Süddeutsche Zeitung

Depressions-Test:Todesursache Hoffnungslosigkeit

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Vier Millionen Menschen leiden allein in Deutschland an einer Depression - und jeden von uns kann es morgen schon erwischen. Denn häufig kommt die lähmende Traurigkeit wie aus heiterem Himmel. Wie groß ist IHR Risiko?

Die Depression gehört zu den größten Volkskrankheiten der Welt. Allein in Deutschland sind zur Zeit etwa fünf Prozent der Bevölkerung betroffen - das sind etwa vier Millionen Menschen. Und etwa jeder Zehnte erkrankt im Leben mindestens einmal an einer schweren depressiven Episode.

Doch die Krankheit wird noch immer häufig übersehen oder unterschätzt. Statt der notwendigen Unterstützung bekommen Betroffene immer wieder zu hören, sie sollten sich doch zusammenreißen. Und auch von Ärzten wird die Krankheit manchmal übersehen - insbesondere bei Kindern.

Dabei sind Depressionen sind nicht einfach vorübergehende Tiefs, die auf "deprimierende" Ereignisse folgen. Es sind psychische Leiden, die über Wochen, Monate und Jahre anhalten können, und bei manchen Menschen immer wiederkehren. Die Symptome, deren Auswirkungen sich Nichtbetroffene kaum vorstellen können, sind unter anderem tiefste Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle, Angst, Trauer oder auch eine völlige Gefühlslosigkeit.

In den Industrieländern führt keine Krankheit zu mehr "mit Beeinträchtigung gelebten Lebensjahren" als die Depression, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgestellt hat.

Und es ist eine lebensbedrohliche Krankheit: Bis zu 15 Prozent der schwer erkrankten Patienten bringen sich um, die Hälfte aller Menschen mit depressiven Störungen versucht es mindestens einmal im Leben.

11.000 Selbstmorde in Deutschland jährlich

Insgesamt kommt es in Deutschland jährlich zu 11.000 Selbsttötungen - damit sterben fast doppelt so viele Menschen von eigener Hand wie durch Verkehrsunfälle. Und weltweit liegt die Zahl der Selbstmorde bei rund 850.000 Menschen, wie die WHO berichtet.

Die Ursachen der Krankheit sind zwar noch immer nicht endgültig geklärt. Doch vieles ist bereits sicher. So können zwar äußere Umstände zum Ausbruch des Leidens führen - etwa der Verlust einer wichtigen Bezugsperson, Überlastung oder eine andere Krankheit. Doch das muss nicht sein.

Auf jeden Fall aber kommt es zu Veränderungen im Gehirn, die ein Patient nicht dadurch beeinflussen kann, dass er sich "zusammenreißt". So scheint bei den Patienten zum Beispiel die verfügbare Menge des Hirnbotenstoffes Serotonin eine wichtige Rolle zu spielen.

Hier setzt eines der bewährten Therapieverfahren an: Antidepressiva können helfen, den Hirnstoffwechsel zu stabilisieren. Darüber hinaus bieten Verfahren wie die Verhaltenstherapie oder eine tiefenpsychologische Behandlung einige Erfolgsaussichten. Mit Hilfe der Verhaltenstherapie hilft man dem Patienten, neue Verhaltensweisen einzuüben und über positive Erfahrungen eine neue Lebenseinstellung zu entwickeln. Mit dieser Methode konnten bislang die deutlichsten Erfolge erzielt werden.

Beim tiefenpsychologischen Ansatz dagegen versucht ein Therapeut, möglichen unbewussten inneren Konflikten auf die Spur zu kommen, die hinter der Depression stecken. Sind solche Konflikte identifiziert, kann der Kranke versuchen, sie zu lösen.

Auf jeden Fall aber sollte jeder, der den Verdacht hat, möglicherweise unter einer Depression zu leiden, ärztlichen Rat aufsuchen - bevor die Energie dafür nicht mehr ausreicht.

Mit dem Depressions-Selbsttest können Sie den ersten Schritt machen zu erkennen, ob auch Sie zu den Betroffenen gehören.

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