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Demenz-Erkrankung:Fünftes Alzheimer-Gen identifiziert

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Es ist ein genetisches Puzzle, das die Mediziner lösen müssen - doch mit jedem gefundenen Teilchen wächst die Hoffnung, ein Medikament gegen die Demenz-Erkrankung zu entwickeln.

Nach fünfjährigen Forschungen haben Wissenschaftler einen weiteren genetischen Hinweis auf die Entstehung von Alzheimer entdeckt.

Veränderte Formen des so genannten SORL1-Gens spielten eine wichtige Rolle bei spät einsetzendem Alzheimer, den rund 90 Prozent der weltweit 24 Millionen von der Krankheit betroffenen Menschen haben, berichten die Forscher aus den USA und Kanada in der Online-Fachzeitschrift Nature Genetics.

Durch die Identifizierung des nunmehr fünften Gens wachsen demnach die Chancen, das Alzheimer-Puzzle zu lösen, um ein wirksames Medikament gegen die Demenz-Erkrankung zu finden.

Für ihre Studie untersuchten die Forscher das Erbgut von 6000 Menschen europäischer, lateinamerikanischer, afrikanischer und arabischer Herkunft.

Bei diesen Gruppen fielen zwei Varianten von SORL1 bei Menschen mit Alzheimer auf.

Die Demenz-Erkrankung, die 1906 vom deutschen Arzt Alois Alzheimer entdeckt wurde, hat ihre Ursache in der Ablagerung des Proteins Beta-Amyloid außerhalb der Gehirnzellen.

Erinnerungsverluste durch zerstörte Nervenzellen

Dadurch werden Nervenzellen zerstört, was zu Erinnerungsverlusten und schließlich auch zu Ausfällen bei Sprache und Körpermotorik führt. Zudem treten auch innerhalb der Hirnzellen Ablagerungen auf. Es ist aber unklar, ob diese Ursache oder Folge von Alzheimer sind.

Das SORL1-Gen produziert ein gleichnamiges Protein, das entscheidet, was mit dem Botenstoff von Beta-Amyloid passiert, einer Gehirnchemikalie namens Amyloid Precursor Protein (APP).

Wenn das SORL1-Proteine korrekt arbeitet, gelangt APP in bestimmte Regionen von Hirnzellen. Bei Fehlfunktionen sammelt sich APP in anderen Bereichen der Zelle, wo es zu Beta-Amyloid abgebaut wird.

SORL1 wird als fünftes Gen mit Alzheimer in Verbindung gebracht. Dies zeigt laut den Forschern, wie komplex die Krankheit ist.

Die anderen bekannten Gene sind APP, Presenilin 1, Presenilin 2 und Apolipoprotein E. Laut den Autoren der Studie unter Führung von Forschern der Universität von Toronto in Kanada und der US-Universitäten Columbia und Boston muss noch geklärt werden, ob SORL1 eine direkte oder indirekte Rolle bei der Krankheit spielt. Auch bisher unentdeckte SORL1-Varianten könnten eine Rolle spielen.

Laut einer 2005 von der Mediziner-Zeitschrift The Lancet veröffentlichten Schätzung wird die Zahl der Alzheimer-Kranken durch die geburtenstarken Baby-Boomer-Jahrgänge und längere Lebenserwartung bis 2020 auf 42 Millionen weltweit steigen; 2040 würden es dann schon 81 Millionen sein.

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AFP
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