Das Comedy-Duo Onkel Fisch:Die Wellness-Wahnsinnigen

Adrian Engels und Markus Riedinger treiben in ihrem Buch den Wellness-Wahn auf die Spitze. Ein nicht ganz ernstes Gespräch über den Sinn von Anti-Aging und Beauty-Farmen.

Kathrin Hollmer

In ihrem Buch "Bewusstlos zum Glück - leere und haltlose Versprechungen" (Wort Art Verlag) treibt das Kölner Comedy-Duo ONKel fiSCh den Wellness-Trend auf die Spitze. Adrian Engels und Markus Riedinger machen aus Nordic Walking "Eastern Creeping" und raten zu Akupunktur mit Gabeln statt Nadeln. Damit wäre bewiesen: Der Weg zum Glück führt nicht über Floating Tanks und Baden im Heu - sondern über die Lacher, mit denen dieses Buch aufwartet.

ONKeL fISCH Wellness Bewusstlos zum Glück Buch

Das Kölner Comedy-Duo ONKeL fISCH gibt in seinem Buch Bewusstlos zum Glück unkonventionelle Beauty- und Wellness-Tipps.

sueddeutsche.de: In Bewusstlos zum Glück nehmen Sie den Wellness-Megatrend der letzten Jahre aufs Korn. Wie kommt man auf so ein Buch?

Markus Riedinger: Wir haben uns immer wieder gefreut, was für fantastische Ideen im Wellness-Segment auftauchen - und uns gefragt, ob diese Trends ernst gemeint sind oder nicht. Viele sind an der Grenze zur Lächerlichkeit. Wir haben gemerkt, dass es nur wenig bedarf, um das Ganze ein kleines bisschen zu verschieben. Das haben wir in unserem Buch gemacht.

sueddeutsche.de: Warum aber eine Persiflage? Was haben Sie gegen diese doch recht angenehmen Dinge?

Adrian Engels: Überhaupt nichts. Wir versuchen nur, etwas zu machen, wo der Leser mal nicht über den Tisch gezogen wird.

Riedinger: Wir sind skeptisch, weil viele Versprechungen, die im Wellness-Bereich von sogenannten Gurus gemacht werden, gar nicht gehalten werden können.

sueddeutsche.de: Ihr Buch kritisiert also die Marketing-Maschine, die hinter dem Wellness steckt.

Engels: Absolut. Diese Bauch-Weg-Fitness-Geräte aus der Werbung zum Beispiel, da sitzen Leute mit fantastischen Körpern auf diesen Plastik-Wippen, die haben nie damit trainiert. Die haben richtig tolle Geräte zu Hause und nicht diese Krücken aus dem Teleshopping. Das ist im Endeffekt,genauso wie der Wellness- und Fitness-Bereich im Hotel - Scharlatanerie.

Riedinger: Wir tun einfach dasselbe, was Yves Rocher, Wolfgang Joop, Uschi Glas und L'Oréal machen. Wir teilen diese Marketing-Strategie und machen mit. Mit uns fängt die Wellness-Bewegung noch einmal ganz neu an.

sueddeutsche.de: Inwiefern?

Riedinger: Wir haben jetzt eine eigene Kosmetiklinie herausgebracht, "Bewusstlos zum Glück"-Cosmetics. Das sind leere Tuben. Denn ob man in eine Anti-Aging-Creme-Dose nun die Creme reintut oder weglässt, ist am Ende ganz egal, die Wirkung ist die gleiche.

Engels: Man könnte es auch mit dem Falten-Wegatmen versuchen, das wir erfunden haben. Dabei atmet man einfach in die Problemzonen im Gesicht hinein und beult sie dadurch aus.

sueddeutsche.de: Haben Sie noch mehr Tipps?

Riedinger: Bevor ich Kaffee trinke, bade ich immer meine Hände darin, weil Koffein die Haut strafft und auch aufmerksamer werden lässt, gerade für Umweltschäden. Und die Fingernägel werden bräuner. Auch den Mittags-Büroschlaf mache ich, gerne auf der Tastatur, weil die Tasten sich in den Rücken hineindrücken, das dient der Akupressur.

sueddeutsche.de: Im Gegensatz zu herkömmlichen Wellness-Angeboten kostet die Durchführung Ihrer Tipps nichts oder kaum.

Engels: Unsere Wellness kostet ein Schweinegeld, das fängt ja mit unserem völlig überteuerten Buch an.

Riedinger: Ich finde auch, unsere Kreativität sollte bezahlt werden. Wenn ich mir so etwas ausdenke wie ein Kundalini-Floating in lauwarmem Wasser mit aneinandergeschlagenen Petersiliensträußchen, die Musik machen, und Walgesängen, die unter Wasser eingespielt werden bei gleichzeitiger Lichtbestrahlung, dann sollte man dafür auch ein paar tausend Euro auf den Tisch legen.

Engels: Das Ausprobieren der Tipps wie Positive Talking (ein Leben ohne "nein") oder der knusprigen Hände aus dem Toaster kostet nichts.

sueddeutsche.de: Positive Talking ist also Ihre Steigerung des Positive-Thinking-Trends. Wenden Sie das im Alltag an?

Engels: Man kann das natürlich versuchen, wenn man sich konzentriert. Uns ist beim Schreiben aufgefallen, dass man dann irgendwann keinen vernünftigen Satz mehr herausbringt. Aber das sind halt die Nebenwirkungen.

Riedinger: Man muss wissen, was man will: Ob man positive talken will oder, dass es irgendeinen Sinn ergibt, was man redet. Da muss man sich halt entscheiden.

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