Süddeutsche Zeitung

Kolumne: Die Altersweisen:Was bedeutet für dich Schönheit?

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Für Mia, 14, zählt auch Hilfsbereitschaft dazu. Rotraud, 77, denkt dabei vor allem an die Natur. Wie junge und alte Menschen die Welt sehen und erleben, erzählen sie in dieser Kolumne.

Protokolle von Niko Kappel

Mia, 14, wohnt in Sindelfingen, sie interessiert sich für Astrologie. Ihr Sternzeichen ist Stier.

"Ich finde, Schönheit ist so ein schwieriges Thema. Wenn ich daran denke, dann stelle ich mir immer so richtig hübsche Menschen vor, also äußerlich hübsch, schöne Frauen oder Männer, bei denen ich zum Beispiel denke: Wow, tolle Haare! Im nächsten Moment finde ich es dann doof, dass ich direkt an so Äußerlichkeiten denke. Schönheit kann doch so viel mehr sein! Es gibt ja auch noch eine innere Schönheit.

Auf jeden Fall habe ich Menschen vor Augen, nicht Dinge oder Orte. Es gibt Menschen, die haben makellose Gesichter und ein gepflegtes Erscheinungsbild. Das ist für mich äußerliche Schönheit. Und ich glaube, es gibt Menschen, die vielleicht für andere nicht so gut aussehen, aber die halt trotzdem irgendetwas haben, was voll besonders ist. Wie Hilfsbereitschaft oder Feinfühligkeit zum Beispiel. Das ist dann Schönheit von innen.

Wenn Menschen zu mir sagen: 'Du kannst immer zu mir kommen, wenn du traurig bist', dann ist das für mich auch Schönheit. Oder so kleine Gesten, wie: 'Ich gehe einkaufen, brauchst du was?' Oder wenn man zum Beispiel mal kein Geld hat und draußen ist und dann sagt jemand: 'Alles gut, ich bezahle, du musst es mir nicht zurückgeben.' Ich finde Großzügigkeit einfach so eine gute Eigenschaft und deshalb würde ich das auch als Schönheit bezeichnen."

Rotraud, 77, wohnt in Berlin und arbeitet als freie Künstlerin.

"Ich habe länger auf dem Land gelebt, in einem kleinen Häuschen in Brandenburg. Bei Schönheit denke ich deshalb an die Natur. Wenn ich da aus dem Gartentor herausgetreten bin und die Wiesen und Bäume sah, ihre Silhouetten, dann hat mich das total angeregt. Ich bin Malerin. Natur ist für mich die größte Inspiration.

Wenn ich draußen bin, im Wald oder am See, fühle ich mich selbst schön. Irgendwie ist die Natur für mich wie ein Spiegel. Ich fühle mich mit ihr identisch, wenn ich in sie hineinschaue. Das liegt daran, weil ich mich in der Natur frei fühle. Hier kann ich sein, wer ich bin, und ausleben, was ich gerade fühle.

Das merke ich in meiner Arbeit, auch wenn ich gar nicht nur Natur male. Im Frühling sind meine Bilder bunt, sie blühen richtig. Im Sommer ist alles grell. Im Herbst wird es farbig, viel Rot und Braun. Und im Winter dann nackt und klar."

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