Die Obamas bei der Queen:Königliches Knuddeln

Diese Briten: Michelle Obama sorgte beim Empfang im Buckingham Palace für Wirbel, weil sie mit Mutterwitz zugriff. Ihr Ehemann brüskierte Premier Brown mit vorzüglicher Höfllichkeit.

Tanja Rest

Als Michelle Obama am Mittwoch der Queen begegnete, ließ sie erst den Hofknicks weg und machte dann noch, oh weh, Anstalten, Her Majesty zu umarmen, worauf diese entsetzt zusammenfuhr.

Michelle Obama missachtet Protokoll, Old Britain, dpa

Gegen die Konventionen: Michelle Obama legt ihren Arm um die Schultern der Queen.

(Foto: screenshot: sueddeutsche.de)

Was soll man sagen: Die Queen ist eben die Queen, sie ist in einer Zeit aufgewachsen, als die Klassenbarrieren im Empire noch besser bewacht waren als die Kronjuwelen im Londoner Tower. Gordon Brown wiederum ist der Sohn eines Pfarrers, der es bis zum Premierminister gebracht hat. Er müsste es eigentlich besser wissen.

Vor dem Eingang zu Browns Amtssitz in 10 Downing Street steht tagein, tagaus Police Officer Michael Zamora. Es ist kein besonders glanzvoller Job, den Zamora da verrichtet.

Ja sicher, er bewacht die berühmteste Tür des Landes, aber dabei trägt er einen unbequemen Helm, darf sich nicht mal die Beine vertreten, und schräg gegenüber strecken alle naslang die Touristen ihre Handykameras durch den Zaun und rufen: "Bobby! Smile!" Spaß macht das nicht.

Hat Gordon Brown, fragen wir uns, Michael Zamora schon mal ein Tässchen Earl Grey rausgebracht? Hat er ein paar Takte mit ihm über die elende Wirtschaftskrise geplaudert oder gar über seine noch elenderen Umfragewerte?

Hat Brown überhaupt einen Schimmer, was der Mann dort draußen vor seiner Tür macht? Wir können hier nur mutmaßen, halten es aber für unwahrscheinlich.

Downing Street am Mittwochmorgen: Barack Obama eilt auf den erst perplexen, dann sichtlich erfreuten Michael Zamora zu und schüttelt ihm die Hand. Hinter Obama kommt Brown. Brown zögert.

Sein Gesicht drückt einen furchtbar komplizierten Sachverhalt aus, es sagt in etwa: "Au Mist, jetzt müsste ich dem auch die Hand geben, schon allein wegen der Fotografen. Dabei kenn' ich den gar nicht. Und überhaupt bin ich doch der Prime Minister, gehört sich das denn?"

Brown ging an der ausgestreckten Hand von Michael Zamora grußlos vorbei. Sah Britannien da wieder old aus.

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