Der Schmuck
Die Deutschen, ihre Gärten verraten es, hegen ein tief wurzelndes Misstrauen gegen Pampasgras, Tujahecken und rosa blühende Clematis. Nicht dass sie darauf verzichten wollten. Die Deutschen sind bloß der Meinung, dass Pampasgras, Tujahecke und Clematis nicht genug sind. Ein auf Zierpflanzen beschränkt bleibender Garten könnte lieblos wirken. Fürchten sie. Darum steht in ihrem Garten noch allerlei anderes herum. Einen ganzen Steckenwald haben sie ins sauber gerechte Erdreich gerammt, obenauf: schimmernde Christbaumkugeln. Wehende Wimpel. Tönerne Paradiesvögel. Klimpernde Windspiele. Und -lichter. Und -rädchen. Das Ergebnis ähnelt einer. Ein Blick in diesen Garten, und man ahnt, dass drinnen im Haus jede Speckstein-Eule auf ihrem eigenen kleinen Zierdeckchen sitzt. Wenn sich die Gelegenheit bietet, wird auch noch ein in Laubsägetechnik gearbeiteter Klapperstorch in den englischen Rasen gespießt, mit der frohen Botschaft: "Leoni ist da!" Danke für die Information.
Text: Süddeutsche Zeitung vom 16. Juni 2009/tar Bild: iStockphoto.com