Wer Audrey Hepburn und Kate Middleton in einem Atemzug nennt, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Eine Hommage an die echten Stilikonen in Bildern. Von Kathrin Hollmer "Mode ist vergänglich, Stil bleibt". Coco Chanels berühmtes Zitat beschreibt sie selbst am besten. Die Modeschöpferin war das Stilvorbild der zwanziger Jahre und hat sich nicht nur als Designerin und Erfinderin von Modeschmuck, dem "Kleinen Schwarzen", dem "Chanel-Kostüm" und dem Parfum-Klassiker Chanel No. 5, sondern auch mit ihrem eigenen Stil in die Liste der Stilikonen eingereiht. "Mademoiselle Chanel", wie sie sich selbst nannte, prägte mit ihrer Art sich zu kleiden eine neue Art von sportlicher Eleganz: Sie trug Kunstperlenketten, schlichte Woll- und Jerseykostüme, dazu bequeme Slingpumps - und war damit Vorreiter einer Mode für unabhängige Frauen. Foto: Coco Chanel, fotografiert von Man Ray für das New Yorker Metropolitan Museum of Art
Coco Chanel ist eine Stilikone, weil ... - sie bis heute als größte Modeschöpferin aller Zeiten gilt. - sie in jeder Situation gut aussah und ihr einzigartiger sportlicher Schick unendlich oft kopiert wurde. - sie die Begriffe "Kleines Schwarzes" und "Chanel-Kostüm" prägte - beides sind nach wie vor Bestseller. - sie für ihre kluge Art unter anderem von Pablo Picasso, Jean Cocteau und Igor Strawinsky geschätzt wurde. - sie für die Befreiung der Frau kämpfte, wenn es auch nicht sie war, die die Frauen vom Korsett befreite, sondern Paul Poiret. Im Bild: Coco Chanel in einer Eigenkreation, 1929
In den dreißiger Jahren gelang Marlene Dietrich als erster Deutscher der Aufstieg zum Hollywood-Star. Mit ihren maskulinen Gesichtszügen und ihrer unnahbaren Art wirkte die Schauspielerin ganz anders als die klassisch weiblichen Frauentypen im damaligen Hollywood. Stand Marlene Dietrich auf der Bühne, trug sie am liebsten Männerkleidung. Frack und Zylinder standen ihr ebenso gut wie Federboa und Schleier. Privat sah man sie meist in weiten Männerhosen mit geradem Bein und Bügelfalte - die bis heute in der Mode als "Marlenehosen" bezeichnet werden. Im Bild: Marlene Dietrich als Amy Jolly im Film "Marokko", 1930
Marlene Dietrich ist eine Stilikone, weil ... - sie bis heute für ihre anrüchige Mischung aus betonter Maskulinität und verführerischer Weiblichkeit berühmt ist - und sie Frau genug war, Männerkleidung zu tragen. - ihr Stil unverwechselbar war - so sehr, dass ihre Hosen sogar nach ihr benannt wurden. - sie immer gut aussah - auf der Bühne als Vamp und privat als moderne Frau in Hosen - was zu ihrer Zeit fast unerhört war. - sie mit ihrer Art und ihrem Stil ein Vorbild für Frauen war, die sich nichts vorschreiben lassen wollten. - sie während des Zweiten Weltkrieges Fluchthelfer und emigrierende Künstler unterstützte. Im Bild: Marlene Dietrich, 1932
Die Pose, die Mimik, das Kleid: Seit Marilyn Monroe im Film Das verflixte siebte Jahr auf einem Lüftungsschacht stand und unbeholfen ihr weißes Kleid zu bändigen versuchte, gehört das rückenfreie Neckholder-Kleid zu ihr wie der Schmollmund und die dramatisch geschminkten Augen. Mit ihrem naiven Charme, dem Mix aus Vamp und Unschuldsengel, dem halbgeöffneten Mund und dem Schönheitsfleck über der Lippe inszenierte sie sich als Sexsymbol der fünfziger Jahre. Auch wenn sie immer gegen ihr Image als verführerische Blondine ankämpfte, verbindet man sie immer noch mit dem Klischee - und ihrem einzigartigen Look. Im Bild: Marilyn Monroe im Film "Das verflixte siebte Jahr", 1954
