Die E-Garette:Viel Rauch um nichts

Wer in Restaurants rauchen möchte, der muss eine elektronische Zigarette verwenden - und wird dennoch verachtet.

Jürgen Schmieder

Es klingt wie der Traum des zuletzt arg gepeinigten Rauchers, was da auf der Homepage von HappySmoking zu lesen ist: "Ab sofort dürfen Sie wieder überall rauchen. Dort, wo Ihnen der Sinn danach steht." Und weiter: "Es werden keine Tabakprodukte verbrannt, die gesundheitsschädliche und lästige Emissionen erzeugen. Eine Belästigung und Gefährdung von Mitmenschen ist somit ausgeschlossen."

Die E-Garette: Eine Zigarette im Club ist meist verboten.

Eine Zigarette im Club ist meist verboten.

(Foto: Foto: dpa)

Nach E-Mail und E-Book gibt es nun also die E-Garette - und es klingt so verführerisch wie die Kippe nach der Weihnachtsgans. Es wäre ja auch zu schön: Man sitzt wieder wie früher mit den Kumpels bei einem Bier in der Kneipe und wird nicht wie ein Hund in der Metzgerei vor die Tür zum Smirten geschickt - der Kombination aus Rauchen und Flirten. Die elektronische Zigarette und Pfeife sind an jedem Ort erlaubt. Zumindest in der Theorie.

Die rauchfreie Zigarette sieht aus wie eine Mischung aus abgesägtem Kugelschreiber und Trompeten-Mundstück - und fühlt sich auch so an. Um rauchen zu können, muss man eine Nikotinkartusche aus der Kunststoffhülle befreien und in das Gehäuse einbauen. Es riecht nicht nach Tabak, sondern so, als würde man seine Nase gegen einen benutzten Amboss pressen. Aber immerhin weiß man - es steht ja auch gefühlte 200 Mal auf der Homepage des Unternehmens -, dass es sich nur um vaporisierten Wasserdampf handelt und die 78 krebserregenden Stoffe aus einer normalen Zigarette hier nicht vorhanden sind.

Nach dem Basteln setzt man zum Rauchen an - nuckelt nicht an einem Filter oder an zerstückeltem Tabak, sondern an einem Kunststoffstückchen. Eine LED-Lampe simuliert das Glimmen und signalisiert dem elektronischen Raucher auch, wann die Batterie nachzuladen ist. Praktisch, so eine virtuelle Zigarette.

Man kann sich darüber streiten, wie diese elektronische Zigarette denn nun schmeckt. Würde man behaupten, sie schmecke scheußlich, dann würden Nichtraucher entgegnen, dass das doch auch der Geschmack einer normalen Zigarette sei. Deshalb für Raucher: Der Geschmack wirkt authentisch, wenn auch ein wenig blechern - ein wenig wie bei importierten Zigaretten aus Billig-Kippen-Ländern.

Verachtung trotz Legalität

Es gibt sogar ein bisschen Rauch, der aus dem Mund quillt und sich sofort verflüchtigt. Es riecht nicht penetrant nach Zigarette, sondern nach kochendem Wasser - also neutral. Doch genau bei der Dunstwolke liegt das Problem: Als Raucher sieht man das natürlich gern, die kleinen Rauchschwaden, die man auch zu Kringeln formen kann - die Mitmenschen weniger. Auch wenn sie nichts riechen, rümpfen sie doch die Nase.

Sie verweisen einen darauf, dass es doch verboten sei zu rauchen. Wenn man ihnen entgegnet, dass dies eine E-Garette sei und dass es erlaubt sei, erntet man weder Verständnis noch Einsicht. Man spürt die feindseligen Blicke und hört das Getuschel am Nebentisch ("Die können es nicht lassen!") sehr genau. Und damit ist der Genuss schon wieder vorbei. Denn ob man nun gar nicht rauchen darf oder dafür von anderen Bar-Besuchern dafür angefeindet wird, macht keinen großen Unterschied.

Und so bleibt die E-Garette eine schöne Idee, die in der Praxis leider nicht praktikabel ist. Es bleibt: heiße Luft.

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