Die BodenplatteGegen Pflaster ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden. Bei blutenden Wunden ist es eine große Hilfe. Aber nicht im Garten. Dort schlägt das Pflaster nicht bei der Heilung, es schlägt tiefe Wunden in die Natur. Warum nur müssen deutsche Hobbygärtner alles mit Bodenplatten pflastern? Blumenbeete, Wege, Sitzflächen, Komposthaufen werden säuberlich von Bodenplatten umrahmt. Dort, wo man nicht flächendeckend pflastern kann, etwa auf dem Rasen oder im Gemüsebeet, werden einzelne Bodenplatten eingelassen. Diese Plattenbauten sehen nicht nur hässlich aus, sie ziehen auch einige unangenehme Folgearbeiten nach sich. Jeden Samstag werden die Pflasterflächen gefegt, alle paar Wochen muss das aus den Ritzen sprießende Unkraut mühsam mit dem Messer weggekratzt werden. Und wozu der ganze Aufwand? Um zu vermeiden, dass man im Garten mit dem Garten in Berührung kommt. Gras unter den Füßen spüren! Das wäre ja absoluter Wahnsinn.Text: Süddeutsche Zeitung vom 16. Juni 2009/ta Bild: ddp
Der ZierbrunnenBrunnen sind für sich genommen eine tolle Sache. In der Wüste retten sie Leben. An der Jogging-Strecke stillen sie Durst. In der Stadt kühlen sie shopping-geplagte Füße. Aber Brunnen sind nicht nur nützlich, sie sind seit jeher auch ein Symbol der Macht, getreu dem Motto: Zeig mir deinen Brunnen, und ich sag dir, wer du bist. Man denke nur an die Fontana di Trevi in Rom, 50 Meter breit und 26 Meter hoch! Auch heute noch hat die Brunnen-Maxime Bestand - in deutschen Gärten. Wer etwas auf sich hält, hat die Qual der Wahl: Edelstahl-Brunnen, rustikaler Holzpumpbrunnen, Italo-Brunnen Montelicino, Solar-Springbrunnen mit Fernbedienung oder doch lieber ein echter Schlossbrunnen für 1400 Euro? Steht das Prachtstück dann im Garten, stellen nicht nur die Nachbarn schnell fest: Das Geplätscher nervt. Und den Durst stillt der Hausherr auch lieber mit einem Bier.Text: Süddeutsche Zeitung vom 16. Juni 2009/ake Bild: ddp
Der TeichVielen Gartenfreunden gilt der Teich als Krönung ihres grünen Reiches, handelt es sich doch - und hier klingt die Stimme gern ehrfürchtig - um ein Biotop. Am Gartenteich gedeihen nicht nur bedrohte Wollgräser, sondern hier lassen sich auch Gelbbrandkäferlarve und Kaulquappe studieren. Theoretisch jedenfalls. Denn was sich in deutschen Anlagen so an Kunstgewässern findet, hat mit Biotopen meist wenig zu tun. Dafür wird in jedes Rasenhandtuch heute ein Kunststoffbecken eingegraben, das die Baumärkte in allen Formen anbieten. Hauptsache, es mäandert so wild, wie es in der Natur nie vorkäme. Und da viele Gartenbesitzer schon an der Sumpfzonenmodellage scheitern, bleibt das Ufer eher ein Beckenrand. Wenn im Plastetümpel außer Mückenlarven und Entengrütze am Ende nichts gedeiht, ist das nicht schlimm. Zubehör gibt es auch so genug: Weiße Uferkiesel, glitzernde Keramikkröten und schwimmende Gartenzwerge sind ohnehin pflegeleichter.Text: Süddeutsche Zeitung vom 16. Juni 2009/rff Bild: dpa
Der SchmuckDie Deutschen, ihre Gärten verraten es, hegen ein tief wurzelndes Misstrauen gegen Pampasgras, Tujahecken und rosa blühende Clematis. Nicht dass sie darauf verzichten wollten. Die Deutschen sind bloß der Meinung, dass Pampasgras, Tujahecke und Clematis nicht genug sind. Ein auf Zierpflanzen beschränkt bleibender Garten könnte lieblos wirken. Fürchten sie. Darum steht in ihrem Garten noch allerlei anderes herum. Einen ganzen Steckenwald haben sie ins sauber gerechte Erdreich gerammt, obenauf: schimmernde Christbaumkugeln. Wehende Wimpel. Tönerne Paradiesvögel. Klimpernde Windspiele. Und -lichter. Und -rädchen. Das Ergebnis ähnelt einer. Ein Blick in diesen Garten, und man ahnt, dass drinnen im Haus jede Speckstein-Eule auf ihrem eigenen kleinen Zierdeckchen sitzt. Wenn sich die Gelegenheit bietet, wird auch noch ein in Laubsägetechnik gearbeiteter Klapperstorch in den englischen Rasen gespießt, mit der frohen Botschaft: "Leoni ist da!" Danke für die Information.Text: Süddeutsche Zeitung vom 16. Juni 2009/tar Bild: iStockphoto.com
Die StatuenDie griechische Mythologie ist voller Grausamkeiten: Abgerissene Brüste, herausgerissene Augen, Vatermord, Leichenschändung, Ungeheuer mit Hunderten Augen und Höllenhunde sind allgegenwärtig. Die größte aller Grausamkeiten ist jedoch der griechischen Mythologie selbst widerfahren: Ihre hehren Helden fristen heute ein Dasein als Gartenfiguren. 186 Euro kostet eine Aphrodite als Steinguss im Internetshop - ohne Arme, aber mit Podest. Teurer ist die stehende Pandora für 445 Euro. Selbst dafür, dass Pandora sämtliche Plagen in die Welt gebracht haben soll, scheint ihr Schicksal unangemessen hart: Als Waschbetonfigur im "Antikgrau-Look" mit überraschend drall geformten Brüsten befriedigt sie die kitschigen Sehnsüchte jener Hausbesitzer, die ihr Eigenheim durch eine mit dorischen Säulen umrahmte Eichenholztür betreten, um sich nach der Gartenarbeit unter goldfarbenen Kunststoffwasserhähnen die Hände zu waschen.Text: Süddeutsche Zeitung vom 16. Juni 2009/job Bild: iStockphoto.com