Immer wieder trifft man auf Menschen, die sich sicher sind, vorhersagen zu können, welches Geschlecht ein ungeborenes Kind haben wird.
Ein Kind zum Beispiel, das tiefer im Bauch der Mutter liegt, wird demnach ein Junge, höher liegen dagegen Mädchen. Wenn der Bauch sich nur nach vorn wölbt, kündigt sich ebenfalls ein Junge an, geht die Mama dagegen nach allen Seiten auf ...
Seinen Ursprung hat dieser Volksglaube übrigens in der Antike. Bereits aus dem fünften Jahrhundert vor Christus sollen diese Erkenntnisse stammen - und es gab sogar eine interessante Erklärung:
Jungen werden auf der rechten und Mädchen auf der linken Seite empfangen, so wurde angenommen. Das wäre immerhin eine deutliche lokale Trennung - auch wenn sie sich letztlich seitlich und nicht in der Höhe bemerkbar machen müsste.
Wie bei vielen überlieferten Überzeugungen hat sich allerdings herausgestellt, dass weder die Erklärung zutrifft, noch das Phänomen überhaupt existiert.
Das haben Wissenschaftler der Johns Hopkins University bereits vor Jahren gezeigt. Sie untersuchten mehr als 100 schwangere Frauen, die nicht wussten, welches Geschlecht ihr Kind haben würde, und stellten fest: Die Form des Bauches lässt keine sichere Prognose zu.
Allerdings, so meldete die New York Times, kamen die Wissenschaftler auch zu einigen überraschenden Ergebnissen. So lagen Frauen mit höherer Bildung in 70 Prozent der Fälle mit ihrer eigenen Prophezeiung richtig, bei weniger gebildeten Frauen waren es nur 43 Prozent. Und Träume und Gefühle führten häufiger zu korrekten Voraussagen als eine Orientierung an der Bauchform.
Ein Beweis für die besondere mentale Verbindung der Mutter zu ihrem ungeborenen Kind ist das allerdings auch noch nicht unbedingt.
Letztlich liegt die Chance, das Geschlecht ungeborener Kinder richtig zu tippen, bei fast exakt 50 Prozent. Das ist eine sehr, sehr hohe Trefferwahrscheinlichkeit.
Außerdem sollte man berücksichtigen, dass Menschen dazu neigen, sich besonders gut an Hab-ich's-doch-gesagt-Vorfälle zu erinnern. Es ist deshalb keine Überraschung, dass die Überzeugung, der Bauch sage etwas über das Geschlecht des Kindes aus, sich bis heute hartnäckig gehalten hat.
Mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 50 Prozent treffen übrigens auch die folgenden "überlieferten" Weisheiten zu (es handelt sich um eine kleine Auswahl):
Es wird ein Junge, wenn - die werdende Mutter in den ersten Monaten nicht an Übelkeit leidet, - ihre rechte Brust größer ist als die linke, - die Schwangere schneller kalte Füße bekommt, als vor der Schwangerschaft, - sich ihre Pupillen erweitern, wenn sie sich für mindestens eine Minute ihr Spiegelbild ansieht, - die Haut der Schwangeren schnell austrocknet, - ihr Urin sehr gelb ist. Und wenn der Herzschlag des Ungeborenen langsamer ist als 140 pro Minute, müssen Sie mit ebenfalls einem Jungen rechnen.
Besonders interessant sind auch die Beobachtungen, dass Schwangere, die einen Jungen zur Welt bringen werden, ihre Hände mit den Handflächen nach unten ausstrecken, wenn sie die Hände zeigen sollen.
Auch der Ehering reagiert angeblich auf das männliche Geschlecht des Ungeborenen: An einem Faden aufgehängt dreht er sich vor dem Bauch.
Und wer ganz sicher sein will, kann auf Zahlenmystik zurückgreifen: Ergibt das Alter der Frau zur Zeit der Empfängnis, addiert mit der Zahl des Monats, in dem dies geschehen ist, eine grade Zahl, wird es ein Bub.
Eigentlich müsste sich auf diese Weise das Geschlecht der Kinder perfekt planen lassen. Soll es ein Junge sein: Mit 29 Jahren nur im Januar, März, Mai, Juli, September und November ...
Ein Mädchen wird es übrigens, wenn jeweils das Gegenteil von dem zu beobachten ist, was oben geschildert wurde. Und der Ehering dreht sich nicht. Er pendelt.