Marilyn Monroe ist eine Stilikone, weil ... ... sie bis heute eine der größten Hollywood-Legenden ist. ... sie stets gut gekleidet war - als aufreizende Männerverführerin vor der Kamera genauso wie privat im weißen Frotteebademantel, den sie zu Hause am liebsten trug. ... ihr Stil, allen voran das "Marilyn-Kleid", unendlich oft kopiert wurde. ... sie dafür kämpfte, nicht bloß als Sexsymbol, sondern als ernsthafte Schauspielerin zu gelten. Im Bild: Marilyn Monroe, fotografiert von Gene Kornman, 1953
Eine Frau steht im schwarzen Kleid, mit dunkler Sonnenbrille und langen Handschuhen vor Tiffany's in New York. Sie holt ein Croissant und einen Becher Kaffee aus einer Tüte, beißt in das Hörnchen und trinkt einen Schluck. Diese zweieinhalb Minuten Filmszene haben Modegeschichte geschrieben. Audrey Hepburn als Holly Golightly in Frühstück bei Tiffany gilt seitdem als stilvollstes Partygirl. Durch ihren Auftritt in einem Kleid von Givenchy wurde das kleine Schwarze zum Idealbild des eleganten Ausgehkleids. Hepburns natürliche Anmut machte sie berühmt, weil sie ganz anders war als die üppigen Hollywood-Blondinen wie Marilyn Monroe. Autor Dominic Dunne sagte über die Ikone der fünfziger und sechziger Jahre: "Das Wort 'elegant' wurde für sie erfunden." Im Bild: Audrey Hepburn als Holly Golightly in "Frühstück bei Tiffany", 1960
Audrey Hepburn ist eine Stilikone, weil ... ... ihr Stil bis heute bewundert wird: Erst 2006 wurde sie von den Lesern des britischen Magazins New Woman zur schönsten Frau aller Zeiten gewählt. ... sie in jeder Situation gut aussah: als grazile Modeelfe in Ein süßer Fratz genauso wie als Party-Girl in Frühstück bei Tiffany. ... der "Audrey-Hepburn-Look" unverkennbar ist und bis heute kopiert wird. ... sie als Sonderbotschafterin für Unicef um die Welt reiste und ihre Berühmtheit für einen guten Zweck einsetzte. Im Bild: Audrey Hepburn als Holly Golightly in "Frühstück bei Tiffany"
Kühle Eleganz war das Markenzeichen von Grace Kelly: In den fünfziger Jahren galt sie als Ideal makelloser Perfektion, besonders mit ihrer unnahbaren Art und ihrem aristokratischen Auftreten. Ihr unterkühlter, subtiler Sex-Appeal, der ihr den Spitznamen "Eisfee" einbrachte, wurde von vielen bewundert. Der französische Modeausstatter Hermès benannte sogar eine Tasche nach ihr: die "Kelly Bag", Grace Kellys liebstes Accessoire. Außerdem wurde eine Trageweise von Kopftüchern nach ihr benannt: Beim "Kelly Style" werden die Tuchenden unter dem Kinn verkreuzt und im Nacken verknotet, wie Kelly es in ihren Filmen und auch privat häufig trug. Im Bild: Grace Kelly in der WDR-Dokumentation "Blond in Hollywood - Grace Kelly"
Grace Kelly ist eine Stilikone, weil ... ... sie bis heute für ihre kühle Eleganz verehrt wird. ... sie ihre Rollen als Dame im Film sowie privat als Ehefrau und Mutter perfekt beherrschte. ... nicht nur die "Kelly Bag", sondern auch der "Kelly Style" nach ihr benannt sind. ... sie als Fürstin Gracia Patricia von Monaco für ihr karitatives Engagement berühmt war. Sie plante Wohltätigkeitsveranstaltungen und setzte sich für das Frauenwahlrecht ein. Im Bild: Gracia Patricia mit ihrer Tochter Caroline und einer "Kelly Bag" von Hermès.
