Die festliche Tafel:Dinieren wie Schön und Reich

Wie man richtig auftischen kann - vom wertvollen, handgefertigten Porzellan mit Goldkante bis zum günstigen Flohmarktgeschirr. Ein Ratgeber.

Mirja Kuckuk

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Ein festlich gedeckter Tisch ist ein Zeichen guter Gastfreundschaft. Aber was gehört auf die Tafel? Sind Platzteller von gestern und wohin mit der Serviette? Wenn es um Tischdekoration geht, kennt Stilberaterin Eva Barth-Gillhaus die Antworten. Sie erklärt, wie die Schönen und Reichen dinieren, aber auch, wie man dick auftischen kann - selbst wenn im Küchenschrank Flohmarkterrungenschaften neben elterlichen Aussteuerstücken stehen.

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Namedropping beim Geschirr

Königlich Kopenhagen sollte es sein, Meißner oder Rosenthal - handbemaltes Porzellan aus Traditionsmanufakturen stehen dort auf dem Tisch, wo Porsche und Bentley vor der Tür parken. "Die Frage der Geschirr-Marke ist in höheren Kreisen die gleiche wie bei Mode, Autos und Uhren", weiß Einrichtungsberaterin Barth-Gillhaus. "Es ist ein Unterschied, ob ich den Tee aus einer handbemalten Tasse trinke oder aus einem Ikea-Becher - so wie zwischen einem H&M-Fummel und einem Versace-Teil unterschieden wird."

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Aus Silberbechern schlürfen

"Millionäre essen natürlich genauso von Tellern mit Messer und Gabeln wie wir - nur ist das Besteck vergoldet, das Porzellan trägt eine Goldkante, die Gläser sind mundgeblasen und aus echtem Kristall", sagt Barth-Gillhaus. "Arabische Scheichs gehen gern in deutschen Manufakturen auf Einkaufstour. Für ein handbemaltes Service kann man, je nach Aufwand des Motivs, mehrere Tausend Euro bezahlen. Beliebt sind auch Silberbecher, von innen vergoldet und mit dem persönlichen Monogramm versehen.

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Ordnung ins Durcheinander bringen

Nicht jeder hat ein achtteiliges handbemaltes Service im Küchenschrank. Vielmehr stapeln sich da Flohmarktschnäppchen unterschiedlichster Farbe über vereinzelten Erbstücken. Trotzdem kann man auch damit einen Tisch einladend decken. Denn: Die Tischmode erlaubt kombinieren. "Vom strengen Service-Gebot haben wir uns längst verabschiedet. Manche Hersteller bringen mittlerweile Geschirr heraus, das innerhalb einer Serie verschiedene Farben und Motive hat, die aber dennoch zusammenpassen. Es bedarf allerdings ein bisschen Gefühl für Farbe und Stil, damit es nicht allzu bunt wird. Auch die Gläser müssen nicht mehr aus einer Reihe stammen. Servieren Sie allerdings keinen teuren Rotwein im Weißweinglas - dann können Sie sich das Geld für den Tropfen auch sparen."

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Platzteller - ein Relikt aus den Neunzigern?

"In der gehobenen Gastronomie sind Platzteller immer noch gang und gäbe", sagt Stilberaterin Barth-Gillhaus, "Bildnerisch sind sie das Zentrum des Gedecks und werden meist nach dem Hauptgang abgeräumt. Auf der privaten Festtafel sind sie eine Geschmacksfrage, passen aber auf jeden Fall auf eine edle Damasttischdecke. Wenn es ein bisschen schlichter sein soll, sind Filzsets eine Alternative. Sets gehören allerdings nicht auf eine Tischdecke."

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Im Trend: Die Tischdecke

Bei Oma lag immer eine schwere, weiße, mit Monogramm bestickte Decke auf dem Tisch. Und die Furcht aß mit, man könne sie bei ungeschickter Gabelführung mit Bratensoße verzieren. Darum verzichtete man später selbst lieber auf derlei empfindliche Tischwäsche. Doch: Die Tischdecke ist - laut Beobachtungen der Branche - wieder im Kommen. "Die Tischdecke ist jahrelang in Vergessenheit geraten. Dabei hat sie durchaus praktischen Wert: Tischdecken bringen Farbe und Abwechslung auf den Tisch. Denn mittlerweile ist das meistgekaufte Geschirr weiß - da kann man mit dem Tischtuch farbige Akzente setzen. Tischläufer, die der Dekoration, aber auch der Tischeinteilung dienten, haben ihr eine Zeitlang den Rang abgelaufen. Doch diese sind - gemäß der aktuellen Tischmode - wieder out. Wer einen schönen, unempfindlichen Holztisch besitzt, kann übrigens auf Decken und Sets auch verzichten."

