrat, da wurde sie noch von den Organisatoren am roten Teppich persönlich begrüßt. Und kürzlich war Marcus Prinz von Anhalt da, ein bekennender Bordellbesitzer aus Deutschland. Das war alles kein Problem. Aber jetzt will die neue Leitung meinem Schwiegervater in spe wegen einer 18Jahre alten marokkanischen Einwanderin die Loge entziehen, bloß weil sie irgendwo getanzt hat. Was soll die Aufregung?
SZ: Die marokkanische Einwanderin wird von Ihnen zur PR für eine Einkaufspassage benutzt. Sie wird dort kommende Woche Autogramme geben.
Werner: Was ist daran schlimm? Jedenfalls profitiert das Unternehmen "Opernball" seit 20 Jahren von Richard Lugner. Ich erwarte mir etwas mehr Dankbarkeit.
SZ: Was bezahlen Sie für Ruby?
Werner: Das werden wir auch Ihnen nicht sagen. Nur so viel sei mitgeteilt: Ein Dieter Bohlen, der ja im vergangenen Jahr unser Gast war, setzt für weniger als 100.000 Euro keinen Fuß vor seine Tür! Wen Herr Lugner zu sich in die Loge einlädt, das ist seine Sache. Er ist die Marke, er hat mir alles beigebracht. Und ich habe ihm sehr viel zu verdanken.