Es ist schon eine Ehre, zum kleinen Kreis der Stilikonen zu gehören. Eine hat es sogar zwei Mal geschafft: Jackie Kennedy. Mit der Heirat von US-Präsident John F. Kennedy wurde sie die First Lady unter den First Ladies. Seit sie Anfang der sechziger Jahre mit ihrem jungen, frischen Look die Nachkriegsmode aufmischte, müssen sich alle Präsidentengattinnen an ihr messen. Ihr Markenzeichen: gerade geschnittene Kostüme und ihre "Pillbox" genannten Hütchen - ein Look, der weltweit kopiert wurde. Mit dem französischen Designer Oleg Cassini entwickelte sie den Mini-Hut, der dezent auf dem Hinterkopf sitzt. Der Grund: Auf bestimmten Anlässen waren Kopfbedeckungen Pflicht, Jackie wollte sich aber nicht unter einem Hut verstecken. Im Bild: Jackie und John F. Kennedy
Jackie Kennedys dreireihige Perlenkette und die ärmellosen Shiftkleider in Creme- und Pastelltönen verliehen der First Lady einen einzigartigen Look. Designerin Carolina Herrera sagte über sie: "Ihr Stil war ein Stil der Größe, und weil sie einzigartig war, wurde ihr Einfluss auf der ganzen Welt gespürt." Ihre Zeit als First Lady beendete 1963 der Mord an ihrem Mann John F. Kennedy. Noch Stunden nach dem Attentat auf den Präsidenten wurde Jackie im blutverschmierten Chanel-Kostüm fotografiert, die Bilder gingen um die Welt. Sie hatte die Kleidung bewusst lange nicht gewechselt und ließ sie für sich sprechen. Das Volk sollte sehen, was passiert war. Im Bild: Jackie Kennedy in der NDR-Dokumentation "Jackie Onassis"
Nach dem Tod von John F. Kennedy zog sich Jackie lange zurück, bevor sie 1968 den 23 Jahre älteren griechischen Großreeder und Milliardär Aristoteles Onassis heiratete. Als "Jackie O" wurde sie erneut zur Stilikone, aber mit einem ganz anderen Look als vorher. Ohne Repräsentationsfunktion war ihr Stil noch jünger und einfacher. Ihre neuen Markenzeichen: Legere Pullis, übergroße Sonnenbrillen und Taschen - nachdem sie als Präsidentengattin kaum Accessoires bei sich trug. Als First Lady waren ihre Röcke noch kniebedeckend, später trug sie auch Mini-Mode. Im Bild: Jackie Onassis 1975 in Athen
Jackie Kennedy Onassis ist eine Stilikone, weil ... ... sie bis heute die berühmteste aller First Ladies ist und alle Präsidentengattinnen sich an ihr messen müssen. ... sie auf offiziellen Anlässen im Kostüm und privat in Jeans und Pullover gleichermaßen umwerfend aussah. ... ihre Looks als First Lady mit Pillbox und als "Jackie O" mit Pulli und XL-Sonnenbrille bis heute kopiert werden. ... Prominente wie Charles de Gaulle über sie sagten, sie sei geschmackvoll und gebildet. Im Bild: Jackie Onassis 1969
Vom Mauerblümchen zur Stilikone: Als Diana Spencer durch die Hochzeit mit Prinz Charles Prinzessin von England wurde, sah sie in ihrem Brautkleid mehr wie ein übergroßes Baiser aus, als eine strahlende Braut. Schon bald verwandelte sich Prinzessin Diana aber in eine Stilikone: Sie trennte sich von der üppigen Fönfrisur und tauschte die quietschig-bunten Kleider gegen Couture. Ihr neuer Look war eine Kampfansage gegen den britischen Hof, der für sie zunehmend eine Belastung war. Nach der Trennung von Charles 1992 traute sie sich modisch mehr und kleidete sich femininer. John Galliano sagte über sie: "Prinzessin Diana war wahrlich die englische Rose. Sie hatte eine magische Aura. Ich habe stets gedacht, dass sie es wirklich verstand, Mode als Sprache einzusetzen und Kleidung für sich sprechen zu lassen." Im Bild: Prinzessin Diana neben Monika Hohlmeier 1987 in der Münchner Oper
Prinzessin Diana war eine Stilikone, weil ... ... sie bis heute als "Prinzessin der Herzen" verehrt wird und sich alle weiblichen Royals an ihr messen müssen. ... sie nach der Hochzeit mit Prinz Charles schnell zu ihrem ganz eigenen Stil fand. ... nicht nur in Haute Couture, sondern auch privat in Chino-Hosen und weißer Bluse eine gute Figur machte. ... sie sich immer engagierte: gegen Aids, Armut, Drogen und für Obdachlose. Im Bild: Diana 1997 in Luanda
Zwar gab es viel mehr weibliche als männliche Stilikonen, trotzdem waren einige Persönlichkeiten für die Männermode stilgebend. Im 19. Jahrhundert prägte der irische Schriftsteller Oscar Wilde das Dandytum und den Satz: "Mode ist das, was man selber trägt. Geschmacklos ist das, was andere tragen." Wilde sah zwar nicht unbedingt gut aus, war aber stets chic und der aktuellen Mode entsprechend gekleidet. Neben seinem eleganten Look mit Jacket und Krawatte steckte stets eine frische Blume im obersten Knopfloch seines Revers. Wie es sich für eine Ikone gehört, prägte auch Oscar Wilde eine Stilbezeichnung, wenn auch eine nicht ganz erfreuliche. Männer, die wie er einen extravaganten, gepflegten Stil hatten, wurden spöttisch als "Oscar" und somit als homosexuell bezeichnet. Im Bild: Zeitgenössische Aufnahme von Oscar Wilde
