Süddeutsche Zeitung

Artenschutz:Wie die wertvollsten Papageien der Welt in ein Dorf in Brandenburg kamen

Der Spix-Ara ist der wertvollste Papagei der Welt. Ein deutscher Züchter mit dubiosem Ruf will ihn jetzt in die Wildnis zurückbringen. Kann man ihm trauen?

Von Jan Stremmel

Zwei Dinge sind ihm besonders wichtig: Keine Namen. Und keine Menschen. Wer Tieren Namen gebe, sagt Martin Guth, der sehe sie als Haustier. "Diese Vögel", er deutet auf den Käfig neben sich, "heißen weder Hans, noch Peter, noch kommen sie auf meinen Finger. Und hier", er macht eine Armbewegung über den perfekt gemähten Rasen neben dem Käfig, "hier ist keine Bank, hier sind keine Besucher. Und das ist das, was die brauchen. Das heißt Natur."

In der Voliere, groß wie eine Doppelgarage, flattert und kreischt ein Schwarm hellblauer Vögel - ohne Namen, aber nummeriert. Die Cyanopsitta Spixii, genannt Spix-Aras, sind die seltensten der seltenen Papageien. Kenner sprechen von den "Rembrandts und Picassos" der Vogelwelt. Mythenumrankt. Längst ausgerottet in der Wildnis. Und unbezahlbar. Hüter dieses Schatzes, hinter Sicherheitstoren und Stahlzäunen, überwacht von Kameras und abgeschirmt von blickdichten Hecken, ist ein großer bulliger Mann mit Glatze und Ostberliner Akzent: Martin Guth.

In einem unauffälligen Haus mit Spitzgiebel und riesigem Grundstück, eine Stunde von Berlin, betreibt Guth etwas, das man mit etwas Dramatisierung eine Art "Jurassic Park" nennen könnte. Statt Dinosauriern hält und züchtet der von ihm gegründete Verein, Association for the Conservation of Threatened Parrots, kurz: ACTP, ausgestorbene und stark bedrohte Papageien. Der blaue Spix-Ara ist sozusagen sein Tyrannosaurus Rex. Dass er hier wieder lebt, versetzt die Welt der Papageienfreunde seit Jahren in Aufregung. Vor Begeisterung, aber auch vor Wut.

Es geht um Korruption, Gier und organisiertes Verbrechen. Und einen berühmten Rapper

Die Geschichte des Spix-Aras wurde, leicht abgewandelt, in zwei Kinderfilmen erzählt, "Rio" und "Rio 2". Dabei wäre die wahre Geschichte guter Stoff für einen Thriller. Der Protagonist: ein Vogel, entdeckt vor genau 200 Jahren in Brasilien, von dem bayerischen Gelehrten Johann Baptist von Spix. Ausgerottet von gierigen europäischen Vogelsammlern. Und nun wieder aufgepäppelt in der brandenburgischen Provinz - von einem Mann, dem langjährige Verbindungen zu kriminellen Clans nachgesagt werden. Es geht also um organisierte Kriminalität und Kolonialismus, Größenwahn und Korruption. Ach ja: Der Rapper Bushido kommt auch darin vor.

Der Streit dreht sich im Kern um eine Frage: Sollte der Mensch bedrohte Tierarten fern ihrer Heimat züchten? Und wenn ja: Wie wichtig ist es, woher das Geld dafür kommt?

Die Frage spaltet die Naturschützer. Die eine Seite findet, dass Martin Guth unseriös arbeite und den Artenschutz sabotiere, um Geld mit seltenen Vögeln zu verdienen. Einige wollen hier nicht namentlich auftreten, weil sie Guth und seine Kontakte fürchten. Die andere Seite erklärt, der Mann aus Berlin sei zwar ein fragwürdiger Typ. Eines aber müsse man ihm lassen: er schaffe Dinge, die sonst keiner hinkriegt. Die Vögel, die in der Voliere sitzen, 25 Weibchen und 25 Männchen, sollen diesen Herbst ausgewildert werden. Eine ausgestorbene Papageienart in die Natur zurückbringen: Das hat es noch nie gegeben.