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Ein Zeichen für gute Manieren

Die Serviette hat durchaus praktischen Wert - sie dient dem Schutz der Kleidung, zum Austausch von Telefonnummern, auf jeden Fall aber der Etikette: "Wenn Sie mit Ihrem Vorgesetzten essen gehen, benutzen Sie immer die Serviette. Sie wird ein Mal gefaltet auf den Schoß gelegt und vor jedem Schluck, den Sie aus Ihrem Glas nehmen, an den Mund geführt. Lippenstift- und Fettflecken gehören auf die Serviette - nicht ans Glas!", sagt Barth-Gillhaus. Auf der privaten Festtafel ist sie zudem schmückendes Element, denn auch hier kann man mit Mustern und Farben spielen. Hochwertige Papierservietten sind kein Tabu mehr auf dem Tisch. Nur zu Hochzeiten sollte man zum echten Stoff greifen.

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Die richtige Reihenfolge

Hat man all die Einzelteile, ob uni oder buntgemustert, zusammen, kommt es auf die richtige Reihenfolge an. Ausgehend von einem Vier-Gänge-Menü deckt man den festlichen Tisch wie folgt: Rechts vom Teller liegen die Messer, von außen nach innen der Gangfolge entsprechend. Beginnt das Menü mit einer Suppe, liegt ganz außen rechts der Löffel. Links vom Teller liegen entsprechend die Gabeln, oberhalb des Tellers das Dessertbesteck. Die Gläser stehen über den Messern. Sie reihen sich der Getränkefolge nach auf: Rechts das Wasserglas, gefolgt vom Weißwein- und schließlich dem Rotweinglas. Wenn man Brot zum Essen reicht, bietet sich ein kleiner Teller mit Buttermesser links über den Gabeln an. Man sollte nicht mehr als drei Bestecke nebeneinanderlegen, damit auf dem Tisch ausreichend Platz für alle Gäste ist. Für jedes Gedeck empfiehlt sich ein Platz von 60 bis 80 Zentimeter Breite und circa 25 Zentimeter Tiefe. Damit man in Ruhe speisen kann, ohne sich dabei mit den Ellbogen in die Quere zu kommen.

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Vergessene Schmuckstücke

Der moderne Hobbykoch imponiert seinen Gästen gerne mit adrett angerichteten Tellergerichten. Einen Blick in die Töpfe erspäht man so gut wie nie. Das macht er den Köchen der Gastronomie nach. Dabei war es früher anders: Wer ein schönes Service besaß, zeigte voller Stolz auch die Prunkstücke - und dazu zählen nach wie vor Terrinen und Schüsseln. Wer also derlei (Erb-)Stücke im Schrank stehen hat, kann die Vorsuppe gern erst einmal darin auf den Tisch stellen und dort servieren. Vorwärmen nicht vergessen!

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Aschenbecher und Plastikflaschen gehören nicht auf den Tisch

"Nichtraucher sind auf dem Vormarsch in unserer Gesellschaft", sagt Stilberaterin Barth-Gillhaus, "deshalb sollten Aschenbecher auf einer Festtafel keinen Platz haben. Dem Koch gegenüber ist das Rauchen zwischen den Gängen ebenfalls nicht höflich. Ausnahme: Sie laden eine eingeschworene Raucherclique zum Essen ein." Doch wie sieht es mit Wasserflaschen aus? "Plastikflaschen sind kein besonders schöner Anblick, besser sind Glasflaschen. Auf der stilsicheren Seite ist man mit Glaskaraffen - und die gibt es bereits für wenige Euro."

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Wie zu Hause

Immer mehr Menschen wollen gute Hobbyköche sein. Man geht weniger aus, sondern versucht es, den "großen" Köchen nachzutun. Dabei sollte man den Service nicht vergessen - und der fängt beim gedeckten Tisch an. "Mit einem festlich oder phantasievoll gedeckten Tisch drückt der Gastgeber seine Freude und Wertschätzung gegenüber den Besuchern aus", sagt Einrichtungsberaterin Barth-Gillhaus. "Der Gast soll sich wie zu Hause fühlen. Deshalb ist es auch ein aufmerksamer Zug des Gastgebers, wenn er etwa für Linkshänder das Gedeck spiegelverkehrt auflegt."

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(Text: sueddeutsche.de/Mirja Kuckuk/vs)

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