SZ: Die Leute kaufen Ihre Bonbons, um sie vom Faschingswagen zu werfen . Ärgert Sie das?
Darren Ehlert: Nein. Irgendwie ist es zwar schade, ein Lebensmittel durch die Gegend zu werfen. Aber das gehört einfach zur Tradition. Und geht mit diesen kleinen, viereckigen Dingern besonders gut.
Mal berechnet, wie schwer sie sein dürfen, damit es nicht wehtut?
So ganz wissenschaftlich war das nicht, aber ich hab' mich bewerfen lassen.
Wie war's?
Mich hat es nicht gestört. So ein Kaubonbon wiegt ja auch nur 2,8 Gramm.
Seit wann sehen sie denn so aus?
Seit immer! Seit den späten Fünfzigerjahren. Also die Wrapper, wie sagt man ...
... das Bonbonpapier ...
Das war früher aus Alu. Aber Alu hat einen grausamen CO₂-Fußabdruck, aus Umweltgründen sind wir davon also weg. Der Rest ist geblieben.
Ist das nicht langweilig?
Jeder Versuch, das Design zu modernisieren, wird von den Kunden abgelehnt. Vor etwa zehn Jahren wollten wir unsere Frukas mit einer neuen Verpackung aufwerten ...
Ihre was?
Unsere Fruchtkaramellen. Mit einem Stehbeutel, der schön aussieht und gut sichtbar im Regal steht. Das Problem ist: Der stand dann da nur. Keiner hat's gekauft. Und es gab Beschwerden. Auf Social Media schreiben Fans auch heute: Wenn ihr etwas verändert, bin ich weg.
Warum reagieren Menschen so emotional auf Ihre Bonbons?
So genau wissen wir es auch nicht. Wir machen ja praktisch keine Werbung. Die Leute berichten von Erinnerungen an ihre Kindheit, dass sie die Frukas mit ihren Eltern verbinden oder mit dem ersten Besuch bei der Bank oder beim Friseur.
Welche Sorte ist die beliebteste?
Kirsch, dann Himbeere. Meine Lieblingssorte ist übrigens Grüner Apfel.
Manche behaupten, dass die doch eh alle gleich schmecken ...
Beim Auspacken sehen alle weiß aus, weil wir keine Farbstoffe nutzen. Doch wenn ich sie blind probieren müsst, hätte ich sicher eine Trefferquote von hundert Prozent. Aber besonders macht die Bonbons sowieso etwas anderes.
Was denn?
Sie sind wirklich saftig und ganz weich, leicht zu zerreißen. Auch im Mund: Man kann leicht abbeißen, für so eine Art von Karamell ist das eine Seltenheit.
Haben Sie spezielle Deals mit Faschingswagen-Betreibern?
Ab und zu fragen Karnevalisten direkt an. Aber in der Regel kaufen die bei Großhändlern, den Drei-Kilo-Beutel. Fasching ist gut für unser Geschäft, zwei Monate nach Weihnachten verkaufen wir die meisten Bonbons.