Guth setzt sich in den Besprechungsraum, das Wohnzimmer des Giebelhauses, mit Vogelkalender an der Wand. Neben ihm lässt sich sein Kompagnon nieder, ein Münchner Immobilienunternehmer namens Jürgen Dienst. Er trägt Anzug und drückt sich gewählt aus. Sobald es Guth zu langsam geht, fällt er ihm ins Wort: "Ne ne, komm Jürgen, lass mal". Manche Fragen beantwortet er, indem er die Treppe rauf brüllt zu seiner Mitarbeiterin: "Katrin, Einfuhrgenehmigungen 2010!"

Um die Bedeutung dieses Vereins zu verstehen, muss man wissen, dass für keinen Vogel je so ein Aufwand betrieben wurde wie für den Spix. Der britische Umweltschützer Tony Juniper hat ein Buch darüber geschrieben, es liest sich wie ein Öko-Thriller. Er beschreibt, wieso die Papageien zum Fetisch für Sammler wurden: Sie sind eine der wenigen Arten mit blauen Federn. Und unter denen mit Abstand die seltenste. Spix-Aras kommen am Ufer eines einzigen Flusses in Nordbrasilien vor. Nach ihrer Entdeckung 1819 dauert es 84 Jahre, bis überhaupt wieder ein Exemplar gesichtet wird. Ein Scheich bietet in den Neunzigerjahren angeblich bis zu 300 000 Dollar für ein Paar. Der Spix ist von Anfang an ein Phantom.

Wenn Guth seine Leidenschaft für Vögel umreißt, braucht er nicht viele Worte: "Ich komm aus'm Osten. Papageien waren schön bunt." Während seine Freunde in die Disco gingen, "stand ich am Vogelkäfig". Eine Ausbildung zum Tierpfleger bricht er ab und flieht 1988 über Ungarn in den Westen. Bei einem Zoohändler in Hamburg kümmert er sich um die Papageien: "Fürchterlich interessant."

Über sein Leben in den Neunziger Jahren äußert sich Martin Guth nicht. Vom Zoohandel in Hamburg wechselt er offenbar in die Halbwelt Berlins. Er führt, Zeitungsberichten zufolge, einen Nachtclub und treibt Schulden ein. 1996 wird er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. "Ich war ein Jugendlicher", sagt Guth, und dass seine Taten nichts mit seinem Papageienverein zu tun hätten. Tatsächlich war er damals 26. Sein Führungszeugnis ist inzwischen trotzdem wieder sauber. Er gilt als resozialisiert, seine Taten dürften keine Rolle mehr spielen. Aber seit diese Episode bekannt ist, nutzen seine Gegner sie als Munition.

Den letzten wilden Spix-Ara sichten Biologen im Jahr 2000. Dann wird er mutmaßlich gefangen und verkauft. Brasilien hat in der Zwischenzeit ein Komitee einberufen, um wenigstens die verbliebenen 60 Tiere in Gefangenschaft zu vermehren. In Verhandlungen sitzen sich schwerreiche Vogelsammler, Besitzer von Privatzoos und Vertreter der Regierung gegenüber. Aber die Besitzer verweigern die Rückgabe oder den Tausch von Tieren zu Zuchtzwecken. Irgendwann gibt Brasilien auf. Der Neid und das Kolonialdenken sitzen tief.

Kurz darauf sieht Martin Guth, zurück in Freiheit, seinen ersten Spix. Im Urlaub auf Teneriffa, im dortigen "Loro Parque", dem Zoo mit der größten Papageiensammlung der Welt. Er sucht damals offenbar nach einem neuen Lebensinhalt. Und findet ihn in dem mythenumrankten blauen Vogel, um den sich die halbe Welt streitet. Er gründet den Verein ACTP, tut sich mit seinem Kompagnon aus München zusammen. Und er kauft drei Spix-Aras von einem Geschäftsmann in der Schweiz. Für 15 000 Euro, sagt er. Dem Schweizer sei "die Haltung zu aufwändig" gewesen.

