Was jetzt langsam mal angebracht wäre: ein Plan zur Abschaffung des öffentlichen Humors in Deutschland. Zumindest probehalber. In den vergangenen Wochen ist jedenfalls deutlich geworden, dass kaum etwas Ruhe und Ordnung im Land so sehr gefährdet wie heilloses Witzereißen. Der fahrende Komödiant mit Gitarre Bernd Stelter wurde anlässlich eines, na ja, Scherzes über den Namen Annegret Kramp-Karrenbauer beinahe auf offener Karnevalsbühne geohrfeigt. Von einer Kostüm und Doppelnamen tragenden Dame, der ausgerechnet beim Sitzungskarneval im Kölner Gürzenich die Unerträglichkeit jenes obergärigen Stumpfsinns aufgefallen war, der da doch seit jeher identitätsstiftend ist. Schlimmer noch als die Kollision der beiden Humoropfer auf der Bühne war aber die kurz danach ins Mikrofon gestammelte Beteuerung von Stelter, er mache doch hier: Witze, nur Witze. Eigentlich hätte das zum sofortigen Abbruch der ganzen Veranstaltung führen müssen. Wenn ein professioneller Humorist seinen Job nicht besser rechtfertigen kann, sollte man das alles sein lassen und nur noch Musik spielen. Als würde ein Chirurg nach einer misslungenen OP sagen: Schnitte, ich mache hier nur so Schnitte.
Deutsche und Humor:Schluss mit lustig
Spätestens beim Karneval wird offensichtlich: Die Deutschen haben kollektiv verlernt, was mit witzig sein ursprünglich mal gemeint war. Ist es schlimm, dass wir keinen guten Sinn für Humor haben?
Von Max Scharnigg
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