Ecclestone: Werbung mit blauem Auge:Uhriger Humor

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Wenige Tage nach einem Überfall zeigt sich Formel-1-Chef Bernie Ecclestone wieder geschäftstüchtig. Mit blauem Auge und demoliertem Gesicht wirbt er für einen Uhrenhersteller. Slogan: "Da können Sie mal sehen, was Leute für eine Hublot tun würden."

Martin Zips

Es ist ja nicht so, dass Formel-1-Manager Charles Bernard, genannt Bernie, Ecclestone, immer nur Freunde gehabt hätte. Zum Beispiel, wenn er erklärte: "Die Formel 1 bin ich". Oder wenn er der britischen Times sagte, die Demokratie habe in vielen Ländern nichts Gutes gebracht. Dieser Satz hier stammt auch von Bernie: "Ich bin bescheiden. Ich brauche mein Steak, meinen Salat, meinen Hubschrauber und meinen Lear-Jet".

Mit blauem Auge und demoliertem Gesicht macht Formel-1-Chef Bernie Ecclestone Werbung für den Schweizer Uhrenhersteller Hublot. (Foto: AP)

Na bravo. Ein bisschen viel Zynismus für einen Milliardär mit Riesenyacht, einer Villa in London, sowie weiteren Häusern in Gstaad, auf Korsika und an der französischen Riviera. Wo bleibt da die Moral?

Ende November lauerten Diebe dem 80 Jahre alten, 1,60 Meter kleinen Formel-1-Mogul auf. Mitten in London prügelten sie auf Ecclestone und seine 31-jährige Freundin Fabiana Flosi (FFF) ein. Nach dem Überfall rahmte ein dickes Veilchen Ecclestones rechtes Auge. FFF vermisste einen Diamantring sowie Schmuck im Gesamtwert von 236.000 Euro. Ecclestone vermisste seine Armbanduhr von einer Schweizer Uhrenfirma.

Jetzt, am Mittwoch, erschien in den großen britischen Zeitungen eine ungewöhnliche Werbeanzeige einer Schweizer Uhrenfirma. Oben war riesig Opa Ecclestone mit Monsterveilchen und angeschwollenem Unterkiefer zu sehen. Drunter leuchtete eine monströse Uhr mit allerlei Knöpfen und Zeigern. "F1 King Power", limitiert. Ein Ding, mit dem man als Mann auf Betriebsausflügen ungeheuer Eindruck bei Hospitantinnen schinden kann. Daneben stand: "Da können Sie mal sehen, was Leute für eine Hublot tun würden."

Kurz vor dem Überfall hatte Ecclestone noch kritisiert, London nähere sich in Sachen Kriminalität langsam brasilianischen Zuständen an (FFF stammt aus Brasilien). Wenige Stunden später witzelte Ecclestone, die Diebe hätten sich offenbar bewusst "langsame und einfache Leute" als Opfer ausgesucht. Wäre er ein Charismatiker, hätte man ihn nicht geschlagen.

Nur 48 Stunden nach dem Angriff saß Bernie Ecclestone wieder in seinem Büro und mailte Jean-Claude Biver, dem Chef der Uhrenfirma, ein Foto, das er von sich und seinen Blutergüssen zuvor hatte machen lassen. Samt dem lakonischen Spruch, der später in die Anzeige kam. Wie viel Ecclestone für diesen PR-Gag einstrich, ist nicht bekannt. Ein neuer Ring für FFF dürfte aber schon herausspringen. Was wohl Slavica dazu sagt, seine kroatische Ex-Frau, die sich im vergangenen Jahr kurz vor der Silbernen Hochzeit von Ecclestone scheiden ließ? Hat sie seinen Humor womöglich nicht vertragen?

"Ich habe schon früh mit allem gedealt und gehandelt, was mir nur in die Finger kam", beschrieb Ecclestone einmal seine Kindheit. "Zuerst Kaugummi gegen Radiergummi, später Fahrradpumpen gegen Fußbälle." Jeden Morgen vor Schulbeginn habe er "alle Backwaren in der näheren Umgebung" gekauft, "um sie als Monopolist mit Aufschlag zu verhökern". Nein, so einem ist wirklich nichts heilig. Noch nicht einmal sein Gesicht.

© SZ vom 09.12.2010/aro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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