Was er verschweigt: Der Mann in der Schweiz hat geschäftliche Kontakte zu Bushido und dem Abou-Chaker-Clan, einer mafiösen Vereinigung aus Berlin, gegen die die Staatsanwaltschaft seit Jahren immer wieder wegen Erpressung, Drogenhandel und Raubüberfällen ermittelt. Ein Foto zeigt Guth gemeinsam mit Arafat Abou-Chaker auf der Straße. Ist der Kauf der Vögel von einem Geschäftspartner des Clans wirklich Zufall? Guth sagt, er habe zu dieser Zeit weder Abou-Chaker noch Bushido gekannt.

Auf die Frage, was ihn an den Spix-Aras gereizt habe, sagt er: "die Challenge". Angesichts der zerstrittenen Sammler habe er sich gesagt: "Mal schauen, ob ich das besser kann." Heute hält Guth in seiner Anlage 166 Spixe. So viel zur Challenge.

Er spaziert jetzt mit Sonnenbrille zwischen seinen gepflegten Volieren entlang und rattert wie nebenbei Papageienwissen herunter. Wie erklärt er sich seinen Zuchterfolg? "Ich denk einfach wie ein Vogel", sagt er und deutet auf einen Palmkakadu: "Wenn der da sitzt und abends nicht in seinen Käfig zurückgeht, kann ich genau sagen, warum. Zum Beispiel, weil die Stange gewechselt worden ist." Den Vögeln gehe es hier einfach gut. Er gefällt sich in der Rolle als talentierter Außenseiter.

Andere bezweifeln das. Einer seiner heftigsten Kritiker ist der amerikanische Zoologe Paul Reillo, Chef der Rare Species Conservatory Foundation (RSCF). Er erinnert sich an "ein paar unangenehme Treffen" mit Guth. Er trete dominant und einschüchternd auf und habe "keinerlei Verständnis für Artenschutzstandards". Sein Verein habe "keine finanzielle Transparenz oder wissenschaftlichen Referenzen".

Es erkläre sich von selbst, warum stark gefährdete Papageien "nicht an einen verurteilten Verbrecher in Deutschland" geschickt werden sollten.

Der ACTP veröffentlicht tatsächlich keine Details über seine Finanzen. Das ist nach deutschem Recht erlaubt, aber untypisch für einen spendengetragenen Verein. Zum Vergleich: Der Münchner Artenschutzverein ZGAP weist online sogar Zinserträge in Höhe von 79 Cent aus. Weshalb die Verschwiegenheit?

Mehrere Mitglieder internationaler Artenschutzvereinigungen, mit denen die SZ gesprochen hat, unterstellen Guth, dass sein Verein unter der Hand mit seltenen Papageien handele. Beweise gibt es dafür keine. "Sämtliche Vögel werden beim Landesumweltamt an- oder abgemeldet", sagt Guth, "das beinhaltet auch die Nachzuchten." Die wertvollen Spixe zu verkaufen, halten Experten für schwierig und hochgradig riskant. Andere Papageienarten, die Guth importiert und züchtet, darf er nach Tierschutzrecht legal verkaufen.

Bisher gibt der Zuchterfolg ihm Recht

Aber die Kritik hört nicht auf. Ende vergangenen Jahres brachte der Guardian ein angebliches Enthüllungsstück über Guth. Sein Verein sei als Zoo deklariert, obwohl er keine Öffnungszeiten habe. Außerdem seien importierte Papageien verbotenerweise im Netz zum Verkauf angeboten worden. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt an der Oder leitete Untersuchungen ein, kam jedoch zum Schluss, alle Vorschriften seien eingehalten worden. Auch der Zoo-Vorwurf erweist sich als haltlos: Laut Bundesnaturschutzgesetz muss ein Zoo in Deutschland lediglich an "mindestens sieben Tagen im Jahr" Besucher empfangen. Guth hält sich ans Gesetz, indem er hin und wieder Schulklassen durch die Volieren führt.

