Süddeutsche Zeitung

Ehe für alle:Erstes schwules Paar adoptiert Pflegekind

  • Erstmals seit dem Inkrafttreten der Ehe für alle hat in Berlin ein schwules Paar sein Pflegekind adoptiert.
  • Der Zweijährige lebt seit der Geburt bei seinen beiden Vätern.
  • Am 1. Oktober war das Gesetz zur Ehe für alle wirksam geworden.

Es sei ein warmes und schönes Gefühl, sagt Michael Korok - "aber eigentlich verändert sich gar nicht viel." Gefühlt vielleicht nicht, auf dem Papier allerdings schon: Michael Korok und sein Ehemann Kai haben ein Kind adoptiert, nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland als erstes schwules Paar in Deutschland.

Der zweijährige Maximilian wohnt seit seiner Geburt als Pflegekind bei den Koroks in Berlin. Nachdem sie ihre Eingetragene Lebenspartnerschaft am 2. Oktober in eine Ehe hatten umwandeln lassen, stimmte das Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg dem Adoptions-Antrag zu. Mit der Zustellung des Briefes am Montag wurde die Adoption rechtswirksam.

"Auch vorher hat schon kein Blatt zwischen uns gepasst", sagt Michael Korok, "wir haben uns immer wie eine vollständige Familie gefühlt." Was nun aber wegfiele, seien die jährlichen Termine mit dem Jugendamt. Zumindest für Maximilian - die beiden anderen Kinder der Koroks, ein neunjähriges Mädchen und ein sechsjähriger Junge, bleiben aus privaten Gründen vorerst Pflegekinder. "Da machen wir als Väter aber keinen Unterschied", sagt Michael Korok. Und Maximilian kenne den rechtlichen Unterschied ohnehin nicht: "Der weiß nur, bei welchem Vater er welchen Wunsch eher erfüllt bekommt."

Am 1. Oktober ist das Gesetz zur Ehe für alle wirksam geworden. Schwule und Lesben haben nun die gleichen Rechte wie Hetero-Paare - auch das Recht, Kinder zu adoptieren. Vor der Verabschiedung des Gesetzes hatten die Koroks eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht erwogen, um die Adoption zu erreichen, sagt Michael Korok. Bisher habe zunächst einer der Partner in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft ein Kind alleine adoptieren können. Dann hätte der andere nur noch die Möglichkeit gehabt, eine Stiefkindadoption zu beantragen. Das sei ein absurder Prozess gewesen, sagt der 42-Jährige.

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