Oscar Wilde ist eine Stilikone, weil ... ... er bis heute als "Lieblings-Dandy der Londoner Gesellschaft" verehrt wird. ... sein eleganter Look samt frischer Blume im Knopfloch am Revers einzigartig war. ... ihn nicht nur seine feine Kleidung, sondern auch sein Witz und Esprit zum perfekten Dandy machten. ... er als einer der geistreichsten Autoren der Geschichte gilt. Im Bild: Porträt von Oscar Wilde
Müsste man männliche Eleganz aus dem klassichen Hollywood mit einer Person umschreiben, wäre das Cary Grant. Er gilt seit den dreißiger Jahren als Gentleman des Kinos. Seine charmanten Kinngrübchen toppt nur sein einzigartiger Kleidungsstil. Keiner trug den Smoking so nonchalant wie er und seine Frisur wird noch heute als "Gentleman-Look" bezeichnet: Am Oberkopf ist das Haar etwas länger als an den Seiten, der Seitenscheitel ist tief und sauber gezogen. In seinen Filmen verführte Cary Grant unter anderem Grace Kelly, Marilyn Monroe und Audrey Hepburn. Seine Wirkung hat er bis heute nicht verloren: 2008 wurde er in einer Umfrage in Großbritannien auf Platz eins der größten männlichen Stilikonen aller Zeiten gewählt. Im Bild: Cary Grant 1946 in London
Cary Grant ist eine Stilikone, weil ... ... er bis heute als der Gentleman des klassischen Films gilt. ... er mit seinem unauffälligen, aber eleganten Kleidungsstil geschickt seine berühmte Gentleman-Frisur und seine Kinngrübchen betonte. ... er sowohl im Streifenhemd in Über den Dächern von Nizza als auch im Pyjama in Indiskret ein Herzensbrecher war. ... er als zweitgrößter Schauspieler aller Zeiten nach Humphrey Bogart (laut des American Film Institute) in die Geschichte eingegangen ist. Im Bild: Cary Grant 1935
James Dean wurde als Rebell berühmt. Im konservativen Amerika der fünfziger und sechziger Jahre wurde er für die Jugend zur Figur der Auflehnung gegen etablierte Strukturen. Seine Uniform: das weiße T-Shirt, mit dem er in ...denn sie wissen nicht, was sie tun die Unzufriedenheit und Leere der Jugend ausdrückte - auch wenn nicht er, sondern Marlon Brando es zum ersten Mal ins Kino brachte. Kurz nach seinem tragischen Tod mit nur 24 Jahren entstand ein regelrechter Kult um James Dean. Viele Teenager folgten ihrem Vorbild sogar durch Selbstmord in den Tod. Im Bild: James Dean neben Corey Allen in "...denn sie wissen nicht, was sie tun"
James Dean ist eine Stilikone, weil ... ... er bis heute als der Rebell gilt. ... sein Look in Jeans und T-Shirt zur Uniform einer neuen Jugendbewegung wurde, die sich gegen etablierte Strukturen auflehnte. ... er auch mit Cowboyhut, Zigarette im Mundwinkel und schmutzigen Jeans gut aussah. ... sein früher Tod ihn zu einer unsterblichen Legende machte. Im Bild: James Dean in "... denn sie wissen nicht, was sie tun"
Der zweite Rebell, Elvis Presley, verstand es, auf der Bühne zu provozieren. Er schockierte mit körperbetonten Tanzeinlagen, die ihm den Spitznamen "Elvis the Pelvis" einbrachten - Elvis, das Becken. Die geschwungene Locke im Gesicht ging als "Elvis-Tolle" in die Geschichte ein, der King of Rock 'n' Roll hat aber noch mehr begründet: Wegen ihm versammelten sich erstmals kreischende Groupies auf Konzerten und fielen reihenweise in Ohnmacht. Sein Rockabilly-Look mit Jeans, dunklen Stoffhosen, Arbeiterhemden und Creepers-Schuhen machten ihn zum Idol für eine ganze Generation, die sich gegen die Elterngeneration auflehnte. Nicht so glorreich war sein Tod: 1977 starb Presley einsam und fettsüchtig angeblich an Herzversagen. Im Bild: Elvis Presley 1958
Elvis Presley ist eine Stilikone, weil ... ... er bis heute als einflussreichster Musiker der Popgeschichte gefeiert wird. ... sein Rebellen-Look mit Koteletten, Haartolle, T-Shirt und Creepers zum Vorbild für ganze Jugendkulturen wurde. ... seine Frisur, die "Elvis-Tolle", nach ihm benannt wurde. ... er nach wie vor als King of Rock 'n' Roll gilt und bis heute die Billboard-Liste der 500 erfolgreichsten Künstler seit 1955 anführt. Im Bild: Elvis Presley im Musikvideo zu "Jailhouse Rock" aus dem Jahr 1957