Einige Vorwürfe der Gegner, die keine Gelegenheit auslassen, um auf Guths mangelnde wissenschaftliche Ausbildung und längst verbüßte Gefängnisstrafe hinzuweisen, sprechen vielleicht eher für etwas, das in der Szene ebenfalls verbreitet zu sein scheint: Neid und Dünkel.

Tatsächlich ist die Zucht größerer Papageienarten schwierig. Spix-Aras sind wählerisch, was ihre Partner angeht. Sie legen nur zwei bis fünf Eier pro Jahr. Dennoch gelingt Guth bald nach Ankauf der Spixe eine Sensation: Küken schlüpfen. Erst eins, dann vier, dann zwei, dann nochmal vier. Brasilien startet ein neues Spix-Ara-Programm, diesmal exklusiv mit seinem Verein. "Für viele war das ein Affront", sagt eine Insiderin.

2014 hilft Guth dann auch noch der Zufall: Überraschend stirbt der Besitzer der meisten Spixe weltweit, Scheich Saoud bin Mohammed Al-Thani von Katar, ein exzentrischer Milliardär und Sammler von Kunst, Meteoriten und seltenen Tierarten. Guth überzeugt die Erben, ihm die rund 120 Tiere zur Zucht zu leihen.

Guth hält jetzt fast alle Exemplare des wertvollsten Vogels der Welt. Als Symbol des guten Willens schenkt er 2015 der brasilianischen Regierung ein Paar gezüchteter Spixe. Sie fliegen per Iberia-Flug nach São Paulo, in der Passagierkabine auf dem Mittelplatz. Vor Abflug lässt sich Umweltministerin Barbara Hendricks mit den Aras fotografieren. Guth hat sich endgültig sein Image als Artenschützer erkämpft.

Längst bieten auch andere Regierungen dem deutschen Wunderzüchter ihre Papageien zur Nachzucht an. Im März vorigen Jahres kommt es deshalb zum Eklat: Guth lässt zwölf streng geschützte Kaiseramazonen und Blaukopfamazonen, von denen es jeweils nur noch wenige Dutzend Stück gibt, von der Karibikinsel Dominica nach Berlin holen. Ein Hurrikan hat zuvor weite Teile der Insel zerstört. Guth soll die Tiere aufbewahren und eine Sicherheitspopulation züchten. Nur: langjährig vor Ort tätige Hilfsorganisationen hat man nicht informiert. Darunter die RSCF von Paul Reillo. In einer gepfefferten Protestnote werfen daraufhin er und dreißig Experten dem deutschen Verein vor, die Vögel "heimlich" ausgeflogen zu haben - mit Unterstützung korrupter einheimischer Beamter und des Bundesamtes für Naturschutz, das den Import erlaubt hat. Der Brief liest sich wie das Protokoll einer Entführung.

Spricht man Guth darauf an, stapft er los, in den Anbau seiner Volieren, vorbei an Tierpflegern, die gerade zu Heavy-Metal-Musik Näpfe mit Sonnenblumenkernen füllen. Hinter einer Labortür bleibt er stehen und deutet auf einen Glaskasten. Darin sitzen zwei Jungvögel. "Gucken Sie hier: Blaukopfamazonen. Offiziell nicht züchtbar." Der offene Brief, der Artikel im Guardian: Rufmord, findet Guth. Angezettelt von Leuten wie Paul Reillo. Weil die wegen seiner Erfolge um ihre Spenden bangten. "Wir haben deren Cashcow erschossen, das ist passiert."

Und das Bundesamt für Naturschutz? Erklärt, ein Staatssekretär der Karibikinsel habe wegen der "Notsituation" offiziell um "dringende Unterstützung" gebeten. Alle Vögel seien Eigentum Dominicas und könnten "jederzeit zurückgeführt werden". In seinem Antwortbrief an die Kritiker wettert Guth in holprigem Englisch von einem "Revierkampf" in der Karibik. Er fügt ein privates Foto von Reillo an, es zeigt diesen mit einer Kaiseramazone. Die halte der angeblich als "Haustier" - was Reillo wiederum bestreitet.

"Im Grunde ist das auch nicht verwerflicher als Hundezucht"

Der Streit ist längst eine Schlammschlacht. Geht es Guth wirklich nur um den Artenschutz? Oder nutzt er ihn, wie seine Kritiker sagen, als Vorwand, um eine private Vogelsammlung aufzubauen?

Tatsächlich fällt auf, dass Guths Verein nur in Ländern aktiv wird, aus denen er im Gegenzug Vögel bekommt: 2011 spendete der ACTP drei Geländewagen für die Insel St. Vincent - und exportierte 15 Königsamazonen. Dieses Jahr baut der Verein auf der Nachbarinsel St. Lucia ein Wildtierzentrum für mehr als 800 000 Euro. Dafür durfte er Küken von seltenen Blaumasken-Amazonen aus der Wildnis entnehmen und nach Deutschland bringen. Für viele Experten ein Skandal. Für Guth "notwendig, um den Zuchtstamm zu stärken". Wer hat recht?

Roland Wirth, ein international anerkannter Artenschützer und Gründer des Vereins ZGAP, sieht die Causa Guth gelassen. Der wisse nun mal offenbar, wie man sich durchsetzt. "Deshalb kommt er an Tiere, von denen die Papageienzüchterszene träumt." Ein kleiner Kundenkreis spende dafür mutmaßlich viel Geld, etwa private Zoos oder Sammler. Illegitim sei das nicht: Das Geld lande im Naturschutz. Und in der zweiten oder dritten Generation dürften die Tiere verkauft werden. "Im Grunde ist das auch nicht verwerflicher als Hundezucht."

Nach der merkwürdigen Spende besuchte der Clan-Mann mit seiner Familie die Aras. Na und?

Ein Spender, der sehr viel Geld gegeben hat, ist die Firma Constantin Film. Die Sache ist zehn Jahre her. Bernd Eichinger hatte gerade Bushidos Leben fürs Kino verfilmt. In "Zeiten ändern dich" spielt Moritz Bleibtreu dessen Manager Arafat Abou-Chaker. Der echte Abou-Chaker verlangte deshalb nachträglich von Eichinger Geld für seine Persönlichkeitsrechte: 200 000 Euro. Bushido erzählte nach seiner Trennung vom Clan im vergangenen Herbst dem Stern: "Das Geld wurde irgendwie noch als Spende an einen Papageienverein deklariert oder so." Ein Hinweis darauf, wie Kritiker mutmaßen, dass der Verein von Abou-Chaker finanziert wird? Martin Guth bestätigt die Spende der Constantin Film, bestreitet aber jeglicheVerbindung zum Clan. Bushido und Abou-Chaker seien damals lediglich mal mit ihren Familien vorbeigekommen: "Wir haben den Kindern bunte Federn geschenkt, das war alles."

Ist es so, wie die Artenschützer unterstellen: Einmal kriminell, immer kriminell? Ist mangelnde Transparenz gleichzusetzen mit dubiosen Machenschaften? Oder ist es so, wie der Experte Roland Wirth sagt: "Es gibt auch im Naturschutz Fundis und Realos. Für die einen ist nur richtig, was die richtigen Leute aus den richtigen Beweggründen machen." Die anderen, und dazu zähle er sich selbst, hielten es dagegen mit Helmut Kohl: Entscheidend ist, was hinten rauskommt.

Und was kommt hinten raus? In São Paulo geht Ugo Vercillo, der zuständige Mann bei der brasilianischen Umweltbehörde, ans Telefon. Er fängt gleich an zu schwärmen: knapp 3000 Hektar Land habe Guths Verein gemeinsam mit Spendern für den Spix gekauft und eingezäunt. Dazu habe der Staat 100 000 Hektar unter Schutz gestellt. Aktuell werden die Gebäude für die Aras und die Tierpfleger fertiggebaut.

Im November sollen die ersten 50 Vögel landen, mehr als je ein Brasilianer auf einmal gesehen hat. Es wird eine Feier geben, der Umweltminister kommt. Die Vergangenheit des glatzköpfigen Deutschen, der diesen Moment ermöglicht hat, wird dann wohl niemanden mehr interessieren.

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Quelle:
SZ vom 20.07.2019
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